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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zuzuhören. Ich hoffe nun, wenn Sie die Wahrheit von Ihnen erfährt «
    »Es tut mir leid, Dr. Wade, aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Jonas hob seine Aktentasche auf die Knie. »Ich habe in den letzten Monaten umfangreiche Recherchen angestellt, Pater, und ich habe jetzt die Erklärung für Marys Schwangerschaft.« Er öffnete die Tasche und entnahm ihr ein Bündel Papiere, das mit einer großen Büroklammer zusammengehalten war.
    Als er es vor Pater Crispin auf den Schreibtisch legte, schien dieser vor ihm zurückzuweichen. »Was soll das alles?«
    »Ich spreche von Parthenogenese, Pater. Jungfernzeugung.«
    »Was sagen Sie da?«Jetzt fuhr der Priester wirklich zurück. Und er war wütend. »Eben sagten Sie noch, wir müßten dem Mädchen diesen Wahn ausreden, und jetzt kommen Sie mir mit der gleichen Behauptung.«
    »Nein, Pater, da besteht ein entscheidender Unterschied. Mary glaubt an ein Wunder. Ich spreche von wissenschaftlichen Tatsachen. Selbstverständlich glaube ich nicht, daß Mary im Schlaf vom heiligen Sebastian heimgesucht wurde. Ich glaube jedoch, daß das Kind, mit dem sie schwanger ist, jungfräulich gezeugt ist. Auf diesem Blatt hier finden Sie eine Zusammenstellung meiner Befunde und -«
    »Dr. Wade!« Pater Crispin beugte sich vor und fixierte Jonas mit hartem Blick. »Mary Ann McFarland hat mit einem jungen Mann Geschlechtsverkehr gehabt. Davon ist sie schwanger geworden.«
    »Gewiß«, entgegnete Jonas begütigend, »so scheint es auf den ersten Blick. Aber wenn Sie gelesen haben, was ich -«
    »Es fällt mir nicht ein, das zu lesen, Dr. Wade.« Jonas schaute verdutzt.
    »Sie verlangen von mir, daß ich Marys Wahn, eine Heilige zu sein, ernst nehme. Sie verlangen von mir, daß ich sie in ihrer anmaßenden Behauptung, eine zweite Jungfrau Maria zu sein, unterstütze. Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Pater Crispin, was ich hier niedergeschrieben habe, hat mit Religion. und Theologie nichts zu tun. Es ist eine rein wissenschaftliche Erklärung dafür, wie es dazu kam, daß in Marys Körper eine Eizelle sich zu teilen und zum Fötus zu entwickeln begann, ohne daß geschlechtliche Beziehungen stattgefunden hatten.«
    »Sie behaupten also, daß sie unberührt ist?«
    »Ja.«
    »Dr. Wade.« Pater Crispin richtete sich kerzengerade auf und sah von oben auf seinen Besucher hinunter. »Sie machen mir mit dieser Geschichte meine Aufgabe noch schwerer.«
    »Ganz im Gegenteil, Pater. Wenn Sie nur lesen würden, was ich -«
    »Und wie ist es zur Teilung der Eizelle gekommen?«
    »Meiner Meinung nach war die Ursache ein Stromschlag.«
    »Aha.« Pater Crispin stand auf und ging zum Fenster. Jonas Wade den Rücken zugewandt, sagte er: »Dann ist also das Kind, das Mary Ann McFarland unter dem Herzen trägt, das Produkt einer physiologischen Absonderlichkeit?«
    »Ja, so kann man sagen.«
    »Und kann man dann auch sagen«, fuhr Pater Crispin fort und drehte sich um, »daß der Mutter des Herrn das gleiche Schicksal widerfuhr; daß Jesus Christus ein biologischer Zufallstreffer war?«
    Jonas war sprachlos.
    »Dr. Wade, wenn das, was Sie behaupten, wahr ist, wenn ein unberührtes Mädchen infolge eines körperlichen Schocks schwanger werden kann, was sagt das dann über die Heilige Jungfrau aus?« Pater Crispin seufzte tief und stützte sich mit beiden Händen auf die Rückenlehne seines Sessels. »Wofür halten Sie mich, Dr. Wade?« fragte er müde.
    »Jetzt war Jonas zornig, aber er beherrschte sich. »Pater Crispin, ich bin nicht hierhergekommen, um mit Ihnen theologische Debatten zu führen; ich wollte Sie darauf aufmerksam machen, daß wir hier vor einem sehr ernsten Problem stehen. Ob Sie mir nun glauben wollen oder nicht, mir obliegt es, für Marys gesundheitliches Wohl Sorge zu tragen, und da ich weiß, wie dieses Kind gezeugt wurde, sind mir auch die damit verbundenen Gefahren bekannt. Das ist der Grund, weshalb ich zu Ihnen gekommen bin; um Ihnen zur Kenntnis zu bringen, daß wir es möglicherweise mit einer äußerst kritischen Situation zu tun haben.«
    »Und die wäre?«
    »Es ist gut möglich, daß dieses Kind deformiert ist; daß es eine Missgeburt wird. Es ist ferner durchaus denkbar, daß die Geburt für Mary lebensbedrohend werden wird. Ich kann im Moment noch nichts mit Gewißheit sagen; ich muß warten, bis wir röntgen können, und selbst dann läßt sich nichts mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Pater, der Fötus, den Mary in sich trägt, ist kein normaler Fötus, und

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