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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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eine Verdächtige.
    »Aber wird dein Sohn dich nicht vermissen?«
    »Doch, und ich werde ihn auch vermissen, aber ich glaube, ich bin eine bessere Mutter, wenn ich mich eine Woche ausruhen darf.«
    Das Flugangstmädchen schaut mich aus schmalen Augen an.
    »Es ist ja nur eine Woche«, sage ich flehend, aber sie ist gnadenlos.
    »Aber für einen Zweijährigen ist eine Woche doch irgendwie total lang?«
    »Ja«, sage ich.
    Das Flugangstmädchen drückt die Hand ihres Freundes und küsst ihn auf die Wange. Er schaut von seiner Zeitung auf und küsst sie zurück. Sie schauen sich in liebevollem Einverständnis an.
    Dass es tatsächlich merkwürdig ist, Mann und Kind ohne einen triftigen Grund für eine Woche zu verlassen, das wurde mir bereits klar, als ich es Freunden und Verwandten erzählte. Die meisten fragten: »Stimmt etwas nicht zwischen dir und Johan?« Was vielleicht nicht ganz falsch war. Die Leidenschaft hielt sich im Januar in Grenzen, nach den ausgedehnten Reisen und Familienbesuchen über Weihnachten. Aber es war auch nicht schlechter als sonst, keine Ehekrise oder so. Nur überdurchschnittliche Müdigkeit kombiniert mit logistischen Meisterleistungen, wie wir das Bringen und Abholen von der Kita mit unseren Vollblutkarrieren in Einklang bringen sollen, von denen wir beide nicht lassen wollen.
    Und dann plötzlich beim Aufwachen war er da, der Abgrund, zum Beispiel an einem dunklen Morgen im Januar. Eine unendliche Müdigkeit. Ich schaute über die schneebedeckten Hausdächer und stellte fest, dass es schön aussah. Eine Märchenlandschaft. Für einen kurzen Moment lang kribbelte es, aber dann verwandelte es sich in eine sachliche Feststellung. Eine Emotionslosigkeit, die ich inzwischen nur allzu gut kenne.
    Wann hat es aufgehört zu kribbeln? Ich schaute meinen Mann an, der am Tisch saß und frühstückte. Er las den Sportteil genauso ungerührt wie ich den Kulturteil. Ich versuchte zu hören, was im Radio gesagt wurde, aber es waren nur Wörter, und ich wünschte, wir würden zu denen gehören, die am Morgen Musik hörten und nicht Radio. Und die Tee tranken und nicht diesen ekligen Kaffee. Ich wünschte, ich würde zum Frühstücken auf einem Sofa sitzen und klassische Musik hören und nachdenken. Aber Kaffee vergiftet mehr als Tee, und das Radio stört, deshalb passte es gut zur Emotionslosigkeit.
    Sigge spielte in seinem Zimmer und ich wurde schon bei dem Gedanken sauer, gleich durch den Schneematsch zur Kita hetzen zu müssen und dann weiter zu einer vollen und feuchten U-Bahn mit beschlagenen Fenstern.
    Immer gestresst, immer müde und oft sauer. Die Haare würden nass werden, weil ich die Mütze gestern in der Redaktion vergessen hatte, und ich wusste, ich würde frieren. Und wie ich den Januar hasste! Wirklich hasste.
    Manchmal tat es so weh, dass ich so tun musste, als würde ich in einem Film mitspielen: als emotionslose Mutter eines Kleinkinds. Ich posierte in einem chinesischen Morgenmantel auf dem Sofa. Vielleicht war ich sogar schön?
    Unser Hochzeitsfoto hängt in der Diele an der Wand. Wie eine grinsende Erinnerung an all unsere Träume. Was wir alles wollten. Am Hochzeitstag regnete es in Strömen, ich heiratete in einem gelben Regenmantel.
    Ich starrte das Foto an und sah meine rot geweinten Augen und die regennassen Haare, die am Kopf klebten. Ich weinte, weil ich so gerührt war von all den Freundlichkeiten, der Fürsorge und der Wärme, die wir von Freunden und Verwandten erfuhren.
    Damals fühlte es sich groß und erwachsen und schön an, dass wir heirateten. Aber schon ein paar Monate später musste ich mich darüber lustig machen, weil es so absurd war, dass ich geheiratet hatte.
    Es ist nicht so, dass ich Johan nicht liebe, das habe ich immer getan (außer in dem einen Jahr, in dem es in unserer Ehe kriselte), aber die Wahrheit war, ich konnte nicht dazu stehen, verheiratet zu sein.
    Ich ertrug den schmutzigen Ballast nicht, der unweigerlich mit der Ehe folgt. Den schlechten Geschmack im Mund, wenn ich daran dachte, wofür die Ehe steht. Jahrhunderte der Unterdrückung, Millionen unglücklicher Menschen, die im Hintergrund rumoren.
    Ich weiß nicht, wie ich mit meinen zwiespältigen Gefühlen umgehen soll, dass ich verheiratet sein will, obwohl ich keine einzige glückliche Ehe kenne. Es ist wie eine Blase auf der Zunge, die man ständig betastet. Obwohl sie brennt. Ich muss einfach alle kritischen Bücher lesen, die je über die Ehe geschrieben worden sind. Besonders in den

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