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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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hier wie ein Tier behandelt, werde ich mich weigern zu essen.
    Machen die das in Gefängnissen nicht auch so? Hungerstreik?
    Ich grübele gerade darüber nach, was Amnesty International zu meinen ‚Haftbedingungen’ sagen würde, da höre ich laute Stimmen.
    Verwundert schaue ich mich um, ich erinnere mich an die kaputten Fenster dieser Halle hier, offenbar streiten meine Entführer draußen und ich bekomme Wortfetzen davon mit.
    Der Mann, der mich verarztet hat, scheint sehr wütend zu sein. Ich höre, wie er etwas von ‚so nicht abgesprochen’ und ‚wie ein Vieh’ schreit. Einer der beiden anderen erwidert, dass ‚es scheißegal wäre, ob sie lebt oder stirbt’ und der andere pflichtet ihm bei.
    „Nein“, sagte ich entsetzt und ich kann nur hoffen, dass sich ‚mein’ Entführer durchsetzt.
    Dann höre ich Autotüren knallen, die Geräusche sind unterschiedlich, es müssen zwei Fahrzeuge sein. Meine Vermutung bestätigt sich, kurz hintereinander werden zwei Motoren angelassen und ich höre das Knirschen des Kieses, als die Wagen sich entfernen.
    ‚Okay, jetzt bist du also wieder allein’ , schießt es mir durch den Kopf. Mein Blick fällt auf das Essen, ich merke, dass ich nicht die Einzige bin, die sich dafür interessiert.
    Eine Ratte nähert sich vorsichtig dem Teller. Ob es die von gestern ist? Wo eine Ratte ist, da sind bestimmt auch mehrere, oder?
    Ich verhalte mich ruhig, beobachte, wie sich das Tier den Käse von dem belegten Brötchen herunterzieht. Sie hat niedliche Knopfaugen, aber ansonsten gefallen Ratten mir nicht besonders. Eilig verschwindet sie in der Dunkelheit. Durch das Wassergetröpfel höre ich ihre Schrittchen aber nicht.
    Ich krabbele auf allen Vieren zu dem Tablett und nehme das Essen hinunter. Ich schmeiße nacheinander den Apfel und die anderen Sachen durch die Halle. Ich will nichts davon essen, doch solange es in meiner Reichweite ist, besteht die Gefahr, dass ich doch schwach werde.
    Erschöpft lehne ich mich zurück an die Wand. Wie spät es wohl ist?
    Meine Gedanken wandern zu meinen Eltern, meinen Freunden. Ahnen sie etwas oder wundern sie sich erstmal nur, wo ich bin?
    Ich bin erwachsen, man wird nicht sofort nach mir suchen. Und ob meine Entführer meine Haarsträhne schon verschickt haben, ist ja auch fraglich.
    Ob schon jemand in meiner Wohnung nach mir schauen war?
    Ich lächele traurig. Meine Wohnung ist mein ganzer Stolz. Vor zwei Jahren bin ich aus der Villa meiner Eltern ausgezogen, obwohl ich dort auch ein eigenes Appartement hatte.
    Meine Eltern waren sehr traurig, als ich ihnen meinen Wunsch vorgetragen ha tte, aber sie haben dann eingesehen, dass es so das Beste ist.
    ‚Mein Mädchen wird flügge’ – ich vergesse nie den wehmütigen Blick meines Vaters, als es dann soweit war und der Möbelwagen vor der Türe stand.
    Meine Wohnung l iegt in einem sehr hippen Stadtviertel und ist groß und hell. Papa hat darauf bestanden und für mich extra einen Makler angeheuert. Mein Vater hat die Wohnung direkt gekauft, als Kapitalanlage. Wenn mein Studium beendet ist und ich bei meinem Vater in der Firma einsteige, werde ich alles selbst bezahlen. Das ist auch so mit meinen Eltern vereinbart, die das aber nicht so richtig einsehen wollen.
    Klar bin ich verwöhnt worden. Aber welche Eltern, die die finanziellen Mittel haben, tun das nicht mit ihren Kindern?
    Ich kann mir die schönsten Klamotten leisten – warum soll ich sie mir dann auch nicht kaufen? Natürlich renne ich nicht jeden Tag in Designerfummeln rum oder shoppe in den teuersten Läden, auch wenn das einige von mir annehmen. Aber wenn ich ausgehe, dann möchte ich eben schön angezogen sein.
    Ich schaue wieder an mir hinunter. Viel von meiner ehemals weißen Tunika ist nicht mehr viel zu sehen. Mein Oberteil sieht aus wie eine dreckige graue Gardine und die Hose ist auch nicht mehr schwarz, sondern hat die Farbe des Fußbodens angenommen, genauso wie meine nackten Füße.

    Allmählich bekomme ich doch Durst und ich gehe zu meiner Trinkquelle. Irgendwie erinnert mich das Ganze an eine Nagertränke, die mein kleiner Bruder früher an seinem Zwergkaninchenstall hatte, nur war die sauberer.
    Ich trinke soviel, bis mein nötigster Durst gestillt ist. Doch auch meine Zurückhaltung bei der Flüssigkeitszufuhr hilft nicht viel, ich muss mal.
    Ich stöhne innerlich auf, aber lange kann ich das nicht zurückhalten, bis meine Blase streikt. Wenigstens muss ich nur ‚so’ – kann man eigentlich auch an

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