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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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QUASI, seit ein paar Monaten. Da herrschte die reinste Goldgräberstimmung, denn es ging darum, einen etwas unbedarften Kunden nach allen Regeln der Kunst übers Ohr zu hauen und ihm möglichst teure Programme anzudrehen. Für mich als Sekretärin leicht zu durchschauen. Ich war zuständig für 60 bis 70 Mitarbeiter, und fast täglich kamen neue hinzu oder es wechselten auch mal die Gesichter. Praktisch jeder Arbeitsplatz beim Projekt war ein Schleudersitz, es konnte einen jeden Moment hinauskatapultieren – durch einen Fehler, eine Intrige, oder einfach nur so.
    Meinen Posten hielt ich noch für relativ sicher, war aber auch angesteckt durch die allgemeine Stimmung und beeilte mich meistens, das viele Geld, was ich hier verdiente, rauszupulvern. Wir gingen mittags beispielsweise zum Thailänder und speisten, und zwar nur vom Allerfeinsten.
    Ich war Freelancer, wie viele hier – für mich ein Novum, es schien mir ungewöhnlich, und genau das hatte mich auch angezogen: als freiberufliche Sekretärin zu arbeiten, die Rechnungen ausstellte für ihre Arbeitskraft und die stundenweise gut bezahlt wurde. Und der Job forderte einen total. Es kam vor, dass ich am Tag 14 Stunden abrechnete. Meine eigenen Rechnungen schreiben war zu meiner Lieblingsnebenbeschäftigung geworden, und mein Durchschnittseinkommen betrug fünf- bis sechstausend Euro im Monat. Der reine Wahnsinn.
    Also, mit der Moral war es nicht weit her beim Projekt, wie oben schon angedeutet. Jeder belauerte jeden, es ging wölfisch zu, wobei ich glaube, dass das eine Beleidigung für Wölfe ist …
    Als Sekretärin befand ich mich oft im Auge des Sturms, oder vielmehr: Ich schuf das Auge des Sturms, war der ruhende Pol, zu dem alle strömten, wenn sie sich ausweinen, auskotzen oder sonstwie irgendwas wollten … (nee, einen Quickie im Büro lieferte ich definitiv NICHT) außerdem war ich beinahe die einzige Frau, und ich spürte, wie das das gesamte Projekt vor unterdrückter Sexualität nur so vibrierte.
    Bei mir gab es Kaffee, ich hörte zu und spendete Zuspruch.
    Frankie kam besonders oft, so dass ich mich irgendwann fragte, wann er überhaupt noch seiner Arbeit nachging.
    Und so waren wir also hier gelandet.
    Das Ambiente gefiel mir. Das rosa gebratene Lammfilet schmeckte ausgezeichnet, der fruchtig-helle Wein perlte köstlich auf meiner Zunge. Eine wunderschöne Einstimmung.
    Trotzdem wurde ich allmählich ein kleines bisschen unruhig.
    Es war peinlich. Obwohl ich mich sehr nach erfüllender Erotik sehnte, blieb ich so trocken wie die Atacamawüste. Mist.
    Während ich versuchte, mein Unbehagen zu verdrängen, streifte mein Blick – nicht zum ersten Mal – den sehr attraktiven, hochgewachsenen Kellner, der immer wieder an unseren Tisch kam. Er war jung und hatte dunkle Augen, die ebenfalls über mein Gesicht glitten, und zwar ohne zu lächeln. Trotzdem spürte ich ganz deutlich, dass ich ihm gefiel. Der Kellner, eine elegante Erscheinung, strahlte trotz seiner Jugend eine eigenartige Würde aus – ich konnte es nicht besser beschreiben. Plötzlich ertappte ich mich bei dem Wunsch, er und Frankie würden die Plätze tauschen.
    Sofort zwang ich mich, diesen Gedanken zu verdrängen und das Beste aus meiner Situation zu machen.
    Wir waren mit dem Dinner inzwischen beim Dessert angelangt und bei der Konversation beim Thema »Lieblingsfilme«. Ich erzählte Frankie von dem trashigen Film »Waxwork«, den ich gleichwohl heiß und innig liebte. Es fiel mir nur einigermaßen schwer zu erzählen, wieso, und als ich den Inhalt auch nur kurz beschrieb, lachte Frankie ungläubig auf.
    »Entschuldige mal, aber das hört sich wirklich nach Trash an«, prustete er.
    Idiot, dachte ich leicht verärgert, das hab ich doch gesagt. Flüchtig ging es mir auch durch den Sinn, dass der Typ offenbar oberflächlich war und sich nicht wirklich für sein Gegenüber interessierte – sonst hätte er schließlich gefragt, was mir denn besonders gut an dem Film gefiele, welche Szenen, und welche Schauspieler mitwirken würden. Bei seinem Lieblingsmovie hatte ich mich pflichtschuldigst nach all diesen Dingen erkundigt, obwohl ich mir kaum einen Streifen vorstellen konnte, den ich noch langweiliger fand als »Drei Männer und ein Baby«.
    Frankie schaute mich an, und während seine Hand über den Tisch wanderte und die meine bedeckte, spürte ich gleichzeitig eine Berührung an meinem Bein.
    »Na, über Geschmack lässt sich nicht streiten«, meinte er, »macht doch nix, wenn wir uns

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