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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Weise, Folliot, war ich imstande, alles zu empfangen. Das Bewußtsein ist ein untergründiges und komplexes Organ. Madame Mesmers Vorfahr widmete sein Leben dem Studium, und er kratzte dennoch erst an der Oberfläche. Als Sie versuchten, mir Botschaften zu schicken, durchdrangen Sie die Barrieren, die unsere Welt vom Dungeon trennen. Aber Sie müssen sich über folgendes klarwerden, Folliot: Ihre Erlebnisse, die, sagen wir, in zwei, drei Jahren zusammengedrängt wurden, diese Erlebnisse verteilten sich für mich über eine Spanne von achtundzwanzig Jahren.«
    Er ließ Clives und Clarissas Hände los und fiel in die Kissen zurück. »Könnte ich bitte eine Tasse Tee mit Brandy haben? Würden Sie bitte einem Diener läuten, Madame Mesmer?«
    Clarissa stand auf. Als sie so über ihm stand, vernahm Clive ihren Duft, einen untergründigen Geruch. Er traf ihn bis ins Innerste.
    »Wir wollen lieber keine Diener um uns haben, Herr du Maurier. Ich kenne mich in Ihrem Haushalt aus. Ich werde Tee und Brandy selbst holen.«
    Sie huschte aus dem Zimmer.
    Du Maurier winkte Clive, und er beugte sich über das Gesicht des alten Mannes.
    »Seien Sie vorsichtig mit ihr, Folliot!«
    Clive zog sich erstaunt zurück. »Sie ist Ihre persönliche Hilfe, oder nicht? Sie schreiben ihr wunderbare Kräfte zu.«
    »Die hat sie auch!«
    »Aber...?«
    »Ich bin weder bezüglich ihrer Kräfte noch ihrer Arbeit argwöhnisch. Es sind ihre Motive. Ihre Absichten.«
    »Was wissen Sie von ihr?«
    »Ich bestellte sie vom Kontinent hierher.«
    »Und sie kam.«
    »Ja -aber nicht direkt. Nach der Ankunft vom Kontinent machte Madame Mesmer erst einen Besuch auf dem Lande.«
    Der alte Mann senkte die Stimme zu einem Flüstern. Er hatte bereits so leise gesprochen, daß sich Clive übers Bett beugen mußte, aber jetzt sah sich du Maurier furchtsam um und versicherte sich, daß niemand ihrer Unterhaltung lauschte. »Ehe sie zu mir kam«, erklärte er, »besuchte sie Tewkesbury.«
    »Tewkesbury!«
    »Ja.«
    »Aber -das ist mein altes Zuhause. Es war das Zuhause meiner Kindheit. Mein Bruder Neville wird den Baron Tewkesbury beerben, falls er lebendig aus dem Dungeon zurückkehrt -und ich werde ihn beerben, falls Neville stirbt.«
    »Das weiß ich alles, Folliot.«
    »Und in Tewkesbury... Was tat Madame Mesmer da?«
    »Ich weiß nur, daß sie dem Landsitz der Tewkesburys einen Besuch abstattete. Daß sie dort Ihren Vater sah, den Baron, und ...«
    »Sind Sie sicher?« unterbrach ihn Clive. »Ich glaubte, den Baron im Dungeon gesehen zu haben, aber dann war's offenbar doch nicht wirklich er, sondern eine erstaunliche Kopie.«
    »Arthur Folliot, Baron Tewkesbury, hat während Ihrer Abwesenheit England nie verlassen. Wenn Sie einen Mann trafen, der der Baron zu sein vorgab, hatten Sie es offensichtlich mit einem Betrüger zu tun.«
    »Dann muß ich nach Tewkesbury! Mein Vater ist trotz aller Fehler der Titelhalter eines Barons und Oberhaupt unserer Familie. Er ist berechtigt, einen Bericht über die Suche nach seinem Erben zu erhalten.« Clive zögerte, als ihn ein anderer Gedanke wie ein Schlag traf.
    »Aber wenn dies wirklich das Jahr 1896 ist, du Maurier, müßte der Baron achtundzwanzig Jahre älter sein als das letztemal, da ich ihn sah. Er wäre ...« Er verfiel in Schweigen.
    »Ja.« Du Maurier lächelte. »Er wäre ein alter Mann, wie ich. Das Altwerden ist für mich allmählich tatsächlich zur Last geworden, Folliot. Fürchten Sie sich nicht davor, es auszusprechen. Fürchten Sie sich nicht davor, es anzuerkennen. Ich versichere Ihnen, ich ziehe das Altwerden bei weitem der anderen Möglichkeit vor, die mir bekannt ist.«
    Er wartete geduldig und lächelte nachsichtig, während Clive die verquere Logik seiner Feststellung entwirrte.
    »Baron Tewkesbury residiert nicht allein auf Tewkesbury. Ich habe guten Grund zu der Annahme, daß Ihr Bruder bei ihm ist, der kürzlich in Begleitung eines Missionars eintraf, eines Vaters O'Hara.«
    »Vater O'Hara!«
    Die Worte waren kaum Clives Lippen entflohen, da schwang die Tür zu du Mauriers Zimmer auf, und Clarissa Mesmer trat ein.
    »Still!« flüsterte du Maurier Clive zu. Er setzte sich wieder auf und streckte die Hand nach der Frau aus.
    »Sie sind zu gütig, Madame«, sagte der alte Mann.
    »Ich bin Ihnen zu Diensten, so gut ich kann, Herr du Maurier.« Sie trug ein verziertes Silbertablett zum massiven Schreibtisch hinüber. Auf dem Tablett standen Tassen und Untertassen, eine Silberkanne mit dampfendem Tee und

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