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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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anzutreten und anderswo nach einer Möglichkeit zu suchen, zum Bahnhof zu gelangen.
    Aber er hatte keine Chance zum Rückzug.
    Noch ehe seine Augen Zeit gefunden hatten, sich auf die stärkere Beleuchtung einzustellen, wurde er an beiden Ellbogen ergriffen und halb in den Raum gebeten, halb hineingezerrt. Es war nicht so, daß die beiden Individuen mit brutaler Kraft zugepackt hätten. Nein, es waren zwei der attraktivsten -und dreistesten Frauen, denen er je begegnet war.
    Er hatte Sklavenfrauen in Sansibar gesehen, die zum Verkauf angeboten worden waren; er war afrikanischen Mädchen begegnet, die sich ebenso selbstverständlich nackt wie Eva zeigten, wie sich eine englische Dame nichts dabei dachte, ihre blitzenden Augen zu zeigen. Aber er hatte nie zuvor Frauen gesehen, die so aufgetakelt waren, um die animalische Seite eines Mannes zu erregen, wie diese beiden.
    Eine davon hatte blondes Haar, ein herzförmiges Gesicht, lange gebogene Augenbrauen. Rouge auf den Wangen und bemalte Lippen. Das Gewand, ein glänzendes Blau, war so tief ausgeschnitten, daß ihre üppigen Brüste für den größeren Clive Folliot deutlich zu sehen waren. Die Arme waren von der Schulter bis zum Ellbogen nackt, und die langen Handschuhe bedeckten sie von dieser Stelle bis zu den Fingerspitzen. Das Oberteil des Gewands war weit geschnitten, aber der Rest lag so eng am Rumpf an, daß jede ihrer Kurven deutlich sichtbar wurden.
    Ihr Gegenstück, das Clive am anderen Arm gepackt hielt, hatte derart rote Haare, wie sie ihr von Natur aus niemals geschenkt sein konnten. Die Augenbrauen waren nachgezogen, und sie hatte Lidschatten aufgelegt, so daß die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf und auf das Grün gelenkt wurde, das zum Haar in Kontrast stand, jedoch vollendet zu ihrem Gewand paßte. Das Gewand war gleichfalls tief ausgeschnitten, wenngleich nicht ganz so tief wie das Kleid ihrer Partnerin. Aber als sie sich umdrehte, fiel Clive auf, daß der Rücken des Gewands über die Taille hinaus ausgeschnitten war.
    Er keuchte und wollte sich zurückziehen, aber die beiden Frauen zogen ihn weiter. Die Blonde sagte: »Kumma, wat wir hier harn, Süße!«
    Die Rothaarige sagte: »Dat is der Hübschste von allen heut abend, nich?«
    Sie lachte, und ehe Clive wußte, wie ihm geschah, war er auch schon den halben Weg in den Raum hineingegangen. Eine lange Theke aus Mahagoniholz lief an der einen Wand des Etablissements entlang, und eine Anzahl Barkeeper reichte die Getränke über die Theke und kassierte dafür. In einer entfernten Ecke stand ein Trio aus drei Frauen auf einer Bühne und sang wehmütig zu den Klängen eines Drei-Mann-Orchesters. Der Refrain des Lieds und (wie Clive vermutete) dessen Titel lautete: »Das Haar hing weit über den Rücken hinab.« Sowohl die Worte als auch der Vortrag der Sängerinnen überraschten Clive, der die zurückhaltenderen Darbietungen eines Vierteljahrhunderts gewohnt war.
    Die beiden Frauen lotsten Clive zu einem leeren Tisch, offensichtlich dem einzigen leeren Tisch in diesem Etablissement.
    »Trink wat, mein Süßer!« drängte der Blondkopf.
    »Hol ma 'ne Pulle«, verbesserte der Rotschopf, »'ne Pulle und drei Gläser, und dann feiern mer janz für uns, nich?«
    Sie beugte sich zu ihm herüber, und er roch den Gin in ihrem Atem und das Parfüm in ihrem Haar.
    »Ich muß gehen«, sagte Clive.
    »Noch 'n büschen, Schätzchen.«
    »Wenn mer unsre Feier gehabt ham, meine Süßen.«
    Die Tische rings um Clive waren vollbesetzt mit stämmigen Männern und aufgetakelten Frauen. Ein breitschultriger Rohling mit gestreiftem Hemd und der Mütze eines Seemanns wandte sich um und starrte Clive neugierig an.
    »Kuckt euch ma den da an, Kumpels!« rief er seinen Gefährten zu.
    »Bisse nich im falschen Stadtteil?« knurrte ein anderer Seemann.
    »Du wills dich also bei uns hier unten amüsieren, un dann zu deinen aufgeblasenen Freunden zurückgehen, Brigadier?«
    Clive schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Jetzt hört mal zu, Männer, ich bin nur auf der Suche nach einer Bahnstation hier reingekommen, und ich wäre glücklich, wenn mir jemand einfach den Weg zeigen würde und ich wieder gehen könnte.«
    »Einfach hier reingekommen!« brüllte der erste Seemann.
    »Zeig mir den Weg!« äffte der zweite nach und ließ den Worten ein höhnisches Gelächter folgen. »Wir wer'n dir den Weg schon zeigen, du Lackaffe, wenn du was wills!«
    Die Seeleute standen auf und schwankten unsicher auf Clive zu. Seine beiden

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