Bizarre Beziehungen - V 1.0
ernsthafte Schwellung gebildet. Dennoch gefiel ihm die Färbung der Wunde nicht, ebensowenig wie das pochende, pulsierende Gefühl, das bis hinauf in den Arm strahlte.
»Sidi, Horace«, begann er, »weiß jemand von euch ...«
Aber er kam nicht weiter. Ein fernes Etwas glitzerte im Licht der noch ferneren Sonne. »Was war das?« keuchte Clive.
»Sieht aus wie ein Ren-Schiff!« antwortete Horace keuchend.
»Ren-Schiff? Du meinst einen Raum-Zug? Oder einen anderen Wagen, so wie den hier?«
»Nicht genau, Sör! Hab keine Zeit zu erklären! Sidi, Mörser bereit!«
Zu Clives Erstaunen öffnete Sidi Bombay erneut den Sitz, der das Miniatur-Waffenarsenal des Wagens enthielt. Er entnahm eine Waffe mit einem röhrenförmigen Lauf und schwerer Basisplatte, die Clive sehr an die Mörser erinnerte, mit denen er während seines Diensts bei den Horse Guards Ihrer Majestät umgegangen war.
»Ist das wirklich ein Mörser?« rief Clive aus.
Sidi Bombay sagte: »Eine Art Mörser, so kann man sagen, Major Folliot.«
»Aber du wirst das Dach des Wagens wegballern, wenn du damit schießt!«
»Der Major vergißt, daß die Ordolit-Waffen Blitze aus purer Energie abfeuern, keine materiellen Objekte. Der Zweck dieser Röhre ist es, die Energie zu bündeln, so daß unser Wagen unbeschädigt bleibt, aber sie hat den gewünschten Effekt bei demjenigen, auf den man gefeuert hat.«
Clive wartete den rechten Augenblick ab, während er Sidi beim Zusammenbauen des Mörsers zusah. Es war offensichtlich, daß Sidi genau wußte, was er tat, und daß er darin Experte war. Hilfe anzubieten - Störung! - wäre schlimmer als nutzlos.
Durch die transparenten Wände des Wagens sah Clive das Schiff der Ren näher kommen. Es unterschied sich wesentlich von dem ihren.
»Es erinnert mich irgendwie an Chang Guafe!« rief Clive aus, während er an Horace Hamilton Smythe vorbei hinausspähte.
»Wie das, Sör?«
»Es sieht aus wie - wie eine Kombination aus Maschine und Lebewesen. Sieh mal, Horace! Es hat Fühler und Klauen wie eine Krabbe! Es änderte während der Annäherung an uns sein Äußeres!«
»Ja, Sör! Ich kenne mich mit Ren-Schiffen einigermaßen aus, Sör!«
»Das muß während der Jahre unserer Trennung geschehen sein, Horace! Und dennoch bist du offensichtlich nicht älter als zu der Zeit, da wir einander auf der achten Ebene sahen!«
»Da haben Sie recht, Sör!« entgegenete Smythe lakonisch.
»Aber wie kann das sein, Horace? Sowohl mein Bruder als auch mein Vater sind ganz normal gealtert, genauso wie mein Freund du Maurier, bis zum Rand des Grabes.«
»Wenn ich es erklären dürfte, bitte«, warf Sidi Bombay ein. »Als jemand, der sowohl älter als auch jünger geworden ist, habe ich vielleicht ein gewisses Verständnis dafür.« Als weder Clive noch Horace Einspruch erhoben, fuhr Sidi Bombay fort: »Man könnte sagen, daß Sergeant Smythe und ich unser Leben in Schüben gelebt haben. Wie ein flacher Stein der über das Wasser eines Teichs geworfen wird, Clive Folliot - drücke ich mich da klar genug aus?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, Sidi Bombay. Ich bin mir nicht sicher, daß ich den springenden Punkt mitbekommen habe.«
»Nun, sieh mal, Clive Folliot. Der Stein mag einen Teich von ziemlicher Breite überqueren, während er in Wirklichkeit die Oberfläche des Wassers nur wenige Male berührt, aber jedesmal nach der Berührung weiterhüpft. So sind Sergeant Smythe und ich über die Jahre gehüpft, und wir sind nur hier und da heruntergefallen, um notwendige Aufgaben zu erledigen. Du warst achtundzwanzig Jahre lang von der Erde weg - wir sind nur wenige Jahre insgesamt weggewesen, haben jedoch die gleiche Spanne von achtundzwanzig Jahren überbrückt.«
Hinter Clive ertönte ein Bumm und ein Wusch. Er nahm einen seltsamen Geruch im Wagen wahr und schloß daraus, daß es Ordolit-Treibstoff war.
Über dem Wagen beschrieb ein Energieball seine bogenförmige Bahn durch den schwarzen Himmel. Der Ball war von einem leuchtenden Magentarot, und er pulsierte und glänzte, während er vom Wagen wegtrieb.
Der Magentaball drehte und wand sich, als wäre er etwas Lebendiges. Wenngleich er kein vernehmbares Geräusch von sich gab, hatte Clive den Eindruck, daß er fauchte wie ein angriffslustiger Panther. Er schwang sich hinüber zum Ren-Schiff.
Das Ren-Schiff tauchte weg, um dem Ball auszuweichen.
Der Magentaball änderte seinen Kurs und folgte dem Schiff.
Der Ball flog knisternd und Funken sprühend wie eine Silvesterrakete
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