BKA - Die Jaeger des Boesen
Belästigungen« steht den Personenschützern für den Dienstgebrauch (VS) ein zweiundfünfzigseitiger »Leitfaden« für ihre Aufgaben zur Verfügung, in dem verschiedene Fälle aus dem »Zuständigkeitsbereich des Bundeskriminalamtes« samt Fallanalysen geschildert werden. Sie arbeiten immer als Team. Am wichtigsten ist die Arbeit eines Vorkommandos, wie das in ihrer Umgangssprache heißt, bei Staatsbesuchen. Genaue Ermittlungen im sogenannten Vorfeld sind die Voraussetzungen für ein Höchstmaß an Sicherheit.
Mit diesem Wissen könnte ich jetzt immerhin schon mal ein Organigramm des BKA aufzeichnen. Eine Kamera, in dem Fall verankert in meinem Kopf, hat sich von oben an die Festung herangezoomt, so ähnlich wie die zu Beginn des Filmklassikers Casablanca, hat einzelne Häuser und deren Bewohner identifiziert, aber was genau die machen und wie, ist noch nicht erkennbar.
Sobald beim Bundeskriminalamt die tägliche Arbeit beginnt, herrscht normale Geschäftigkeit wie in jeder anderen Behörde auch. In den Büros jedoch hängen keine röhrenden Hirsche auf Waldlichtungen, sondern Plaketten und Wimpel und Trophäen und Auszeichnungen, die ihre Bewohner von Dienstreisen ins nahe oder ferne Ausland mitgebracht haben. Die Internationale der Polizei tauscht nicht nur Erfahrungen aus bei ihren Kongressen oder gemeinsamen Einsätzen, sondern wie jeder anständige Verein Pokale und Urkunden. Auch aus der Kantine riecht es nicht anders als anderswo, und dass am Schwarzen Brett für Wochenendausflüge geworben wird oder für einen Fitnesskurs, fällt auch nicht aus dem firmenüblichen Rahmen. Flure und Etagen im Haupthaus W1 des BKA – die beiden anderen Wiesbadener Dependancen arbeiten in renovierten ehemaligen US-Kasernen und heißen W2 und W3 – sind so verwinkelt angelegt, dass sich dort nur ausgebildete Spürhunde zurechtfinden.
Das ist keine geschickte Taktik, um Eindringlinge zu verwirren, sondern beruht auf kreativen Einfällen der Architekten. Nicht ermittelt
werden konnte, ob es für diesen Geniestreich lang anhaltenden Beifall gegeben hat. Was Raum lässt für interdisziplinäre Scherze. Ob jenseits der verwinkelten Zwischengeschosse in geheimen Leerräumen, die es nur in der Fantasie der Planer gab, ein paar Skelette von Beamten ruhen, weil sie da niemand vermutet? Da lacht sogar mein ernster Begleiter mal.
Um spezielle Verbrecher wirksam zu bekämpfen, braucht es Spezialisten. Die bewerben sich, sobald im polizeilichen Intranet freie Stellen ausgeschrieben werden. Juristen fangen nach dem Universitätsabschluss direkt beim BKA an, steigen im Laufe ihrer Karriere im höheren Dienst manchmal sogar ganz nach oben auf, doch parallel bildet das Bundeskriminalamt in einem dreijährigen Lehrgang seine künftigen »Top Guns« selbst aus. Abitur ist Voraussetzung, dann wird studiert – nicht ganz so wie an anderen Hochschulen, denn neben dem theoretischen Unterricht gehört intensives Training auf dem Schießstand dazu oder Übungen in der Kunst unauffälliger Observierung. Obligatorisch für eine Karriere im höheren Dienst ist die vor Ort in den sechzehn Bundesländern erworbene Praxis, ist die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungslehrgängen, weil auch die von der anderen Seite sich in ihrem Metier laufend fortbilden, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.
Die Hälfte der Firmenmitarbeiter sind ausgebildete Kriminalbeamte, bewährt in alltäglichen Ermittlungen und Fahndungen in Landeskriminalämtern, geschult in Polizeihochschulen. Ihr Stolz auf professionelle Leistungen ist berechtigt. In anderen Firmen würde man den Corporate Identity nennen. Aber ohne ihre Kollegen von der Wissenschaft wären sie nur halb so gut. Oder um es positiv zu sagen, getreu dem Eigenlob auf der Homepage des Amtes: »Die Labors des BKA sind auf dem neuesten technischen Stand der Wissenschaft. Ob physikalische, chemische oder biologische Verfahren, ob Tatwerkzeugspuren, Schusswaffenvergleiche oder Analysen von Stimme und Sprache: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes sind mit allen modernen Ermittlungsmethoden vertraut.«
Das stimmt. Deshalb sind die hoch qualifizierten Wissenschaftler in der Kriminaltechnik, der KT, im klassischen Sinne nur Dienstleister, aber ohne ihre Dienste könnten die Kriminalbeamten nicht das leisten, wozu sie verpflichtet sind qua Dienstvertrag. Technik im BKA dient dieser Sache, leistet also einen Beitrag zum Dauerauftrag, denen von der anderen Seite ihr Leben möglichst
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