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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Bundeskriminalamtes beworben hat, ist promovierte Agrarwissenschaftlerin und macht das, was er an menschlichen Spuren untersucht, bei Pflanzen. Eine faszinierende Technik. Sie erzählt mir davon anhand eines konkreten Falles: Vor über zehn Jahren hatte ein Jogger im Wald unter einer Stieleiche eine tote Frau entdeckt und die Polizei alarmiert. Sie war ermordet worden. Der Ehemann geriet schnell in Verdacht. Er hatte mehrmals, wie Zeugen aussagten, wütende Drohungen gegen seine von ihm getrennt lebende Frau ausgestoßen, darunter auch die, dass er sie eines Tages totschlagen würde. An der Leiche wurden Spuren gefunden, die eindeutig von ihm stammten, aber die waren noch keine Beweise für einen Mord. Er wurde verhaftet, musste aber bald aus der U-Haft entlassen werden. Die Tat, begangen 1998, schien ungesühnt zu bleiben. Ein einziges Blatt hatten die Ermittler im Kofferraum des Verdächtigen gefunden, das Blatt einer Stieleiche, aber von dieser Art gibt es Zigtausende Exemplare in Deutschland. War also nicht beweiskräftig.
    Die Kollegen vom zuständigen Landeskriminalamt legten dennoch das Blatt in ihrer Asservatenkammer ab. Sechs Jahre später, 2004, wurden per Intranet die Beamten aller Landeskriminalämter darüber informiert, dass es dank neuer Erkenntnisse möglich sei, beim BKA selbst nur geringe pflanzliche oder tierische Spuren von Tatorten genetisch zu untersuchen. Woraufhin der damalige
Mordermittler bei den Spezialisten in Wiesbaden anfragte, ob sie mit jenem Blatt aus dem Kofferraum jetzt mehr anfangen könnten als er damals. Konnten sie. Sie stellten fest, zu welchem Baum das Blatt gehörte. Es war genau der Baum, unter dem damals die Leiche der Frau gelegen hatte. 2006 wurde der Ehemann wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
    Den Spezialisten von KT 54 gelingt es, bei Aufnahmen von Erpressern oder Geiselnehmern bis auf dreißig Kilometer genau herauszuhören, aus welcher Gegend, aus welchem Ort der Sprecher stammt. Audiovisuelle Analysen der Videobotschaften von Osama bin Laden und seiner Helfer sind nicht mehr nur ein Fall für die CIA oder den MI5, sondern auch fürs Bundeskriminalamt, seit fanatische junge Deutsche im internationalen Terrorismus mitmischen und per audiovisueller Botschaft das Land bedrohen, in dem sie aufgewachsen sind. Ein anderer Experte, Astrophysiker, benutzt bei KT 16 mathematische Methoden, mit denen er sonst die Strukturen in Sternen erforscht hat, um auf Erden zu beweisen, wo bei Bränden wann was geschehen ist, und bei Bedarf hilft ihm der Kollege aus KT 16, weil der bestimmen kann, wo die Zünder gebaut wurden, die zur Explosion führten.
    Weil die Fälschung von Arzneimitteln mehr Geld einbringt als der weltweite Rauschgifthandel – geschätzte siebzig Milliarden Dollar pro Jahr –, setzen Toxikologen im Amt Methoden und Erkenntnisse ein, auf die sie beim Aufbau der weltweit größten Ecstasy-Tablettensammlung gestoßen waren. Die Wissenschaftler beschäftigen sich nicht wie Rechtsmediziner mit Giften in Körpern, sondern mit denen in Feststoffen. Bei synthetischen Drogen, auch Designerdrogen genannt, wie Speed oder Ecstasy, können sie aufgrund der Zusammensetzung einer einzelnen Tablette sogar feststellen, aus welchem Labor die Droge stammt und in welchem Land sich das befindet. Bei im Internet angebotenen gefälschten Medikamenten aller Art oder Potenzmitteln wie Viagra ist das schwerer. Das kriminelle Dunkelfeld ist groß.
    Wie groß, das lässt sich ahnen, sobald Zahlen aus dem Hellfeld auftauchen, wenn es zumindest für die Statistik einen Erfolg
zu vermelden gibt: 2008 beschlagnahmten Zollbeamte bei einer von EUROPOL koordinierten Aktion vierunddreißig Millionen gefälschte Tabletten. Hauptsächlich wird mit Lifestyle-Produkten gehandelt – Appetitzügler oder Haarwuchsmittel, Potenz oder Muskelkraft steigernde Substanzen. Allen ist gemeinsam, dass sie weder geprüft noch gar zugelassen sind und teilweise tödliche Nebenwirkungen haben. Bei einer weltweiten Razzia in vierzig Ländern, zwei Jahre später in Deutschland durchgeführt vom Bundeskriminalamt, den Landeskriminalämtern und der Zollfahndung, wurden Hunderte von Produzenten festgenommen und Tausende schädlicher Arzneimittel beschlagnahmt.
    Solche spektakulären Erfolge der Polizei schrecken die Hersteller nicht ab, denn die Gewinnmargen sind riesig. Originale AIDS-Therapeutika kosten legal pro Packung bis zu zweitausend Dollar. Die Fälscher sind nicht nur gewöhnlich gut organisierte,

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