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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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erworbene Geld auf das Konto eines Finanzagenten transferiert, der in Deutschland wohnt. Dieser Mittelsmann wiederum hebt alles ab, zahlt cash ein zum Beispiel bei Western Union, womit die Spur des Geldes verwischt ist. Gelockt werden die Strohmänner mit dem unverfänglichen Versprechen, online natürlich, dass sie auf bequeme Art nebenbei ein paar tausend Euro verdienen können, falls sie für eine bestimmte Provision Finanzgeschäfte erledigen. Die Zahl der Bewerbungen für solcherlei Jobs ließ zur klammheimlichen Freude der Cyber Cops beim BKA merklich nach, als unter ausführlicher begleitender Berichterstattung über den Fall ein Finanzagent, im Hauptberuf Ingenieur, für seine kriminelle Nebentätigkeit zu dreieinhalb Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt wurde.
    Im fein gesponnenen Netz der Spinne BKA soll sich Beute
sammeln, in allen klassischen Bereichen der schweren Kriminalität wie Rauschgifthandel, Waffenschmuggel, Zwangsprostitution, Terrorismus, Geldwäsche. Das BKA reagiert, falls sich Verdächtiges in seinem Netz bewegt, per Weitergabe von Informationen über Ort und Zeit an die zuständigen Behörden, oder es fährt selbst, falls es das BKA-Gesetz erlaubt, seine bekannt langen Arme aus. Bei Datennetzen, wie die ZaRD sie definiert, geht es aber um globale Dimensionen. Es gibt rund drei Milliarden Sites im World Wide Web, hundertfünfzigtausend Newsgroups im Usernet und beispielsweise mehr als fünfundzwanzigtausend Chatkanäle im Internet Rely Chat – also verdammt viele virtuelle Möglichkeiten, real kriminell zu werden.
    Aber es funktioniert auch noch das, was man früher Bauerntricks nannte, mit denen blauäugige Gimpel geleimt wurden. Leider ist es mir bis heute nicht gelungen, eine Dummheit dieser Art aus meinem Gedächtnis zu löschen. Ein gebrochen deutsch sprechender Mann, der Bargeld brauchte für die Rückfahrt nach Mailand, weil ihm angeblich außer einigen Lederjacken, die im Auto deponiert waren, alles geklaut worden war, bot mir die Jacken für dreihundert Mark an – so viel würde in etwa das Benzin kosten für seine Heimreise. Ich kaufte sie ihm ab und nahm sie mit nach Hause. Unter dem Hohngelächter meiner Familie wurde die lederfreie Ware umgehend auf dem nächstbesten Flohmarkt als Gesamtpaket für zehn Mark verscherbelt.
    Meist wird der Leim online ausgelegt. Auf der vertraut erscheinenden Website seiner Hausbank, die allerdings nicht von dieser stammt, sondern von Cyber Criminals nachgemacht wurde, wird etwa ein Kunde aufgefordert, PINs s von Kreditkarten und zwanzig Transaktionsnummern für Überweisungen einzugeben, die TANs. Nur so könne Sicherheit vor fremden Zugriffen gewährleistet werden. Die TANss landen dann jedoch statt beim Kontoführer direkt im Bauch eines Trojaners, mit dem Hacker die Seite infiziert haben, und von dort wandern sie weiter zu den kriminellen Abschöpfern. Natürlich fliegt der Betrug bei der nächsten Abrechung auf, aber dann ist es zu spät, das Geld ist weg.

    Als sich die Fälle von Betrug beim Online-Banking häuften, weil viele auf den Trick hereinfielen und ihre TANs s online durchgaben, änderten die Bankinstitute das Online-Banking-System. Die Schäden, die sie erlitten, waren einfach zu groß geworden. Sie installierten das neue Geschäftsmodell der E-TANs, das endlich Sicherheit gegen Phishing versprach. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich die anderen wiederum etwas einfallen ließen, um die Hürde der E-TANs s zu überspringen. Die Täter denken inzwischen in strukturierten Prozessen der Problemlösung, setzen sich nicht einfach hin und sagen, wo kriegen wir heute mal locker fünftausend Euro her, sondern loten gezielt die Geschäftsmodelle der Kreditkartenwirtschaft, der Banken und des E-Commerce aus und entwickeln danach eine Strategie.
    Cyber Cops im Kampf gegen Cyber Criminals gehen entweder aufgrund konkreter Hinweise auf die Jagd oder lassen sich im Netz treiben, um Verdächtiges zu entdecken. Falls ihnen dabei auffällt, was bei ihrem letzten Streifengang noch nicht sichtbar war, werden sie aktiv – anlassunabhängig, wie es der Name ZaRD sagt. Ihr Auftrag ist, korrekt zitiert, so wie es die Konferenz der Innenminister beschlossen hat, die »ständige, systematische, deliktübergreifende, nicht extern initiierte Suche nach strafbaren Inhalten im Internet und Online-Diensten, einschließlich der Weiterverfolgung von dabei festgestellten, strafrechtlich relevanten Sachverhalten mit Beweissicherung bis zur

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