BKA - Die Jaeger des Boesen
Undergroundeconomy geworden sind.« Zusätzlich gibt es bereits gewiefte Subunternehmer, die gegen eine monatliche Gebühr von tausend Dollar ihre Dienste als IT-Experten anbieten – bezahlt wird per Web Money –, zum Beispiel eine sichere Verschlüsselung
der für die kriminellen Aktivitäten benutzten IP-Adressen oder der Stimme oder der benutzten Hardware. Das Geschäftsfeld nennt man in Fachkreisen » Kryptisierung«.
Das alles wissen inzwischen alle, die sich professionell um solche faulen Geschäfte kümmern. Wiederum gilt, dass dieses Wissen nur dann eventuell zu Ergebnissen führt, zu Erfolgen bei der Jagd im Netz, wenn über Grenzen hinweg global zusammengearbeitet wird. So wie es die Kriminellen auch tun. Die Herausforderung durch das Internet – wie die durch den internationalen Terrorismus – hat die in der Vergangenheit beklagte mangelnde Zusammenarbeit nationaler Polizeibehörden wesentlich verbessert. Die Zeiten, da bei Fällen von Cyber Crime vorrangig in Deutschland ermittelt wurde, sind vorbei. Die Kriminalität hat ein neues Medium gefunden, und sie nützt es global aus, als sei es extra für sie erfunden worden. Was früher per Zeitungsanzeigen verbreitet wurde, um Geldgierige mit hohen Renditeangeboten zu locken, findet jetzt im Internet statt. Jeder fünfte Fall von Wirtschaftskriminalität passiert online. Also müssen die entsprechenden Experten der Polizei sich in den Methoden der Kriminellen auskennen, sonst haben sie gegen die schon verloren, bevor die Streife beginnt.
Die klassische Wirtschaftskriminalität, im BKA-Abkürzungsdeutsch WiKri abgekürzt, blüht trotzdem noch. Die letzten verfügbaren Zahlen darüber stammen aus dem Jahre 2008. Da gab es 84 550 Fälle, jedoch, wie üblich in den Statistiken, sind das nur die bekannt gewordenen, also die aus dem Hellfeld. Allerdings weiß auch das Bundeskriminalamt: »Im Hinblick auf die Interessenlage der Opfer (z.B. bei Anlage von Schwarzgeldern oder Befürchten eines Imageverlustes) ist von einem nur gering ausgeprägten Anzeigeverhalten und damit verbunden mit einem großen Dunkelfeld auszugehen.« Fest steht, dass die Schadenssumme WiKri mit knapp 3,5 Milliarden Euro mehr als ein Drittel aller in der Statistik aufgelisteten Schäden verursacht, und das, obwohl der Anteil an allen insgesamt erfassten Straftaten nur 1,4 Prozent betrug. Die Wirtschaftskriminalität im Internet stieg in nur
einem Jahr um genau 77 Prozent. Ein Wachstumsmarkt, ganz offensichtlich.
Die monetären Schadenssummen im Bereich Cyber Crime sind im Vergleich zu den anderen Kriminalitätsfeldern eher gering. Die digitale Identität hat in Deutschland im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten noch keinen hohen Wert. Wenn jemand die seine verloren hat, dann ist das nicht messbar. In den USA hat eine abhandengekommene Kreditkarte einen festgesetzten Wert, nämlich 550 US-Dollar, und insofern sind die Cyber Cops drüben besser in der Lage, die Dimension dieses kriminellen Phänomens aufzuzeigen. Denn wenn irgendwo hundert Millionen Kreditkartendaten nach einem Einbruch verloren gehen, ist das Schadenspotenzial riesig, über fünfzig Milliarden Dollar.
Die Substanz der Straftaten, Diebstahl und Betrug, ist gleich geblieben – es hat sich nur die Art und Weise geändert, wie sie online begangen werden –, denn die technische Entwicklung hat die Kriminalität ja nicht in ihrem sozial schädlichen und amoralischen Charakter verändert. Das Böse ist das Böse geblieben. Kriminelle Handlungen sind nach wie vor kriminelle Handlungen, und die staatlichen Gesetze, aufgrund deren die gefassten Täter verurteilt werden, gelten nach wie vor. Da werden keine Unterschiede gemacht, in welcher Welt die Tat begangen wurde, in der virtuellen oder in der realen. Die sich gegenüberstehenden Teams spielen technisch auf höchstem Niveau, sie gehen mit den Tools des Internet so selbstverständlich um wie alle Nutzer im World Wide Web, nur eben viel effizienter, viel besser, viel geschickter.
Was die Beamten in der von mir mit »Cyber Crime Unit« umschriebenen Abteilung unternehmen, ist Teamarbeit. Einzelgänger haben bei ihnen so wenig eine Chance wie auf der anderen Seite Einzeltäter. Fast alle Experten des BKA bringen einen gewissen Pioniergeist mit in ihren Alltag. Denn sie stehen rechtlich und technisch jeden Tag vor neuen Problemen. Bis vor einigen Jahren wurde Computerkriminalität von zwei, drei Leuten im Amt bearbeitet. Die kümmerten sich ums Hacking von Telefonanlagen
und um
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