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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sewell
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alles!"
    Mit voller Konzentration sprang ich über den Graben und den Erdwall. Dort lag meine Herrin bewegungslos im Heidekraut, das Gesicht zur Erde gewandt. Vorsichtig drehte Blantyre sie um und rief leise ihren Namen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht war ganz fahl. Er fühlte Hände und Puls, um dann aufzuspringen und sich nach Hilfe umzusehen.
    Auf seine Rufe hin eilten zwei Männer herbei, die in der Nähe Torf gestochen hatten. Sie wollten eigentlich gerade Lizzy einfangen, doch Blantyre befahl ihnen, sofort den Doktor zu holen. So kam es, dass der Arbeiter ungelenk auf meinen Rücken kletterte. Er rief "Hüa!" und drückte mir mit seinen Schenkeln fast den Rücken zusammen. Ich versuchte so ebenmäßig wie möglich zu bewegen, als ich merkte, dass der Mann so gar keine Reiterfahrung zu haben schien. Doch wir gewöhnten uns aneinander und er konnte den Doktor informieren, der sich dann auch gleich auf den Weg machte. Wir ritten auch wieder zurück. 
    Als ich wieder in den Stall kam, hatte sich die traurige Nachricht schon rumgesprochen. Ich wurde mit Decken gut versorgt und konnte endlich den Sattel und das Zaumzeug loswerden. Ginger ritt mit Lord George weg und später wurde auch noch eine Kutsche benötigt. Als Ginger spät zurückkam, berichtete sie mir das Neueste.
    Sie hatte gesehen, wie der Doktor Lady Anne eine Medizin verabreicht hat und dass er sagte: "Sie lebt!" Danach hob man unsere Herrin in die Kutsche und sie wurde zum Herrenhaus gebracht. Vermutlich hätte sie sich nichts gebrochen, meinte Ginger, aber gesprochen hätte Lady Anne noch kein Wort.
    Nach Yorks Dafürhalten dürfte ein Draufgänger wie Lord George ein Pferd wie Ginger nicht selbst zum Jagdpferd trainieren. Doch Ginger mochte die Arbeit mit ihrem neuen Herrn. Nur gelegentlich sah ich, wenn sie von der Jagd heimkam, dass sie keuchte, manchmal auch hustete. Sie beklagte sich nicht, aber ich machte mir Sorgen.
    Blantyre kam zwei Tage nach dem Unfall zu mir in den Stall, um mich zu loben und zu streicheln. Er erklärte Lord George, dass er genau bemerkt hätte, dass ich im richtigen Moment den Ernst der Lage erkannt hätte und dass ich in dem Moment, als Lady Anne in Gefahr war, nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre, selbst wenn er gewollt hätte. "Sie sollte nie wieder ein anderes Pferd reiten", sagte er.
    So hörte ich auch, dass Lady Anne außer Gefahr war und bald wieder reiten konnte. Nun schien einer glücklichen Zukunft nichts mehr im Wege zu stehen. 

Reuben Smith
    Seit York in London lebte, hatte Reuben Smith die Oberaufsicht über die Stallungen. Es konnte kaum einen zuverlässigeren Nachfolger geben als ihn. Er war ein wahrer Pferdekenner. Und weil er zwei Jahre lang bei einem Tierarzt gearbeitet hatte, konnte er uns sogar behandeln. Er war ein ansehnlicher Mann, zudem gebildet und er konnte eine Kutsche meisterhaft fahren. Er war beliebt, besonders bei uns Pferden.
    Anfangs wunderten wir uns, weshalb er keine führende Position einnahm, sondern unter York arbeitete. Wahrscheinlich lag das an seinem einzigen großen Laster - dem Alkohol! Er konnte sich monatelang zusammenreißen, doch wenn er dann seiner Sucht verfiel, versetzte er selbst seine Frau in Angst und Schrecken. Allerdings war er so fleißig, dass York ihn einige Male deckte, damit die Herrschaften nichts bemerkten.
    Vom alten Max hatte ich erfahren, dass Reuben schon einmal entlassen worden war. Eines Abends sollte Reuben die Herrschaften vom Ball abholen. Er war derart angetrunken, dass ihm die Zügel entglitten und der Herr die Kutsche selbst lenken musste. Natürlich hatte das ein Nachspiel. 
    Ab diesem Tag war seine Alkoholsucht bekannt, seine Familie musste aus dem hübschen Häuschen ausziehen und Reuben wurde erst wieder eingestellt, kurz bevor Ginger und ich kamen. York hatte sich für ihn eingesetzt und ihm das Versprechen abgenommen, nie wieder Alkohol zu trinken. Und daran hatte sich Reuben gehalten, sodass ihm nun während Yorks Abwesenheit die Stelle des ersten Stallknechts übertragen wurde.
    Ende Mai sollte die Familie des Grafen aus London zurückkommen. Jetzt war Anfang April und es gab viel zu tun auf dem Gut. Es war gerade die Zeit, als Blantyre wieder zurück in sein Regiment musste. Deshalb spannte Reuben den gerade reparierten leichten Wagen an, da man ihn eh in der Stadt abgeben musste. Ich wurde vor die Kutsche gespannt, damit man Blantyre in die Stadt bringen, den Wagen abgeben und anschließend mit mir nach Hause reiten

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