Black CATS - Parrish, L: Black CATS
flüsterte sie, obwohl er eigentlich geglaubt hatte, dass sie schlief.
»Ach ja?«
»Du denkst, dass du Hunger hast.«
Er lachte leise. »Nein, wahrscheinlich denkst du das gerade.«
»Ach, stimmt. Ich war’s.« Sie gähnte. Ohne die Augen zu öffnen, schmiegte sie sich noch dichter an ihn und legte den Kopf auf seine Brust. »Und was beschäftigt dich so?«
»Ich frage mich gerade, was ich mit dir anstellen soll – jetzt, wo ich dich am Hals habe.«
Ihr Schmunzeln verriet ihm, dass sie ihm diese etwas eigenartige Bemerkung nicht krumm nahm. Dafür kannte sie ihn zu gut. Lily begriff, dass er das hier nicht beabsichtigt, nicht gewollt hatte. »Ist doch ganz einfach. Du musst mich behalten.«
Sie behalten? Mit ihr zusammen sein? Ein normales Leben mit ihr führen?
Wyatts Heiterkeit verlor sich ein wenig. Denn diese Dinge setzten Zukunftspläne voraus, Verbindlichkeit, all das, wofür er erwiesenermaßen nicht geschaffen war.
Anscheinend spürte Lily, wie er innerlich auf Distanz ging. Sie küsste ihn auf die Schulter und fügte hinzu: »War nur ein Scherz, Wyatt. Du weißt, dass ich nichts erwarte.«
»Solltest du aber«, antwortete er und meinte es ernst. »Du solltest mehr erwarten. Du verdienst das ganze Programm, jemanden, der jünger und aufgeschlossener ist. Jemanden, der das Gleiche will wie du.«
»Und was wäre das wohl?«
»Ein schönes, ruhiges, normales Leben. Ein friedliches Leben, mit einem Haus und weißem Lattenzaun davor.«
»Ein Sicherheitstor und Bewegungsmelder wären mir lieber«, gab sie zurück und richtete sich auf, um ihrer Antwort mit einem Blick in seine Augen Nachdruck zu verleihen. »Und ehrlich gesagt stelle ich mir unter einem schönen, normalen Leben vor, mitten in der Nacht mit dir zusammen draußen zu sitzen und mir zu wünschen, ich hätte nicht so große Lust auf eine Zigarette, während du mir von dem geisteskranken Mörder erzählst, den du dir als Nächstes vorknöpfen wirst.«
Ihm entfuhr ein hilfloses Lachen. »Du spinnst ja.«
»Vielleicht. Aber ich bin nur ehrlich. Wenn du glaubst, dass ich auf einen Heiratsantrag, drei Kinder und ein Haus in der Vorstadt scharf bin, dann hast du dich verrechnet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendwas davon jemals will.«
»Das ist schon mal gut, ich weiß nämlich genau, dass ich es nicht will.«
Sie starrte ihn an, und er bereute beinahe, das so schonungslos formuliert zu haben. Doch er würde ihr auf keinen Fall irgendwelche falschen Hoffnungen machen.
»Warum nicht?«, fragte sie, und diesmal fehlte der neckische Tonfall. Oberflächlich betrachtet mochte das eine einfache Frage sein, aber diese beiden Worte zielten tiefer.
Er begriff. Sie wollte die Wahrheit erfahren. Nicht über seine Zukunft, und inwiefern sie einen Platz darin haben könnte. Nein, Lily fragte nach seiner Vergangenheit, nach dem, was ihn zu dem gemacht hatte, was er war, und ihn zu solch weitreichenden Entscheidungen über sein Leben veranlasste. Sie hatte seine Privatsphäre respektiert, hatte sich zurückgehalten und sich nicht in Dinge eingemischt, die sie nichts angingen. Aber jetzt war er ihr Geliebter geworden, und nun gehörte sie zum Kreis seiner engsten Vertrauten. Sie hatte das Recht, es zu wissen.
Wyatt sprach nie darüber. Niemals. Und er hatte es auch jetzt nicht vor. Doch Lily verdiente wenigstens eine kurze Erklärung – und wenn nur aus Dankbarkeit dafür, dass sie keine Nachforschungen angestellt oder ihn schon vorher ausgefragt hatte.
Das Thema war nicht gerade für ein gemütliches Gespräch nach dem Sex geeignet. Wyatt schob Lily von sich und setzte sich auf die Bettkante. Abwartend strich sie ihm über den Rücken, über seine nackte Hüfte. Er blickte über die Schulter zu ihr und sagte: »Ich werde nur dieses eine Mal darüber reden.«
Sie nickte. »Kapiert.«
»Und dieses Gespräch wird nicht in eine Diskussion über Gefühle oder irgendwelches Psychogeschwafel über meine arme, gebeutelte Seele münden. Ich brauche kein Mitleid wegen meiner schlimmen Kindheit und will keine Theorien darüber hören, dass sie mich zu dem Mann gemacht hat, der ich heute bin. Das weiß ich alles schon. Verstanden?«
»Natürlich«, erwiderte sie. »Das war mir immer klar, auch ohne zu wissen, was genau passiert ist.«
Wyatt beschönigte nichts, milderte nichts ab. Stattdessen erzählte er ihr kurz und bündig, was geschehen war, als würde er einen Fall beschreiben, etwas, das einer anderen Familie, einem anderen Sohn widerfahren
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