Black CATS - Parrish, L: Black CATS
konnte nicht ein Grashalm umknicken, ohne dass ihr computergesteuertes Überwachungssystem sie alarmierte.
»Ich wollte gerade das Abendbrot vorbereiten.«
Er folgte ihr. Ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Machen deine Kochkünste Fortschritte?«
Sie warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu und grinste. »Du wirst schon nicht daran ersticken.«
Da er ihre zweifelhaften Kreationen bereits gekostet hatte, wollte er das lieber selbst beurteilen. Normalerweise brachte er Fisch oder Steaks zum Grillen mit, wenn er am Wochenende herkam. Diesmal war er einfach zu übereilt aufgebrochen, um noch etwas zu besorgen.
Schließlich hatte er sich vor achtundvierzig Stunden nicht träumen lassen, dass er nach Maine reisen würde, um herauszufinden, ob diese junge Frau, deren Leben er einst gerettet hatte, tatsächlich drei Männer auf dem Gewissen hatte.
Das ist verrückt. Aber er musste es in Erfahrung bringen.
»Was hältst du von Salat und gegrilltem Hühnchen? Ich war gestern auf dem Markt.«
»Klingt gut. Warst du auch wirklich vorsichtig in der Stadt?«
Sie schenkte ihm einen gelangweilten Blick. »Falls du in letzter Zeit nicht dort gewesen bist, Keating ist ein Touristenort. Da strömen täglich Tausende von Leuten rein und raus. Ich passe schon auf, dass ich nicht auffalle.«
Von wegen. Sie fiel überall auf, auch wenn sie es selbst nicht merkte. »Tja, mach dich darauf gefasst, dass sich das an diesem Wochenende ändern wird, schließlich ist Labor Day. Die Stadt ist klein genug – den Leuten fällt auf, wenn jemand dauerhaft hier wohnt.«
»Bemerkt haben sie mich jetzt schon«, räumte sie widerwillig ein. Sie verdrehte die Augen und machte eine ausladende Geste, die die helle, geräumige Küche mit den bis zum Boden reichenden Fenstern umfasste. Mit vor Sarkasmus triefender Stimme fügte sie hinzu: »Und haben die eine oder andere Bemerkung über dein ach so unheimliches Haus fallen lassen.«
Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben, mit verschränkten Armen in den Türrahmen gelehnt. Ganz lässig. Ganz normal. Mit keinem Mucks verriet er, wie sehr er dieses Haus hasste, wie recht die Leute in der Stadt hatten, wenn sie es als unheilvoll empfanden.
»Ich wollte dich nur vorwarnen. Wahrscheinlich werden sie noch neugieriger, wenn es keine Touristen mehr gibt, mit denen sie sich befassen können.«
»Ich werd’s mir merken.«
Glücklicherweise ließ Lily das Thema fallen, holte das frische Gemüse aus dem Kühlschrank und begann, das Abendbrot vorzubereiten. Während der Arbeit machte sie manchmal eine bestimmte Bewegung oder schob nachdenklich die Unterlippe vor – und Wyatt wurde einen Moment lang an die alte Lily erinnert. Einmal hob sie sogar unbewusst die Hand und strich sich das kurze Haar aus dem Gesicht, als hätte sie vergessen, dass die langen, seidigen Strähnen fort waren.
»Deine Haare sind ziemlich gewachsen«, murmelte er.
Sie hob eine Augenbraue. »Dein letzter Besuch liegt erst drei Wochen zurück.«
»Ich weiß. Aber die Narben sind fast nicht mehr zu sehen.« Jedenfalls nicht die äußerlichen.
Als sie jetzt die Hand hob, zupfte sie ganz bewusst die Haare über ihr vernarbtes Ohr. Irgendwann würde ein Schönheitschirurg sich darum kümmern müssen, aber für den Augenblick schien sie von Ärzten und Krankenhäusern die Nase voll zu haben.
Lovesprettyboys, der Perversling, den sie und die Mitglieder eines anderen Cyber Action Teams in einem verdeckten Einsatz im letzten Januar in Virginia hatten festnehmen wollen, hatte aus nächster Nähe auf sie geschossen. Er hatte auf ihr Gesicht gezielt, doch die Kugel hatte sie nur seitlich am Kopf gestreift und ihr ein Stück vom Ohr abgerissen.
Sie hatte Glück gehabt. Verdammt viel Glück. Vor allem, weil der zweite Schuss des Mörders, der direkt auf ihre Brust gerichtet war, von ihrer kugelsicheren Weste abgefangen worden war. Wyatt schickte immer noch Dankesgebete zum Himmel, dass Lily die Weste getragen hatte. Sie war mit ein paar gebrochenen Rippen und blauen Flecken davongekommen, nichts Ernsthaftes.
Die wirklich schlimme Wunde hatte ihr der dritte Schuss zugefügt. Er hatte sie am Bein getroffen, so nah an der Oberschenkelschlagader, dass es beinahe mit Lily vorbei gewesen wäre.
Wyatt konnte es manchmal immer noch kaum fassen, dass sie am Leben war – vor allem nachdem die Ermittler im Überwachungswagen, wo sie angeschossen worden war, so viel von ihrem Blut
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