Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Du hast mich damals gebeten, die Finger von dem Lovesprettyboys-Fall zu lassen.«
Ja, das hatte er, denn es hatte ihm nicht gefallen, was diese fixe Idee, ein Gespenst im Internet zu jagen, mit ihr angestellt hatte. Das Team war während der Ermittlungen gegen eine perverse Website namens Satan’s Playground auf den Kinderschänder gestoßen. Eine Website, die sich an Sadisten und Ungeheuer gerichtet hatte, die dort ihre finstersten Fantasien ausgelebt hatten. Von dem Augenblick an, als Lily den Avatar von Lovesprettyboys zum ersten Mal zu Gesicht bekommen und gesehen hatte, welch abstoßende Online-Spielchen er spielte, war sie fest entschlossen gewesen, den Mann ausfindig zu machen, bevor er diese Spiele im wahren Leben in die Tat umsetzen konnte. Satan’s Playground war untergegangen, und nachdem sie den Serienmörder erwischt hatten, der auf der Website Videofilme von seinem brutalen Blutvergießen gesendet hatte, hatte sich das restliche Team anderen Fällen zugewandt. Doch Lily hatte immer noch das Bedürfnis gehabt, etwas gegen den Kinderschänder zu unternehmen.
»Ich hätte nie mitfahren sollen.«
»Sie hatten versprochen, dich zu beschützen«, erwiderte er. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Worte zwischen den Zähnen hervorzupressen. Diese ganze Angelegenheit ließ immer noch den Zorn in ihm hochkochen. »Anspaugh hätte für deine Sicherheit sorgen müssen.«
Sie verdrehte die Augen. »Anspaugh. Dieser Idiot. Was haben sie mit ihm gemacht, ihn befördert?«
Special Agent Tom Anspaugh hatte zugelassen, dass Lily ihm bei seiner Ermittlung half, ohne dass Wyatt davon wusste. Und er war keineswegs befördert worden. Genau genommen war er so tief degradiert worden, dass Wyatt sich wunderte, warum er überhaupt beim FBI geblieben war. »Ganz im Gegenteil. Und du kannst froh sein, dass er nicht weiß, dass du noch am Leben bist. Er macht dich für seine Demütigung verantwortlich.«
»Ach, wie nett. Das tote Mädel ist schuld.«
Wyatts Mundwinkel zuckten.
»Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht der Einzige ist, der für die ganze Geschichte geradestehen musste.«
Sie hatte recht. Auch wenn es Wyatt nicht so schlimm erwischt hatte wie Anspaugh, hatte er doch auch einiges einstecken müssen. Wieder fragte er sich, woher Lily das wusste. Wyatt hatte nun wirklich nicht die Stimme erhoben, als er in Crandalls Büro zitiert worden war. Ihre hitzige Auseinandersetzung war außerhalb der vier Wände des Büros vom stellvertretenden Direktor garantiert nicht zu hören gewesen. Also konnte auch niemand, zum Beispiel Brandon, Lily davon erzählt haben.
»Das spielt keine Rolle.«
Lilys Hand schloss sich fester um den Messergriff, bis ihre Fingernägel weiß wurden. Dann warf sie das Messer hin, wandte sich zum Geschirrschrank und nahm zwei Weingläser heraus. »Nach allem, was du getan hast, nach all den Fällen, die du gelöst hast, kann ich einfach nicht glauben, dass sie dich immer noch so behandeln.«
Wyatt beobachtete, wie sie eine Flasche Merlot entkorkte, und schwieg. Darüber sprach er nicht gern. Er hatte schon längst akzeptiert, dass seine Karriere beim FBI nicht über seine derzeitige Position hinausgehen würde. Er würde nie einen höheren Titel als den des Teamleiters tragen, und manche Kollegen würden ihm nie vertrauen. Und das alles nur, weil er einige hässliche, illegale Dinge hatte vor sich gehen gesehen und etwas dagegen unternommen hatte.
Nestbeschmutzer wurden nicht befördert. Damals hatte man ihn in die ihm völlig unbekannte Cyber Division abgeschoben, wo er die Verantwortung für ein neu eingerichtetes CAT übertragen bekam, dessen Aufgabenbereich so eng definiert war, dass es von vornherein zum Scheitern verurteilt war, wie man damals glaubte.
»Versucht der stellvertretende Direktor Crandall immer noch, dich mit allen Mitteln rauszukanten?«
Wyatt nahm das volle Weinglas entgegen, das sie ihm reichte, und betrachtete die rubinrote Flüssigkeit. Er schwenkte sie im Glas umher, zögerte mit einer Antwort. Er wollte nicht, dass sie seine Reaktion bemerkte.
»Was meinst du damit?«
Die Frage war reine Zeitschinderei. Ihre Worte waren alles andere als zweideutig gewesen; sie hatte das Thema offen angesprochen. Das Rätsel blieb jedoch: Woher wusste sie, dass Deputy Director Crandall ihn loswerden wollte? Natürlich war allen beim FBI klar, dass der stellvertretende Direktor nicht gerade glücklich über den peinlichen Skandal gewesen war, den Wyatt
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