Black CATS - Parrish, L: Black CATS
gefunden hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie überlebt haben könnte, war äußerst gering gewesen. Obwohl keine Leiche gefunden wurde, waren deshalb alle überzeugt gewesen, dass Lily tot war. Wyatt eingeschlossen.
Die Menschen, die an dem Grab gestanden hatten, in dem sich kein Sarg befunden hatte, die zugeschaut hatten, wie ein kleiner Grabstein mit Lilys Namen und ihren Lebensdaten errichtet worden war, hatten aufrichtig getrauert – und ihre Trauer war herzzerreißend gewesen. Keiner von ihnen hatte geglaubt, dass sie je darüber hinwegkommen würden. Als Wyatt deshalb in jener Nacht nach Lilys Begräbnis ans Telefon gegangen war, hatte er nicht im Traum damit gerechnet, ihre Stimme zu hören. Dünn und gequält hatte sie geklungen, aber es war Lilys Stimme gewesen.
Das war einer der erschütterndsten Augenblicke seines Lebens gewesen.
Alle waren davon ausgegangen, dass die Strömung die Leiche fortgeschwemmt hatte, nachdem der Lieferwagen von einer hohen Brücke gestürzt war. Jetzt wusste Wyatt natürlich, dass Lilys Angreifer diesen Eindruck hatte erwecken wollen. Aber damals, mit dem Telefon in der Hand, hatte er sich gefragt, ob jemand ihm einen üblen Streich spielte.
»Und wie läuft es so im Hoover Building?«, fragte Lily, während sie nach einer Zwiebel griff und die Schale abzuziehen begann.
»Ganz gut.«
»Wie geht’s den anderen im Büro? Jackie?«
»Auch gut. Sie und Lambert kriegen sich immer noch ständig in die Haare, vor allem bei der Frage, wer fahren darf.«
Ihr Lächeln war schwach, aber immerhin. »Hinterm Steuer ist Jackie eine Gefahr für die Menschheit.«
»Bis jetzt hat Lambert überlebt.«
Ihr Lächeln wurde noch ein kleines bisschen breiter. Wenn sie über normale, vertraute Dinge redeten, entspannte sie sich meist ein wenig. »Aber er hat sich im Job bewährt?«
»Ja, er ist ein hervorragender Mitarbeiter.« Alec Lambert, Jackies Partner, war neu im Team und erst seit einer Woche mit an Bord gewesen, als Lily damals überfallen worden war. »Seine Erfahrungen als Profiler sind eine echte Bereicherung für uns. Und ansonsten … Kyle schafft es immer noch, Dean mit seinen Bemerkungen zum Lachen zu bringen – oder zum Knurren, das kann ich nie ganz auseinanderhalten.«
Das ließ ihre Augen auffunkeln. »Mulrooney ist ein großer, ungehobelter Teddybär – aber Dean würde sich nie im Leben einen anderen Partner wünschen.«
Überrascht hob Wyatt eine Augenbraue. Obwohl Lily recht hatte, fragte er sich, woher sie das wusste. Das Team hatte sich vor gerade mal einem Jahr gebildet, und Lily war nur fünf Monate dabei gewesen. Als sie damals verschwand, war das Team längst noch nicht zu der festen Einheit verschmolzen, die es inzwischen war.
Komisch eigentlich, auch wenn die Situation ganz und gar nicht zum Lachen war. Lilys Tod hatte ihren Zusammenhalt gestärkt.
»Und Jackies Familie? Ihr Mann? Und die Kinder?«
»Die sind alle putzmunter, soweit ich weiß. Die Kinder werden zu schnell erwachsen, behauptet Jackie.« Er konnte sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: »Sie redet oft von dir.«
Zum Zeitpunkt von Lilys Entführung war Jackie Stokes die einzige andere Frau im Team gewesen und hatte Lilys Verlust sehr schwer genommen. Die beiden waren gut befreundet gewesen, und obwohl Jackie nur zwölf Jahre älter war als Lily, hatte sie ihr gegenüber einen starken Mutterinstinkt entwickelt. Trotz ihrer scharfen Zunge hatte sich die hübsche, intelligente Afroamerikanerin immer für die jüngeren Teammitglieder verantwortlich gefühlt.
Schon oft hatte Wyatt sich gefragt, ob es nicht ein Fehler gewesen war, nur Brandon zu der Rettungsaktion dazuzuholen und ihm das Versprechen abzunehmen, absolutes Stillschweigen über die ganze Sache zu bewahren. Jackie hätte ihnen eine große Hilfe sein können. Und die anderen Teammitglieder auch.
Aber er hatte seine Gründe gehabt. Gute Gründe. Und er war sich nicht sicher, ob er sich jetzt anders entscheiden würde – sogar mit dem Wissen, dass es Monate dauern würde, bis Lily sich erholt hatte.
Dennoch grübelte er immer wieder darüber nach, wie die anderen reagieren würden, wenn sie erführen, dass Lily noch am Leben war. Sie wären aufgebracht, würden sich verraten fühlen. Und das konnte er ihnen nicht verübeln. Er hoffte bloß, dass sie die Entscheidung, die er, Lily und Brandon in jener bitterkalten Nacht im Januar gemeinsam getroffen hatten, verstehen würden.
»Und wie machen sich die Neuen so?«
»Anna
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