Black Dagger 08 - Vampirherz
und ging mit dem schmalen rosa Seidenstreifen zurück in die Garage. Dann nahm sie ohne weiteres Zögern den Benzinkanister und die Streichholzschachtel mit nach draußen und stellte sich vor die unbezahlbare Flut aus Chiffon und Seide, tränkte sie mit dem durchsichtigen, süßlichen Brandbeschleuniger und nahm ein Streichholz heraus.
Sie zündete die Schärpe an. Dann warf sie das Stoffstück auf den Kleiderberg.
Die Explosion war heftiger, als sie erwartet hatte, und der plötzliche Druck schleuderte sie nach hinten, versengte ihr das Gesicht, flammte zu einem riesigen Feuerball auf.
Orangefarbener und schwarzer Qualm stieg auf, und sie schrie im Angesicht des Infernos.
Butch lag auf dem Rücken und starrte an die Decke, als der Alarm losging. Er schoss aus dem Bett, zog sich seine Boxershorts über und knallte dann gegen Vishous, der ebenfalls aus seinem Zimmer und in den Flur gestürzt kam. Zusammen torkelten sie zu den Computern.
»Verflucht noch mal!«, brüllte V. »Es brennt im Garten!«
Ein sechster Sinn ließ Butch ohne weitere Überlegung aus der Tür stürmen. Barfuß raste er über den Hof, er spürte die kalte Luft und die Kiesel unter den Sohlen nicht einmal. Dann nahm er die Abkürzung um die Front des Haupthauses herum und rannte in die Garage. Ach du Scheiße! Durch die Fenster am hinteren Ende konnte er ein grelles Flammenmeer im Garten erkennen.
Und dann hörte er die Schreie.
Als er durch die hintere Tür preschte, wurde Butch von Hitze und dem schweren Geruch von Benzin und brennendem Stoff empfangen. Und er war der Feuersbrunst nicht einmal halb so nah wie die Gestalt unmittelbar davor.
»Marissa!«
Ihr Körper war nach vorn zum Feuer geneigt, ihr Mund weit offen, ihr gellender Schrei durchschnitt die Nacht so deutlich wie die Flammen. Sie war wie rasend, taumelte am äußeren Rand entlang … und dann rannte sie.
Nein! Der Morgenmantel! Sie würde stolpern …
Entsetzt sah er es geschehen. Sein langer, blutroter Morgenmantel wickelte sich um Marissas Bein und brachte sie zum Straucheln. Sie stürzte nach vorn, mit dem Gesicht voran auf das Feuer zu.
Als die Panik auf Marissas Miene sichtbar wurde, und ihre Arme hoch in die Luft flogen, spielte sich plötzlich alles in Zeitlupe ab: Butch rannte, so schnell er konnte, und schien sich dennoch überhaupt nicht zu bewegen.
»Nein!«, schrie er.
Im letzten Moment, kurz bevor sie den Flammen zum Opfer fiel, materialisierte sich Wrath hinter ihr und riss sie in seine Arme. Rettete sie.
Butch kam schlitternd zum Stehen, eine lähmende Schwäche verwandelte seine Beine in Pudding. Er hatte keinen Hauch von Luft mehr in den Lungen und sank zu Boden … brach einfach zusammen.
So lag er auf den Knien und starrte zu Wrath empor, der die kraftlose Marissa in den Armen hielt.
»Gott sei Dank war mein Bruder rechtzeitig da«, murmelte V irgendwo in der Nähe.
Butch kam mühsam auf die Füße, er wankte, als schwanke der Boden unter ihm.
»Alles klar bei dir?« V hielt ihm die Hand hin.
»Ja.« Butch taumelte zurück in die Garage und lief einfach weiter, stolperte über irgendwelche Türschwellen, stieß gegen Wände. Wo war er? Ach ja, in der Küche. Fahrig sah er sich um … und machte die Speisekammer aus. Er schob sich in den kleinen Raum, lehnte sich mit dem Rücken an die Regale und schloss sich mit all den Konservendosen, dem Mehl und dem Zucker ein.
Dann erst begann sein gesamter Körper zu zittern, bis seine Zähne klapperten. Die Arme flatterten wie Flügel. Alles, woran er denken konnte, war eine brennende Marissa. In Flammen stehend. Hilflos. Qualen leidend.
Hätte nur er sie zu erreichen versucht, hätte Wrath nicht irgendwie rechtzeitig erkannt, was geschah und sich unmittelbar zu ihr materialisiert, dann wäre sie jetzt tot.
Butch wäre nicht in der Lage gewesen, sie zu retten.
Natürlich versetzte ihn diese Vorstellung auf direktem Weg in die Vergangenheit. Mit grausiger Klarheit blitzten Bilder seiner Schwester vor ihm auf, wie sie vor fünfundzwanzig Jahren in dieses Auto gestiegen war. Janie hatte er auch nicht retten können. Hatte sie nicht rechtzeitig aus diesem Chevy ziehen können.
Verflucht, wenn Wrath damals da gewesen wäre, dann hätte der König vielleicht auch Janie retten können.
Butch rieb sich die Augen und redete sich ein, dass der Schleier davor nur die Nachwirkungen des ganzen Rauchs waren.
Eine halbe Stunde später saß Marissa auf dem Bett in dem blau tapezierten Raum und schämte
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