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Black Dagger 14 - Blinder König

Black Dagger 14 - Blinder König

Titel: Black Dagger 14 - Blinder König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Bäumen und Gräbern versteckte.
    » Pine Grove « – der Name des verdammten Friedhofs war Programm. Überall Kiefern mit buschigen Zweigen, die reichlich Deckung für jemanden boten, der nicht gesehen werden wollte. Verflixt.
    Den Friedhof hatte sie in den Gelben Seiten gefunden. Die ersten beiden, die sie angerufen hatte, waren belegt gewesen. Der dritte hatte nur noch Plätze in der » Mauer der Ewigkeit « , wie der Typ es nannte, für eingeäscherte Tote. Schließlich hatte Xhex dieses Kiefernding entdeckt und den Flecken Erde erstanden, um den sie jetzt herumstanden. Fünf Riesen hatte der rosa Sarg gekostet. Weitere drei das Grab. Der Priester, Pfarrer, oder wie ihn die Menschen auch immer nannten, hatte angedeutet, dass eine Spende von hundert Dollar angemessen wäre.
    Kein Problem. Chrissy war es wert.
    Xhex ließ den Blick erneut über die verfluchten Kiefern schweifen, in der Hoffnung, das Arschloch zu finden, das Chrissy umgebracht hatte. Bobby Grady musste einfach kommen. Die meisten Frauenschänder kamen nicht vom Objekt ihrer Begierde los, nicht mal, wenn die Frau schon tot war. Und obwohl die Polizei hinter ihm her war und er das sicher wusste, würde der Drang, ihre Beisetzung zu sehen, über jede Vorsicht und Vernunft siegen.
    Xhex richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Geistlichen. Der Mann trug einen schwarzen Mantel, der weiße Kragen schaute am Hals heraus. In seinen Händen, die er über Chrissys hübschen Sarg erhoben hielt, trug er die Bibel, aus der er las, in tiefem, andächtigem Ton. Lesebändchen markierten seine bevorzugten Vorlesestellen zwischen den Goldschnittseiten, und die Enden hingen aus dem Buch und flatterten rot, gelb und weiß in der Kälte. Xhex überlegte, wie wohl seine Liste der Favoriten aussah. Eheschließungen. Taufen – oder wie sich das nannte. Beerdigungen.
    Ob er wohl für die Sünder betete, fragte sie sich. Wenn sie sich richtig an diese Christengeschichte erinnerte, musste er das – also hätte er diese ehrfurchtsvolle Stimme und Miene auch dann zur Schau getragen, wenn er gewusst hätte, dass es sich um eine Prostituierte handelte, die hier beerdigt wurde.
    Irgendwie fand Xhex das tröstlich, obwohl sie auch nicht wusste, warum.
    Aus dem Norden wehte ein eisiger Wind, und Xhex nahm wieder ihre Beobachtung der Umgebung auf. Chrissy würde hier nicht zur Ruhe gebettet, wenn sie erst einmal fertig waren. Wie so viele Rituale diente auch dieses hier allein der Show. Weil die Erde gefroren war, würde die Tote bis zum Frühling warten müssen, aufbewahrt in einem Kühlfach in der Leichenhalle. Aber zumindest wurde schon mal ihr Grabstein – rosa Granit, klar – an ihrem Grab aufgestellt. Xhex hatte eine schlichte Inschrift gewählt, nur Chrissys Namen und ihre Lebensdaten, aber umrankt von vielen hübschen Schnörkeln.
    Es war das erste menschliche Totenritual, an dem Xhex teilnahm, und es war ihr völlig fremd. All dieses Einsperren, erst in der Kiste, dann unter der Erde. Bei der Vorstellung, unter der Erde gefangen zu sein, griff Xhex unwillkürlich an den Kragen ihrer Lederjacke. Hilfe. Nichts für sie. In dieser Hinsicht hielt sie es ganz mit den Symphathen.
    Ein Scheiterhaufen, sonst nichts.
    Der Geistliche beugte sich nun mit einer silbernen Schippe herab, lockerte etwas Erde vor dem Grab und hielt sie über den Sarg: » Asche zu Asche, Staub zu Staub. «
    Dann ließ er die Erde auf den Sarg rieseln, und als der frische Wind sie erfasste, seufzte Xhex. Diesen Teil konnte sie nachvollziehen. In der Tradition der Symphathen wurden Tote auf Holzgerüste gelegt und von unten angezündet, und wenn der Rauch aufstieg, wurde er verweht, genau wie diese Erde, den Elementen ausgeliefert. Und was blieb? Asche, die man ließ, wo sie war.
    Natürlich wurden Symphathen verbrannt, weil man sich sonst nie sicher sein konnte, ob sie wirklich tot waren, wenn sie » starben « . Manchmal waren sie es. Manchmal täuschten sie es nur vor. Und es war besser, auf Nummer sicher zu gehen.
    Aber die vornehme Lüge war in beiden Traditionen die Gleiche, oder etwa nicht? Davongeweht zu werden, vom Körper befreit, fort und dennoch Teil von etwas.
    Der Priester schloss die Bibel und senkte den Kopf, und während alle seinem Beispiel folgten, sah sich Xhex erneut nach diesem Mistkerl von Grady um.
    Doch soweit sie sah, war er noch nicht aufgekreuzt.
    Scheiße, man sehe sich nur all diese Grabsteine an … in sanfte, winterlich braune Hügel gebettet. Obwohl die Steine alle

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