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Black Dagger 14 - Blinder König

Black Dagger 14 - Blinder König

Titel: Black Dagger 14 - Blinder König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Stimme seiner Schwester: » Hallo, Bruderherz. «
    » Hallo. « Rehv setzte sich aufs Bett und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Im Hintergrund hörte er Nallas leises, jammerndes Klagen, und Rehv wurde still. Er konnte die beiden vor sich sehen, die Kleine an der Schulter der Mutter, ein zerbrechliches Bündel Zukunft, eingewickelt in eine weiche Decke mit Samtbordüre.
    Für Sterbliche waren Kinder der einzige Weg zur Ewigkeit, oder nicht?
    Er würde nie welche haben.
    » Rehvenge? Bist du noch dran? Alles in Ordnung? «
    » Ja. Ich rufe nur an … ich wollte nur sagen … « Lebe wohl. » … dass ich dich liebe. «
    » Das ist lieb von dir. Es ist schwer, nicht wahr? Ohne Mahmen. «
    » Ja. Das ist es. « Er schloss die Augen, und wie auf Kommando fing Nalla richtig an zu weinen, und ihr Heulen dröhnte durch das Handy.
    » Entschuldige meinen kleinen Schreihals « , sagte Bella. » Sie schläft nur, wenn ich mit ihr herumlaufe, und meine Beine machen langsam nicht mehr mit. «
    » Erinnerst du dich noch an das Schlaflied, das ich dir immer vorgesungen habe? Als du noch sehr klein warst? «
    » Warte – meinst du das mit den vier Jahreszeiten? Ja! Daran habe ich seit Jahren nicht gedacht … du hast es mir vorgesungen, wenn ich nicht schlafen konnte. Auch, als ich schon älter war. «
    Ja, genau das meinte er, dachte Rehv. Das eine, das die Alte Sage über den Jahres- und Lebenszyklus mit seinen vier Jahreszeiten erzählte. Dieses Lied hatte ihn und seine Schwester durch zahllose schlaflose Tage gebracht – er sang, sie schlief.
    » Wie ging das gleich? « , grübelte Bella. » Ich weiß nicht mehr … «
    Am Anfang sang Rehv etwas ungeschickt. Der Text war etwas eingerostet, und er traf die Töne nicht immer ganz, weil seine Stimme schon immer zu tief für diese Tonlage gewesen war.
    » Genau, das ist es « , flüsterte Bella. » Warte, ich stelle dich auf Lautsprecher … «
    Es piepte, und dann gab es ein kurzes Echo, und als er weitersang, ließ Nallas Weinen langsam nach, wie Flammen, die durch einen sanften Regen uralter Worte gelöscht wurden.
    Der lindgrüne Mantel des Frühlings … der bunte Blumenschleier des Sommers … das kühle Gewebe des Herbstes … die Decke aus Kälte des Winters … die Jahreszeiten galten nicht nur für die Erde, sondern auch für die Lebewesen – das Streben nach dem Gipfel, der Triumph der Erfüllung, gefolgt vom Fall vom höchsten Punkt aus und dem weichen, weißen Glanz des Schleiers, der ewigen Ruhestätte.
    Er sang das Schlaflied zweimal bis zum Schluss, und der letzte Durchgang war der beste. Dann hörte er auf, aus Angst, nicht mehr an Nummer zwei heranzukommen.
    Bellas Stimme war tränenerstickt. » Du hast es geschafft. Du hast sie in den Schlaf gesungen. «
    » Du kannst es ihr auch vorsingen, wenn du willst. «
    » Das werde ich. Ganz bestimmt. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Ich weiß nicht, warum ich es bis jetzt noch nicht probiert hatte. «
    » Vielleicht hättest du das. Irgendwann. «
    » Danke, Rehv. «
    » Schlafe sanft, meine Schwester. «
    » Wir sprechen uns morgen, okay? Du klingst müde. «
    » Ich liebe dich. «
    » Ich liebe dich auch. Ich ruf dich morgen an. «
    Es gab eine Pause. » Pass auf dich auf. Auf dich und deine Kleine und deinen Hellren. «
    » Das werde ich, Bruderherz. Bis bald. «
    Rehv legte auf und saß mit dem Handy in der Hand auf dem Bett. Damit das Display nicht erlosch, drückte er ab und an die Pfeiltaste.
    Es war schrecklich, Ehlena nicht anrufen zu können. Oder ihr eine SMS zu schicken. Ein Zeichen von sich zu geben. Aber es war besser so: Lieber sollte sie ihn hassen, als um ihn zu trauern.
    Um vier Uhr dreißig kam die SMS von iAm, auf die er gewartet hatte. Nur zwei Worte.
    Bahn frei.
    Rehv erhob sich vom Bett. Langsam ließ die Wirkung des Dopamins etwas nach, aber ohne Stock war er immer noch wacklig auf den Beinen und kämpfte um seine Balance. Als er fest genug stand, zog er Zobelmantel und Jackett aus und legte seine Waffen ab. Die Pistolen, die er normalerweise unter den Armen trug, ließ er auf dem Bett liegen.
    Es war Zeit zu gehen, Zeit, das System zu aktivieren, das er in den Klinkersteinbau installiert hatte, als er den Club erstanden und ihn vom Keller bis zum Dach renoviert hatte.
    Das gesamte Gebäude war verkabelt, und zwar nicht für die Musikanlage.
    Er ging zurück in sein Büro, setzte sich an den Tisch und sperrte die rechte untere Schublade auf. Darin lag ein schwarzes Kästchen, nicht

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