Black Dagger 20 - Schattentraum
als willkommen. Aber ich wusste von ihr. Durchsetzungsstark, hat immer ihre Meinung gesagt – eine Frau von Wert in dieser Hinsicht. Ich glaube nicht, dass sie bei der Glymera sonderlich beliebt war, und dass sie sich nichts aus ihnen machte, spricht auch für sie, wenn man mich fragt.«
»S ie haben einander wirklich geliebt.«
»J a, was ich so gehört habe. Ehrlich gesagt überrascht es mich, dass er sich auf etwas Neues einlassen kann, aber ich bin froh – es hat dir sehr gutgetan.«
No’One atmete tief ein und roch trockenes Laub. »E r kann es sich nicht aussuchen.«
»W ie bitte?«
»I ch kann nicht darüber reden. Nur so viel: Wenn es irgendeinen anderen Weg für ihn gäbe, würde er ihn wählen.«
»I ch verstehe nicht, worauf du hinauswillst.« Als No’One keine Erklärungen nachlieferte, zuckte Xhex die Schultern. »W enn du nicht darüber reden kannst, akzeptiere ich das.«
»D anke. Und ich bin froh, dass du gekommen bist.«
»I ch war überrascht, dass du mich sehen wolltest …«
»I ch habe dich schon so oft enttäuscht.« Als Xhex zurückwich, nickte No’One. »A ls ich hierherkam, war ich zunächst völlig überwältigt. Ich verstand nichts, obwohl ich die Sprache sprach, ich war einsam, obwohl ich nicht alleine war. Aber ich will, dass du weißt, dass du der wahre Grund für mein Kommen bist – und heute Nacht ist es an der Zeit, dass ich mich bei dir entschuldige.«
»W ofür?«
»D afür, dass ich dich gleich zu Beginn deines Lebens im Stich gelassen habe.«
»H immel …« Xhex rieb sich das kurze Haar und wand sich, als müsste sie sich gewaltsam zwingen, nicht davonzurennen. »Ä h, hör zu, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Du hast nicht darum gebeten …«
»D u warst ein Säugling, gerade zur Welt gekommen, ohne eine Mahmen, die sich um dich kümmerte. Ich habe dich dir selbst überlassen, als du kaum mehr tun konntest, als nach Wärme und Zuwendung zu schreien. Es … tut mir so leid, meine Tochter.« No’One legte die Hand aufs Herz. »I ch habe lang gebraucht, um meine Stimme und die Worte zu finden, aber wisse, dass ich das stundenlang im Stillen geübt habe. Ich möchte das Richtige sagen, denn vom ersten Tag an lief alles falsch zwischen dir und mir – und das ist alleine meine Schuld. Ich war so selbstsüchtig und hatte nicht genug Mut und ich …«
»H ör auf.« Xhex klang angespannt. »B itte … hör auf …«
»… hätte dich niemals im Stich lassen dürfen. Es war falsch, so lange zu warten. Ich habe alles falsch gemacht. Aber heute …« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »H eute Nacht will ich dir all meine Verfehlungen gestehen, damit ich dir auch meine Liebe offenbaren kann, möge sie noch so fehlerhaft und ungewollt sein. Ich verdiene es nicht, deine Mutter zu sein oder dich Tochter zu nennen, aber vielleicht können wir eine Art … Freundschaft entwickeln. Ich habe Verständnis, wenn du selbst das nicht willst, und ich weiß, dass ich kein Recht habe, irgendetwas von dir zu verlangen. Aber du sollst wissen, dass ich hier bin und dass mein Herz offen ist für dich und ich erfahren will, wer du bist … und was.«
Xhex blinzelte einmal und blieb still. Als hätte sie diese Worte schlecht verstanden und müsste sich erst einmal die Bedeutung erschließen.
Nach einem Moment sagte sie rau: »I ch bin eine Symphathin. Das weißt du, nicht wahr? Die Bezeichnung ›Halbblut‹ hat keinerlei Bedeutung, wenn diese andere Hälfte von einem Sündenfresser stammt.«
No’One hob trotzig das Kinn. »D u bist eine Frau von Wert. Das bist du. Die Zusammensetzung deines Blutes interessiert mich nicht.«
»D u hattest Angst vor mir.«
»I ch hatte Angst vor allem.«
»A ußerdem musst du doch diesen … Kerl in meinem Gesicht erkennen. Jedes Mal, wenn du mich ansiehst, musst du dich daran erinnern, was er dir angetan hat.«
Jetzt musste No’One schlucken. Wahrscheinlich war sogar etwas dran, aber darum ging es nicht. Es war höchste Zeit, es ihrer Tochter zu erklären. »D u bist eine Frau von Wert. Das ist es, was ich sehe. Nicht mehr … und nicht weniger.«
Xhex blinzelte erneut. Und noch ein paar Mal. Dann schneller.
Schließlich machte sie einen Satz und schloss No’One in eine starke, feste Umarmung.
No’One zögerte keine Sekunde, die Geste der Zuneigung zu erwidern.
Während sie ihre Tochter so in den Armen hielt, kam ihr der Gedanke, dass es stimmte: Vergebung drückte sich am besten in Form von Berührung aus. Worte kamen
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