Black Dagger 20 - Schattentraum
»V erschwinde.«
»W as? Willst du es nicht hören? Tut es nicht so schön weh?«
»D u mieser Schuft.«
»E rkannt. Ich habe dich benutzt, und die Einzige, der das zugutekommt, bist du – denn mir hat es nicht weitergeholfen. Das einzig Positive ist, dass dir diese Angelegenheit« – er deutete zwischen ihnen hin und her – »e ine wundervolle Gelegenheit gibt, dich noch ein bisschen mehr zu quälen. Versuche nicht, es abzustreiten. Dieser Symphath war deine Schuld. Ich bin deine Schuld. Die ganze Last der Welt ist deine Schuld, denn du bist gerne das Opfer …«
»R aus!«, schrie sie.
»W eißt du, es fällt mir schwer, diese Entrüstung ernst zu nehmen, nachdem du die letzten zwölf Stunden unter Qualen verbracht hast …«
»R aus!«
»… obwohl es gar nicht nötig war.«
Sie warf das erste Ding, das ihr in die Finger kam – die leere Dose. Aber seine Reflexe waren so gut, dass er sie einfach in seiner großen Hand auffing … und dann zurück zum Rolltisch brachte.
»D u solltest dir langsam eingestehen, dass du eine Masochistin bist.« Er stellte die Dose geziert auf das Tischchen, als fordere er sie heraus, sie erneut nach ihm zu werfen. »U nd in letzter Zeit hast du dir deinen Kick bei mir geholt. Aber ich mach das nicht mehr … und du auch nicht, zumindest nicht mit mir. Diese Scheiße zwischen uns … sie tut mir nicht gut. Genauso wenig wie dir. Das ist das Einzige, was uns verbindet. Etwas anderes werden wir nie haben.« Er fluchte leise und deftig. »E s tut mir leid, Autumn. Der ganze Mist – es tut mir wirklich leid. Ich hätte es längst beenden sollen, lange bevor es so weit gekommen ist. Das Einzige, womit ich es jetzt wiedergutmachen kann, ist, auf der Stelle den Schlussstrich zu ziehen.« Er schüttelte den Kopf, und seine Augen nahmen einen gequälten Ausdruck an. »I ch war schon einmal Teil deiner Selbstzerstörung. Ich erinnere mich noch gut an die Blasen vom Schaufeln deines Grabes. Ich mach das nicht noch einmal mit. Das packe ich nicht. Du wirst immer mein Mitgefühl haben für alles, was du durchmachen musstest, aber ich muss mich um meinen eigenen Mist kümmern.«
Als er verstummte, schlang sie die Arme um sich. Leise flüsterte sie: »U nd all das nur, weil ich mich nicht betäuben lassen wollte?«
»E s geht nicht nur um die Triebigkeit. Das weißt du. An deiner Stelle würde ich Janes Rat annehmen und mit jemandem reden. Vielleicht …« Er zuckte die Schultern. »I ch weiß auch nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Fest steht nur, dass wir nicht weitermachen können. Es bringt uns beiden nichts und macht alles nur schlimmer.«
»D u empfindest etwas für mich«, sagte sie und hob das Kinn. »I ch weiß, dass es keine Liebe ist, aber du empfindest …«
»M itleid. Das empfinde ich. Weil du nur ein Opfer bist. Du bist nichts als ein Opfer, das Freude am Leid hat. Selbst wenn ich mich in dich verlieben könnte, da ist nichts an dir, woran ich mein Herz hängen könnte. Du bist ein Geist ohne jede Substanz … genau wie ich. Doch in unserem Fall ist geteiltes Leid nicht halbes Leid.«
Damit kehrte er ihr den Rücken zu und ging, überließ sie ihrem Schmerz und ihrem Kummer und seiner verdrehten Sicht ihrer Vergangenheit, ihrer Gegenwart, ihrer Zukunft. Er ließ sie allein auf eine Art, die nichts mit dem Umstand zu tun hatte, dass sonst niemand im Raum war.
Völlig geräuschlos schloss sich die Tür hinter ihm.
27
Tohr trat in den Korridor. Er war völlig durch den Wind, kurz davor durchzudrehen. Verdammt, er musste hier raus, weg von ihr. Wirklich ein Witz, dass er sie verrückt genannt hatte.
Er selbst war ein verdammter Irrer im Moment.
Als er aufblickte, stand Lassiter direkt vor ihm. »N icht jetzt …«
Der Engel holte aus und schlug so hart zu, dass Tohr nicht nur Sterne sah, sondern gleich eine ganze Galaxie.
Tohr donnerte rücklings an die Betonwand, wurde am T-Shirt nach vorne gezerrt und erneut gegen die Wand geschleudert, dass seine Zähne klapperten.
Als sich seine Sicht endlich klärte, hatte Lassiter vor ihm dämonische Züge angenommen, und in seinen Augen stand Mordlust.
»D u bist so ein Arschloch«, polterte der Engel. »S o ein verdammtes Arschloch.«
Tohr neigte den Kopf und spuckte Blut aus. »W ar es Maury oder Ellen, die dir das Beurteilen anderer beigebracht hat?«
Ein langer Finger wurde ihm ins Gesicht gestoßen. »H ör gut zu, denn ich werde es nur einmal sagen.«
»W illst du mich nicht lieber noch einmal schlagen? Das
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