Black Dagger 20 - Schattentraum
würde mir sicher mehr bringen …«
Lassiter stieß ihn noch einmal gegen die Wand. »Halt die Klappe. Und hör mir zu: Du hast gewonnen.«
»W ie bitte?«
»D u bekommst, was du wolltest. Wellsie ist für alle Zeit verdammt …«
»W as zum …«
Ein drittes Schleudern gegen die Wand brachte ihn zum Verstummen. »E s ist aus. Vorbei.« Er deutete auf die geschlossene Tür zu Autumns Zimmer. »D u hast gerade alle Chancen vergeben, indem du sie zur Schnecke gemacht hast.«
Jetzt flippte Tohr aus, sämtliche Gefühle brachen aus ihm heraus. »W as weißt du denn schon? Einen Dreck! Du hattest nie auch nur einen Schimmer von dieser Angelegenheit, nicht von mir, nicht von ihr – nicht von deiner Aufgabe! Was hast du denn das letzte Jahr über gemacht? Nichts! Du bist hier rumgehockt und hast dir Talkshows reingezogen, während Wellsie verschwand! Du bist vollkommen nutzlos!«
»A ch ja? Okay – wenn du so genial bist, wie wäre es damit?« Lassiter ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. »I ch geb’s auf.«
»D as kannst du nicht …«
Lassiter zeigte ihm den Mittelfinger. »I ch habe es gerade getan.«
Der Engel wandte sich ab und stakste den Flur hinunter.
»D u gibst auf! Das ist ja super – wirklich toll. Wenigstens bleibst du dir treu, du egoistisches Arschloch!«
Die einzige Antwort war ein weiterer Stinkefinger über die Schulter.
Mit einem wütenden Fluch wollte Tohr sich auf ihn stürzen, doch dann hielt er inne. Er wirbelte herum und setzte einen schnellen Fausthieb in die Wand, mit einer derartigen Wucht, dass seine Knöchel brachen. Doch siehe da, der pochende Schmerz in seiner Hand kam nicht annähernd an die Marter in seiner Brust heran.
Er war komplett hinüber, innerlich und äußerlich.
Letztlich lief er in die entgegengesetzte Richtung des Engels, bis er vor der schweren Stahltür zur Parkgarage stand. Ohne zu wissen, was er tat oder wohin er ging, stieß er sie auf und trat in die kühle Luft hinaus, dann wandte er sich nach rechts und lief die Steigung hinauf, vorbei an leeren, gelb markierten Parkplätzen.
Er durchquerte die Garage, bis er bei der rückwärtigen Wand ankam, und dort setzte er sich auf den kalten, harten Asphalt und lehnte die Schultern an den feuchten Beton.
Er atmete schwer und schwitzte wie in den verdammten Tropen – das waren vermutlich die letzten Auswirkungen ihrer Triebigkeit auf seinen Körper: Obwohl ihn die Spritzen völlig umgehauen hatten, hatte er doch ordentlich etwas abbekommen: Seine Eier fühlten sich an, als hätte er sie in einen Schraubstock gezwängt, sein Schwanz war noch immer hart, seine Gelenke schmerzten, als hätte er selbst in seiner Morphiumumnachtung gekämpft.
Mit zusammengebissenen Zähnen saß er allein da und starrte vor sich hin in die Dunkelheit.
Das hier war im Moment der einzig sichere Ort für ihn.
Und vermutlich würde er es eine Weile lang bleiben.
Als Layla aufgebrachte Stimmen hörte, streckte sie den Kopf zur Turnhalle raus – und zog ihn sofort wieder zurück. Tohr und Lassiter schrien sich gegenseitig an, damit wollte sie nichts zu tun haben.
Sie hatte ihre eigenen Probleme.
Trotz Autumns Triebigkeit war sie die Nacht über in der Klinik geblieben, denn sie war erst kürzlich im Heiligtum gewesen und musste sich nicht um ihren Zyklus sorgen. Aber vor allem wusste sie nicht, wo sie sonst hingehen sollte. Qhuinn und John redeten bestimmt gerade im Haupthaus mit dem König und dem Primal, und bald würde man sie rufen und über ihr Schicksal unterrichten.
Im Angesicht eines möglichen Exils – oder schlimmer noch, des Todes, für die Beihilfe zum Verrat – war sie stundenlang über den honigfarbenen Boden der Turnhalle gewandert, vorbei an Rolltribünen und Bänken und den Türen zu Physiotherapieraum und Korridor. Runde um Runde.
Ihre Angst umspannte sie wie die Fäden einer Spindel, sie schlangen sich um ihre Kehle und liefen dann hinab, um ihren Magen einzuschnüren.
Und die ganze Zeit dachte Layla an Xcor und seine rechte Hand. Beide hatten sie benutzt – doch insbesondere Letzterer. Xcor hatte sich nicht von ihr nähren wollen. Er hatte dagegen angekämpft – und als es wider seinen Willen geschah, hatte tiefes Bedauern in seinen Augen gestanden, denn er hatte genau gewusst, in welche Position er sie damit brachte. Doch sein Helfer hatte keinerlei Bedenken gezeigt.
Ja, ihm gab sie die Schuld – was ihr auch bevorstand, er hatte es zu verantworten. Vielleicht würde sie als Geist
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