Black Dagger 20 - Schattentraum
Bettes, an das Brett gepresst.
Sie ließ den Kopf wieder sinken. Nachdem sich die brodelnde Hitze zu einem leichten Köcheln abgekühlt hatte, begann sie zu frösteln und tastete nach einem Laken oder einer Decke, irgendetwas, um sich zuzudecken. Doch es gab nichts – alles war auf dem Boden gelandet: Sie lag nackt auf einer bloßen Matratze. Ganz offensichtlich hatte sie sogar das Spannbetttuch fortgerissen.
Sie raffte all ihre Kraft zusammen und versuchte, den Oberkörper abzustützen und den Kopf zu heben. Es gelang ihr nicht. Sie lag auf dem Bett wie festgeklebt …
Irgendwann stand sie auf.
Der Gang zum Bad war so beschwerlich und tückisch wie eine Bergbesteigung, aber welche Freude, als sie die Dusche erblickte und aufdrehte.
Wohltemperiertes Wasser strömte aus dem Duschkopf an der Wand, und sie setzte sich auf die Kacheln darunter, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum.
Kurz darauf erfasste sie ein unkontrollierbares Zittern.
»A utumn?«, hörte sie Doc Jane aus dem Nebenzimmer.
Ihre Zähne klapperten und machten eine Antwort unmöglich, aber das Rauschen der Dusche sprach für sich: Die Heilerin erschien in der Tür und wagte sich dann weiter ins Bad, bis sie den Stoffvorhang zur Seite zog und in die Knie ging, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
»W ie geht es dir?«
Auf einmal begann Autumn zu schluchzen und musste ihr Gesicht bedecken.
Sie wusste nicht, was diesen Ausbruch auslöste. Lag es daran, dass die Triebigkeit endlich vorbei war oder dass sie durch ihre Erschöpfung sämtliche Hemmungen verloren hatte … oder dass ihre letzte klare Erinnerung, bevor alles verschwamm, der Anblick von Tohr war, der sich diese zwei Spritzen in die Schenkel rammte und zu Boden ging …
»A utumn, hörst du mich?«
»J a …«, krächzte sie.
»W enn du fertig geduscht hast, würde ich dich gern wieder ins Bett bringen. Hier drinnen ist es ziemlich heiß, ich mache mir Sorgen um deinen Kreislauf.«
»M -mir ist k-k-kalt.«
»D as ist der Schüttelfrost vom Fieber. Ich stelle das Wasser jetzt ab, okay?«
Autumn konnte nur nicken.
Als der warme Regen versiegte und kalte Luft auf ihre empfindliche Haut traf, wurde das Bibbern heftiger. Doch schon wurde ihr eine weiche Decke um die Schultern gelegt.
»K annst du aufstehen?« Autumn nickte erneut, und so wurde ihr aufgeholfen, ein leichtes Unterkleid übergezogen, und dann führte man sie zurück zum Bett – welches sich auf magische Weise frisch bezogen hatte.
Sie streckte sich aus, und ihre einzige Empfindung waren die Tränen, die aus ihren Augenwinkeln sickerten, ein endloser, langsamer Strom von Tränen, heiß auf ihrem kalten Gesicht.
»A lles ist gut«, beruhigte sie die Heilerin, die sich auf die Bettkante gesetzt hatte. »D u hast es geschafft, es ist vorbei …«
Eine sanfte Hand strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht, und der Tonfall von Doc Jane tröstete sie mehr noch als ihre Worte.
Dann war da ein Strohhalm, der aus einer Dose ragte und an ihren Mund geführt wurde.
Ein Schluck von diesem kalten, süßen Nektar, und Autumn verdrehte die Augen. »O … gesegnete Jungfrau der Schrift … was ist das?«
»G inger Ale. Lass es dir schmecken – Vorsicht, nicht so hastig.«
Autumn leerte die Dose bis auf den letzten Tropfen, dann ließ sie sich in die Kissen sinken, während ein Band um ihren Arm gelegt, aufgepumpt und wieder abgelassen wurde. Als Nächstes wurde ihr eine kleine kalte Scheibe auf die Brust gedrückt. In die Augen geleuchtet.
»K ann ich noch etwas Ginger Ale haben?«, bat sie.
»D ein Wunsch ist mir Befehl.«
Die Heilerin übertraf sich selbst und brachte nicht nur eine weitere kühle Dose mit Strohhalm, sondern ein paar einfache Cracker, die nach gar nichts schmeckten und ein himmlisches Gefühl im Magen auslösten.
Autumn verputzte alles, was man ihr reichte, bis ihr auffiel, dass sich die Heilerin auf einen Stuhl gesetzt hatte und schwieg.
Autumn hörte auf zu essen. »G ibt es gar keine anderen Patienten?«
»N ur eine, und der fehlt eigentlich nichts.«
»A h.« Autumn nahm sich noch einen Cracker. »W ie heißen die?«
»S alzcracker. Manchmal sind sie die beste Medizin, die ich verabreichen kann.«
»S ie sind wundervoll.« Autumn steckte sich das staubtrockene Rechteck in den Mund und biss zu. Als das Schweigen anhielt, sagte sie: »W illst du wissen, warum ich keine Beruhigungsmittel wollte?«
»E s geht mich nichts an. Aber ich bin der Meinung, dass du mit jemandem darüber reden
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