Black Dagger 20 - Schattentraum
wiedergeboren und konnte ihn bis ans Ende seiner Nächte verfolgen … natürlich nur, wenn man sie mit dem Tod bestrafte. Und wenn nicht? Was sollte nur aus ihr werden? Sicher würde man ihr ihre Pflichten entziehen, ebenso wie den Status der Auserwählten. Wo sollte sie hingehen? Sie besaß nichts, was ihr nicht allein auf Geheiß des Königs oder des Primals zur Verfügung gestellt worden war.
Sie zog weiter ihre Kreise und stellte sich einmal mehr der Leere ihres restlichen Lebens. Sie fragte sich, welchem Zweck sie in Zukunft …
Die Tür am anderen Ende der Halle ging auf, und Layla blieb stehen.
Sie kamen zu viert: der König, der Primal, Qhuinn und John Matthew.
Layla streckte die Schultern durch, blickte ihnen fest entgegen und durchquerte die Turnhalle. Als sie nah genug herangekommen war, verbeugte sie sich bis zum Boden und wartete nicht ab, bis man sie ansprach. Etikette war ihr geringstes Problem.
»M ein König, ich bin bereit, die volle Verantwortung auf mich zu …«
»E rhebe dich, Auserwählte.« Eine Hand erschien vor ihrem Gesicht. »S teh auf und mach dir keine Sorgen.«
Als sie nach Luft schnappte und zu ihm aufschaute, lächelte der König freundlich. Er wartete nicht auf ihre Antwort, er beugte sich nach vorne, ergriff ihre Hand und half ihr aus der unterwürfigen Pose. Und als sie den Primal ansah, lag eine unendliche Güte in seinem Blick.
Layla schüttelte den Kopf und wandte sich an Wrath. »M ein König, ich habe Euren Feind genährt …«
»W usstest du zu dem Zeitpunkt, wer er war?«
»N ein, aber …«
»W ähntest du dich in dem Glauben, du würdest einem verletzten Soldaten helfen?«
»J a, aber …«
»H ast du dich seitdem noch einmal an ihn gewandt?«
»G anz bestimmt nicht, aber …«
»U nd hast du John und Qhuinn nicht verraten, wo er war, als du letzte Nacht aus der Stadt kamst?«
»J a, aber …«
»D ann will ich kein Aber mehr hören.« Der König lächelte erneut, legte die Hand an ihre Wange und streichelte sie zart, obwohl er blind war. »D u hast ein großes Herz, und das wussten sie. Sie haben dein Vertrauen missbraucht und dich ausgenutzt.«
Phury nickte. »I ch hätte dir gleich zu Beginn sagen sollen, wen du genährt hast, aber der Krieg ist ein schmutziges Geschäft, und ich wollte dich nicht behelligen. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass Throe dich rufen würde – aber eigentlich sollte es uns nicht überraschen. Xcors Bande kennt keine Skrupel.«
Hastig hob Layla die freie Hand an den Mund und unterdrückte ein Schluchzen. »E s tut mir so leid – ich schwöre es. Ich hatte keine Ahnung …«
Phury trat vor sie und zog sie an sich. »I st schon gut. Es ist alles in Ordnung … ich will, dass du nicht mehr daran denkst.«
Sie wandte den Kopf und ließ ihn an seiner starken Brust ruhen, doch sie wusste, dass das nicht möglich war. Unwissentlich oder nicht, sie hatte die einzige Familie betrogen, die sie besaß, und so etwas ließ sich nicht mit einem Schulterzucken abtun – selbst wenn man ihr ihre Blauäugigkeit vergab. Auch diese vergangenen angespannten Stunden der Ungewissheit, die ihr das volle Ausmaß ihrer Einsamkeit vor Augen geführt hatten, konnte sie nicht einfach so fortwischen.
»I ch habe nur eine Bitte«, sagte Wrath. »W enn er dich wieder kontaktiert – oder einer seiner Männer –, sagst du uns sofort Bescheid.«
Layla löste sich von Phury und wagte es, nach der Dolchhand des Königs zu greifen. Als wüsste Wrath, was sie vorhatte, reichte er sie ihr bereitwillig, und der große schwarze Diamant blitzte an seinem Finger.
Sie neigte den Kopf, verharrte mit den Lippen über dem Symbol der Monarchie und sagte in der Alten Sprache: »B ei meinem Leben und meiner Seele gelobe ich es.«
Und während sie ihren Pakt mit dem König schloss, vor dem Primal und zwei Zeugen, blitzte ein Bild von Xcor in ihrem Kopf auf. Sie erinnerte sich an jedes Detail seines Gesichts und seines Kriegerkörpers …
Plötzlich wurde ihr heiß.
Aber es spielte keine Rolle. Ihr Körper mochte ein Verräter sein, ihr Herz und ihre Seele waren es nicht.
Sie richtete sich auf und sah den König an. »L asst mich bei der Suche nach ihm helfen«, hörte sie sich sagen. »M ein Blut fließt in seinen Adern. Ich kann …«
Qhuinn fiel ihr ins Wort. »K ommt nicht infrage. Ausgeschlossen …«
Sie überging ihn. »L asst mich meine Lehenstreue beweisen.«
Wrath schüttelte den Kopf. »D as musst du nicht. Du bist eine Frau von Wert,
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