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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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durch den wir gekommen waren.
    In dem Zimmer, in dem ich erwacht war, wartete auf dem heruntergeklappten Tisch ein Tablett auf mich. Darauf standen ein Teller mit zwei Scheiben Toast und Butter, ein Glas Wasser und, Wunder über Wunder, eine mit Kondenswasser benetzte Dose Cola. Ohne mir zu überlegen, wie die Krankenpfleger auf meine eiligen Schritte reagieren würden, hastete ich auf das Tablett zu. Keiner von ihnen schoss mir in den Rücken. Das war allerhand.
    Der erste Bissen Toast war das Beste, das ich jemals gekostet habe, zumindest so lange, bis ich einen zweiten und einen dritten nahm. Schließlich stopfte ich mir den Rest der Scheibe, ohne noch viel zu kauen, in den Mund. Dem Sirenengesang der Cola widerstand ich, bis ich wenigstens die Hälfte des Wassers getrunken hatte. Es schmeckte so gut wie das Toastbrot. Dann stellte ich das Glas ab, stülpte den Deckel auf die Wasserflasche und nahm den ersten Schluck Cola nach meinem Tod. Ich war klug genug, es nicht hinunterzuschütten. Denn selbst diese kleine Menge reichte aus, um mir die Knie schwach werden zu lassen. Zusammen mit dem darauf folgenden Koffeinschub lieferte dies das letzte fehlende Puzzleteil.
    Langsam wandte ich mich zu Dr. Thomas um. Er stand in der Tür und machte sich auf seinem Klemmbrett Notizen. Wahrscheinlich liefen irgendwo ein paar Dutzend Video- und Audiorekorder, die jede meiner Bewegungen aufzeichneten. Doch jeder wahre Journalist weiß, dass nichts über eigene Erfahrungen vor Ort geht. Vermutlich gilt das auch für Wissenschaftler. Als er merkte, dass ich ihn ansah, ließ er seinen Füller sinken.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte er. »Schwindelig? Übersättigt? Wollten Sie etwas anderes außer Toast? Es ist noch etwas früh für irgendetwas Schweres, aber vielleicht kann ich Ihnen eine Suppe organisieren, falls Ihnen das lieber ist …«
    »Vor allem wäre es mir lieber, ein paar Antworten zu bekommen.« Ich hielt die Coladose abwechselnd in der linken und in der rechten Hand. Da ich keine Sonnenbrille hatte, musste es wohl eine Getränkedose tun. »Ich glaube, ich war bisher äußerst kooperativ. Außerdem glaube ich, dass sich das ändern kann.«
    Dr. Thomas wirkte beunruhigt. »Nun, das kommt darauf an, welche Fragen Sie stellen.«
    »Diese hier ist ziemlich einfach. Das heißt, sie dürfte Ihre Fähigkeiten kaum übersteigen.«
    »Also gut, ich kann nicht versprechen, dass ich die Antwort weiß, aber ich werde es gerne versuchen. Wir wollen, dass Sie sich wohlfühlen.«
    »Gut.« Ich sah ihm direkt ins Gesicht – und vermisste den Blick meiner schwarzen Augen. Der hatte die Leute immer so verunsichert. Mit ihm hatte ich stets ehrlichere Antworten erhalten … »Sie sagten, Sie seien mein persönlicher Arzt.«
    »Das ist richtig.«
    »Dann verraten Sie mir: Wie lange bin ich bereits ein Klon?«
    Dr. Thomas fiel der Stift aus der Hand.
    Ich ließ ihn nicht aus den Augen, hob die Cola an den Mund, nahm einen Schluck und wartete auf seine Antwort.

    Proband 139b wurde am Abend des 24. Juni 2041 gebissen. Der exakte Zeitpunkt des Bisses wurde nicht aufgezeichnet, aber eine Spanne von nicht weniger als zwanzig Minuten verstrich zwischen der Infizierung und dem ersten Test. Der Infizierte, der für den Biss verantwortlich war, wurde auf der Straße gefasst. Eine posthume Analyse ergab, dass das Individuum höchst ansteckend war, und zwar schon mindestens seit sechs Tagen, da das Virus sich bereits in allen Körperregionen vermehrt hatte.
    Aus der Hand von Proband 139b wurden Blutproben entnommen und sequenziert, um ihre Authentizität zu belegen. Eine Analyse bestätigte die Infektion. (Bezüglich des Nachweises von aktiven Viren im Blut von Proband 139b verweisen wir auf die angehängte Datei.) Die Vermehrung scheint zu Beginn normal verlaufen zu sein und folgte der bekannten Abfolge hin zu vollständigem Verlust der kognitiven Fähigkeiten. Proben, die den Kleidern von Proband 139b entnommen wurden, bestätigen diese Diagnose.
    Kurz nach dem Eintreffen von Proband 139b in dieser Einrichtung wurde ein Bluttest durchgeführt, bei dem keine aktiven Virenpartikel nachgewiesen werden konnten. Daraufhin wurde ein zweiter Test mit einer sensibleren Einheit durchgeführt, die Proband 139b erneut als sauber einstufte. Nach einer achtundvierzigstündigen Isolation, die den Standards einer Kellis-Amberlee-Quarantäne folgte, komme ich als Expertin zu der Überzeugung, dass das Subjekt nicht infiziert ist und weder für sich noch für

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