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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Menschenseele reden kannst, abgesehen von einer unbekannten Stimme von der anderen Seite des Einwegspiegels.
    Das Bett, in dem ich erwachte, war am Boden festgeschraubt, genau wie der passende Beistelltisch. Schließlich wollte man nicht, dass die mysteriöserweise vom Tode auferstandene Journalistin Gegenstände gegen den Spiegel warf, der den größten Teil einer Wand einnahm. Selbstverständlich war die Wand mit dem Spiegel auch die einzige mit einer Tür – einer Tür, die sich nicht öffnen ließ. Überall, wo ich einen Bewegungsmelder vermutete, fuchtelte ich mit den Armen und suchte nach einer Testeinheit in der vergeblichen Hoffnung, die Riegel würden sich öffnen und mich freigeben, wenn sich herausstellte, dass ich sauber war.
    Es gab weder Testeinheiten noch Bildschirme noch Irisscanner. Anscheinend gab es hier nichts, was mich aus der Zelle rausbringen würde. Das war schon grauenhaft genug. Ich bin in der Welt nach dem Erwachen aufgewachsen, wo Bluttests und die Gefahr einer Infektion zum täglichen Leben gehören. Bestimmt war ich schon einmal in einem abgeschlossenen Raum ohne Testeinheiten gewesen. Aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
    Da war noch etwas, was es in dem Zimmer nicht gab: Uhren. Nichts, was mir verraten hätte, wie viel Zeit vergangen war, seit ich aufgewacht war, und noch viel weniger, wie viel Zeit davor vergangen war, bevor ich aufgewacht war. Aus dem Lautsprecher über dem Spiegel kam eine Stimme, eine mir fremde Stimme, die wissen wollte, wie ich hieß und woran ich mich als Letztes erinnerte. Ich antwortete dem Typen: »Ich heiße Georgia Mason, und was zum Teufel ist hier los?« Ohne mir eine Antwort zu geben, ging er weg. Das war vielleicht zehn Minuten her. Vielleicht aber auch zehn Stunden. Ununterbrochen strömte weißes, blendendes Licht von der Decke und flackerte höchstens einmal, während die Sekunden verstrichen.
    Das war auch so eine Sache. Das Deckenlicht kam von Leuchtstofflampen, wie sie schon lange vor dem Erwachen in medizinischen Einrichtungen beliebt gewesen waren. Es hätte mir wie Säure in den Augen brennen müssen, aber das war nicht der Fall.
    Als Kind wurde bei mir retinales Kellis-Amberlee-Syndrom diagnostiziert, was bedeutet, dass dieselbe Krankheit, die die Toten wiederauferstehen lässt, sich permanent in meinen Augäpfeln eingenistet hat. Ich habe mich dadurch nicht in einen Zombie verwandelt. Retinales KA-Syndrom ist eine Reservoirkrankheit, bei der das aktive Virus im Körper irgendwie im Zaum gehalten wird. Durch das retinale KA litt ich unter großer Lichtempfindlichkeit, sah nachts ausgezeichnet und hatte eine Neigung zu Übelkeit erregenden Migräneattacken, wenn ich einmal meine Sonnenbrille nicht aufhatte.
    Nun, jetzt trug ich keine Sonnenbrille, und ich hatte auch keine Möglichkeit, das Licht zu dimmen, und dennoch schmerzten meine Augen nicht. Ich hatte lediglich Durst und spürte ein leises, nagendes Hungergefühl, als wäre ein baldiges Mittagessen keine schlechte Idee. Kopfschmerzen hatte ich keine. Ich wusste ganz ehrlich nicht zu sagen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
    Vor Angst bekam ich feuchte Hände. Ich wischte sie an den Beinen meines ungewohnten Baumwollschlafanzugs ab. Alles in diesem Zimmer war mir fremd – sogar ich selbst. Ich hatte nie viel gewogen – wenn man sein ganzes Leben lang Geschichten hinterherjagt und vor Zombies davonläuft, setzt man nicht so leicht Gewicht an –, doch das Mädchen, das mich im Einwegspiegel anblickte, war fast schon dürr. Sie wirkte, als würde sie jeden Augenblick zusammenklappen. Zwar war ihr Haar so dunkel wie meines, aber zu lang, und es fiel ihr bis über die Schultern. Meine Haare hatte ich immer abgeschnitten, bevor sie so lang werden konnten. Denn langes Haar ist eine passive Form von Selbstmord, wenn man meinem Beruf nachgeht. Und ihre Augen …
    Ihre Augen waren braun. Mehr als alles andere hinderte das mich daran, mich in ihr zu erkennen. Denn ich habe keine sichtbare Iris. Meine Pupillen nehmen den ganzen Raum ein, der nicht von der äußeren Augenhaut belegt ist, wodurch ich einen schwarzen, beinahe gefühllosen Blick bekomme. Das waren nicht meine Augen. Doch sie taten nicht weh. Was nur bedeuten konnte, dass dies tatsächlich meine Augen waren und mein retinales KA-Syndrom irgendwie kuriert war. Oder dass Buffy recht gehabt hatte, als sie sagte, dass es ein Leben nach dem Tod gäbe, und dass es die Hölle sei.
    Ich schauderte und wandte mich von

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