Blackout - Kein Entrinnen
ich eben in das dämliche Labor. Zufrieden?«
Nein , sagte George. Aber ich werde mich damit begnügen.
Ich stieß ein letztes Mal mit dem Elektroschocker nach meiner Beute. Sie reagierte nicht mehr darauf. Dann wandte ich mich um und schlich mich zwischen den Bäumen zurück zu der zerklüfteten Seitenstraße, wo ich das Motorrad geparkt hatte. Aus dem Wald zu meiner Linken hörte ich Schüsse. Ich blieb stehen, doch es folgten keine Schreie, nur Stille. Mit einem Nicken setzte ich mich wieder in Bewegung. Das wirkte vielleicht gleichgültig, aber ich war nicht der Einzige, der für Dr. Abbey die Leiber von Toten sammelte. Für die verrückte, abtrünnige Virologin, die uns eine Zuflucht gab, nachdem wir von der Bildfläche hatten verschwinden müssen. Die meisten Labortechniker waren entweder ehemalige Militärs oder ausgebildete Scharfschützen. Die konnten schon auf sich aufpassen, zumindest was das Töten anging. Wo es darum ging, die Zombies lebendig zu fangen, war ich mir nicht so sicher. Aber glücklicherweise war das nicht mein Problem.
Alarics erleichterter Seufzer schreckte mich auf. Beinahe hätte ich vergessen, dass er und Becks von ihren bequemen Stühlen im Labor aus zuhörten. »Danke, dass du Vernunft annimmst.«
»Danke nicht mir«, sagte ich. »Danke George.«
Keiner von beiden wusste darauf etwas zu sagen. Das hatte ich auch nicht erwartet. Durch einen Knopfdruck an der Seite meines Headsets beendete ich die Verbindung und ging weiter.
Es war nicht einmal ein Monat vergangen, seit die Welt kopfstand. Manchmal war ich fast dankbar, dass ich jeden Tag in einem unterirdischen Virenlabor aufwachte. Sicher, die meisten Dinge darin konnten mich umbringen – einschließlich der Chefvirologin, die, so hatte ich den Verdacht, davon träumte, mich zu sezieren, um meine Organe analysieren zu können. Aber immerhin wussten wir, was abging. Wir hatten einen Rückzugsort, wenn auch keinen richtig ausgearbeiteten Plan. Doch damit waren wir den Überlebenden der nordamerikanischen Golfküste weit voraus, die sich noch immer mit etwas herumschlagen mussten, das wir nicht vorausgesehen hatten: Insekten als Überträger von Kellis-Amberlee.
Ein Tropensturm hatte eine brandneue Gattung Moskitos von Kuba herübergeblasen, eine Art, deren Stiche heftig genug waren, um aktive Viren auf Menschen zu übertragen. Bis zu jenem Tag hatte niemand davon gehört, dass Insekten in der Lage waren, Kellis-Amberlee weiterzugeben. Am Tag danach wusste es die ganze Welt, als die Orte, die von dem Tropensturm Fiona betroffen waren, die wahre Bedeutung des Wortes »Sturmschaden« zu spüren bekamen. Anfangs breitete sich das Virus mit dem Sturm aus, und als der Wind nachließ und die Moskitos sich etwas zu beißen suchten, verbreitete es sich von alleine weiter. Es war die reinste Apokalypse, die Art Katastrophe, bei der sich selbst ausgebildete medizinische Fachkräfte in die Hosen machen und nach ihren Müttern rufen. Und es geschah, ohne dass wir etwas dagegen tun konnten.
Und das Schlimmste daran? Keiner wollte es laut aussprechen, aber betrachtete man den zeitlichen Ablauf der Katastrophe – denn alles begann genau zu dem Zeitpunkt, als wir anfingen, in den wunden Punkten der Seuchenschutzbehörde herumzustochern –, drängte sich mir der Gedanke auf, dass dies alles doch sehr wahrscheinlich kein Zufall war. Und das würde bedeuten, dass wir daran schuld waren.
Niemand bewachte die Fahrzeuge. Das war nachlässig. Auch wenn wir die menschlichen Infizierten beseitigt hatten, bestand immer noch die Gefahr, dass sich ein Zombiewaschbär oder etwas Ähnliches unter einem der Lieferwagen versteckt hatte und beim Aufladen der Jagdbeute nach einer Ferse schnappte. Ich nahm mir vor, mit Dr. Abbey über das taktische Vorgehen zu reden, und schwang mich auf das Motorrad. Dann setzte ich den Helm auf – schließlich hatte Becks recht: Immun bedeutet nicht unsterblich – und fuhr die Straße entlang.
Also, die Sache ist die: Ich heiße Shaun Mason. Ich bin Journalist, nehme ich an, auch wenn meine Blogeinträge aus Sicherheitsgründen zurzeit nicht veröffentlicht werden. Ich werde nicht direkt wegen etwas gesucht. Es ist nur so, dass Orte, an denen ich auftauche, die Tendenz haben, kurze Zeit später von der Landkarte ausradiert zu werden. Und das macht mich zu einem gebrannten Kind, wenn es darum geht, jemandem zu verraten, wo ich mich befinde. Ich glaube, das ist nachvollziehbar. Andererseits glaube ich auch, dass meine tote
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