Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
Vom Netzwerk:
die Fesseln und steckte sie ein.
    Der Arzt schnitt Hartlandts Verband auf, danach Manzanos Hose. Er untersuchte die Wunde, tastete vorsichtig, trotzdem musste Manzano vor Schmerzen aufschreien.
    »Ist nicht weiter tragisch«, schloss der Arzt. »Ich habe nur ein Problem. Wir haben kein Betäubungsmittel mehr. Wollen Sie …«
    »Er ist Italiener«, unterbrach ihn Hartlandt. »Können Sie Englisch sprechen?«
    Manzano sagte nichts. Der Arzt wiederholte in ziemlich gutem Englisch den letzten Satz und fuhr fort: »Ich kann die Wunde vorläufig verbinden und das Projektil drinlassen. Dadurch entsteht natürlich eine hohe Infektionsgefahr. Oder wir entfernen das Projektil und versorgen die Wunde ohne Betäubung.«
    Manzano wurde schwindelig. Er schielte auf seinen nackten Oberschenkel. Ein blutiges Tal mit zerfetzten Rändern zog sich zehn Zentimeter an seiner Seite entlang und endete in einem Loch. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Hatte dieser Hartlandt nicht etwas von Streifschuss gesagt?
    »Ich desinfiziere schon einmal«, sagte der Arzt. »Da bekommen Sie einen Vorgeschmack. Dann können Sie ja entscheiden.«
    Er kippte eine Flüssigkeit auf ein Stück Gaze und tupfte damit die Wunde ab. Manzano stöhnte auf.
    »Furchtbar ist das«, fluchte der Arzt. »Ich komme mir vor wie im Dreißigjährigen Krieg, als man den Verletzten eine Flasche Schnaps zu trinken gab, bevor man ihnen das Bein absägte. Mit Medizin hat das nichts mehr zu tun. Ich komme mir vor wie ein Metzger.«
    Sawed off the leg. A butcher . Manzano schloss die Augen und hoffte, dass er das Bewusstsein verlor. Den Gefallen machte ihm sein Kreislauf nicht.
    Er wollte keine Infektion und dadurch womöglich das Bein verlieren. Doch genauso wenig wollte er ohne Narkose operiert werden. Jemand schüttelte ihn.
    »Nun?«, fragte der Arzt.
    Manzano holte tief Luft, antwortete auf Englisch: »Raus mit dem Ding.«
    »Okay. Beißen Sie die Zähne zusammen. Oder noch besser« – er drückte Manzano einen Fetzen in die Hand –, »beißen Sie da drauf.«
    Er schüttete abermals Desinfektionsflüssigkeit über ein Stück Gaze und wischte damit eine lange Pinzette ab. »Wir haben keine sterilen Instrumente mehr«, erklärte er schulterzuckend.
    Dann bohrte ihm jemand einen glühenden Spieß durch den Oberschenkel und rührte damit in seinem Fleisch herum. Manzano hörte einen unmenschlichen Laut, ein langes, aus dunkler Tiefe dringendes, doch geknebeltes Brüllen. Erst als er keine Luft mehr bekam, begriff er, dass es sein eigenes gewesen war. Seine Lunge versagte ihm den Dienst. Er versuchte aufzuspringen, doch Hartlandt drückte ihn an den Schultern, sein Mitarbeiter an den Knien auf die Liege.
    Aus dem Winkel seiner tränenden Augen sah Manzano, wie der Arzt die Pinzette vor sein Gesicht hob. Zwischen den Spitzen klemmte ein blutiges Etwas.
    »Da haben wir sie schon.«
    Er warf das Projektil in einen Mülleimer neben der Liege.
    »Jetzt muss ich noch nähen. Das tut weniger weh.«
    Was soll jetzt noch wehtun?, dachte Manzano und bekam gleichzeitig den nächsten Schweißausbruch. Ich sollte endlich wieder atmen, erinnerte er sich, dann wurde es dunkel.
    Paris
    Laplante hielt die Kamera auf James Turner, der sich vor einer Industriehalle aufgestellt hatte, und verfluchte Shannon, dass sie ihn mit dem Kerl allein gelassen hatte. Hinter Turner tauchten vereinzelt Gestalten oder kleine Personengruppen auf, die große Pakete aus dem Dunkel eines riesigen Tores schleppten.
    »Ich stehe hier vor dem Zentrallager einer großen Lebensmittelkette im Süden von Paris. Seit heute Nacht die Tore aufgebrochen wurden, holen sich die Menschen, was sie darin finden.«
    Laplante folgte Turner, der auf eine Gruppe Plünderer zuging und sich ihnen in den Weg stellte. In den Armen stapelten sich Plastiksäcke, deren Inhalt Laplante nicht identifizieren konnte.
    »Was haben Sie da?«, fragte Turner.
    »Geht Sie einen Scheißdreck an«, erwiderte einer der Männer und rempelte Turner zur Seite.
    Der Journalist fing sich, bewahrte die Fassung.
    »Wie man sieht, sind die Menschen bereits äußerst angespannt. Am sechsten Tag des Stromausfalls, wenn man von der kurzfristigen und nur teilweisen Wiederversorgung an Tag zwei absieht, fehlt es der Pariser Bevölkerung an allem. Die Nachricht, dass eine radioaktive Wolke aus Saint-Laurent die Metropole erreichen könnte, hat die Stimmung in der Stadt verschlimmert. Womit wir bei unserem Stichwort

Weitere Kostenlose Bücher