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Blacksoul - In den Armen des Piraten

Blacksoul - In den Armen des Piraten

Titel: Blacksoul - In den Armen des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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„Pack mit an.“
    Natürlich gingen die Piraten davon aus, ihr neuestes Mannschaftsmitglied wüsste, was an Bord eines Schiffes zu tun war. So drückte ihr einer ohne lange Erklärung ein dickes Tau in die Hand und deutete auf einen Haufen, auf dem bereits mehrere ordentlich zusammengerollte Seile lagen. Zögerlich fing sie an, das Tau in ebensolche Schlingen zu legen. Ein kaum merkliches Nicken des Mannes ließ sie erleichtert aufatmen, und sie machte zügig weiter. 
    Unter halb geschlossenen Lidern hervor beobachtete sie die Seeräuber genau. Was sie taten, wie viele sie waren und welche Waffen sie trugen. Anscheinend gingen sie nicht davon aus, dass ihr neuer Schiffsjunge Ärger machen würde. Wie auch? Sie war höchstens halb so schwer wie der schmächtigste Mann hier an Bord, und zudem lähmte sie ihre Mutlosigkeit. Wie sollte es ihr nur gelingen, hier unter diesen rauen Kerlen ihre Tarnung aufrechtzuerhalten? Wie sollte sie so tun, als wäre sie mit den Arbeiten an Deck vertraut? Ihre Chancen, dieses Versteckspiel lange durchzuhalten, standen mehr als schlecht. Und was dann?
    „Wie iste deine Name, Chico?“
    Josie riss erschrocken den Kopf herum. Der goldene Ohrring des muskelbepackten Matrosen reflektierte das Mondlicht. 
    „Du taub? Wie deine Name?“
    „Jo …, äh …“
    Sie biss sich auf die Lippe, ihr musste etwas einfallen. 
    „Jo? Das passte zu dir kleinem Chico. Ich heißen Pablo. Pablo Morales. Zeige dir, wo schlafen.“ 
    Er deutete auf das Tau in ihren Händen. Schnell beendete Josie ihre Arbeit und schlurfte, um Unauffälligkeit bemüht, hinter dem Spanier her. Da es nicht so aussah, als ginge von Pablo eine Gefahr aus, nahm sie schließlich ihren ganzen Mut zusammen und fragte nach der Besatzung des Frachtschiffes.
    Pablo lachte laut, als er die Besorgnis in ihren Augen sah.
    „Was du denken, Chico? Wir Piraten, also wir getan, was Piraten tun. Nicht fragen so dummes Zeug, Chico.“
    Dann deutete er auf eine der Hängematten in der Mannschaftskabine. 
    „Hier du schlafen. Nicht pissen in Ecke, sonst bekommen Ärger, si?“, warnte er.
    Josie nickte. Pablo ging weiter zu einer der anderen Hängematten. Ohne sie weiter zu beachten, zog er sich Hemd, Kopftuch und Stiefel aus und schwang sich mit einem gekonnten Satz in die Matte. 
    Ausziehen? Nein. Schnell, ehe jemand daran Anstoß nehmen konnte, legte auch sie sich hin und zog sich die grobe Decke, die für sie bereitlag, über die Schultern.
    Ohne auch nur ein Kleidungsstück abzulegen, stellte sie sich schlafend, denn schon trafen die nächsten Männer ein, um ihr Nachtlager aufzusuchen. Gürtel und Säbel fielen klirrend zu Boden, Kleidungsstücke wurden ausgezogen und nach einigen Furzen und derben Sprüchen kehrte schließlich Ruhe ein. 
    Es verging eine ganze Weile, in der Josie nur auf das gleichmäßige Schnarchen der Männer lauschte. Dann öffnete sie die Augen. Das blasse Mondlicht fiel durch eine vergitterte Luke zum Oberdeck und warf gespenstische Schatten, die im Auf und Ab der Wellen über die schlafenden Gestalten tanzten. Josies Matte roch muffig, aber der Gestank ihres Kopftuchs war noch unerträglicher. Ob sie wagen konnte, es abzunehmen? Sie entschied, dass das Risiko, enttarnt zu werden, zu hoch war, und atmete stattdessen lieber durch den Mund. Besorgt fragte sie sich, was aus dem freundlichen Henderson, dem seekranken Sabatier und all den Anderen geworden war. Hatten die Piraten sie alle umgebracht? War die grausame Tat des Kapitäns nur das Vorspiel gewesen?
    Als sie an Blacksoul dachte, erzitterte sie. Grausam und gnadenlos war er. Furcht einflößend – mit seiner gezackten Narbe im Gesicht. Und dennoch faszinierend. Eines stand jedenfalls fest. So einen Mann als Gegner zu haben, war alles andere als gut. Josie fragte sich, wie lange sie gezwungen sein würde, sich hier an Bord als Mann auszugeben. Wohin segelte die Deathwhisper ? Würde sich ihr überhaupt die Möglichkeit bieten, im nächstbesten Hafen von Bord zu schleichen? Konnte sie es wagen, von Bord zu springen, sobald sie in Küstennähe kamen, und versuchen, an Land zu schwimmen? Vermutlich nicht. Obwohl sie eine geübte Schwimmerin war, würden ihre Kräfte dafür wohl nicht ausreichen. Während sie über eine andere Möglichkeit zur Flucht grübelte, drifteten ihre Gedanken immer wieder zu Blacksoul. Ob ein Mann wie er jemals schlief?
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich seine verhärteten Gesichtszüge im Schlaf entspannten und der

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