Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
schweizerischen Bern handelte, die zusammengekommen war, um erneut ihrer Besorgnis über die Kolonisierung Ausdruck zu verleihen.
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KOLONIALES SICHERHEITSKOMITEE ENTSETZT ÃBER
ZUSTÃNDE AUF MARSLANDEPLÃTZEN
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Die Damen hatten in einer Eingabe an das Kolonialministerium der UN noch einmal ihre Ãberzeugung bekräftigt, dass die Marsbereiche, auf denen Schiffe von der Erde landeten, sich zu weit von den Wohngebieten und vom Wassersystem entfernt befänden. In einigen Fällen hatte man von Passagieren verlangt, mehr als hundert Meilen durch die Einöde zu ziehen, darunter Frauen, Kinder und alte Leute. Das Koloniale
Sicherheitskomitee verlangte, dass die UN eine Vorschrift erlieÃ, wonach die Schiffe gezwungen würden, auf Landeplätzen niederzugehen, die in fünfundzwanzig Meilen Umkreis eines gröÃeren (bekannten) Kanals lagen.
Weltverbesserer, dachte Arnie Kott beim Lesen des Artikels. Wahrscheinlich hatte nicht einer von denen jemals die Erde verlassen; die wissen doch bloÃ, was jemand in einem Brief nach Hause geschrieben hat, irgendeine Tante, die auf dem Mars ihren Lebensabend fristet, gratis auf UN-Gelände wohnt und selbstredend meckert. Und auÃerdem verlieÃen sie sich natürlich auf ihre ständige Vertretung auf dem Mars, eine gewisse Mrs. Anne Esterhazy; sie setzte mimeographisch vervielfältigte Rundschreiben an andere öffentlichkeitsbewusste Damen der diversen Siedlungen in Umlauf. Arnie bezog und las ihr Blättchen Der Revisor antwortet , ein Titel, der ihm die Galle hochtrieb. Einfach zum Kotzen fand er auch die ein- bis zweizeiligen Sticheleien, die zwischen längere Artikel eingeschoben waren:
Betet für die Ungiftigkeit der Getränke! Kontaktiert charismatische Kolonialratsherren und werdet Zeuge einer Wasserfiltrierung, auf die wir stolz sein können!
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Bei manchen dieser Der Revisor antwortet -Artikeln kam er kaum hinter den Sinn, eines solchen Spezialjargons befleiÃigten sie sich. Aber offenbar hatten die Rundschreiben eine Leserschaft ergebener Frauen angezogen, die sich gnadenlos jede Thematik zu Herzen nahm und genau das tat, wozu man sie aufforderte. Jetzt beschwerten sie sich zweifellos gerade zusammen mit dem Kolonialen Sicherheitskomitee auf der Erde über die schrecklichen Entfernungen, die die meisten Landeplätze auf dem Mars von den Wasserquellen und Habitaten der Menschen trennten. Sie trugen ihren Teil zu einer
der vielen groÃen Auseinandersetzungen bei, und in diesem besonderen Fall war es Arnie Kott gelungen, seinen Brechreiz unter Kontrolle zu halten. Von den ungefähr zwanzig Landeplätzen auf dem Mars lag nämlich nur einer innerhalb der Fünfundzwanzig-Meilen-Zone eines gröÃeren Kanals, und das war der Samuel-Gompers-Landeplatz, der für seine Siedlung zuständig war. Sollte der Druck des Kolonialen Sicherheitskomitees überraschend Erfolg haben, dann müssten alle von der Erde eingehenden Passagierschiffe auf Arnie Kotts Landeplatz niedergehen, und die Einnahmen kämen seiner Siedlung zugute.
Es war alles andere als Zufall, dass Mrs. Esterhazy und ihre Organisation auf der Erde mit dem Rundschreiben eine Sache vertraten, die für Arnie von wirtschaftlichem Nutzen gewesen wäre. Anne Esterhazy war Arnies frühere Frau. Sie waren nach wie vor gute Freunde und besaÃen gemeinsam noch eine Anzahl von Wirtschaftsunternehmen, die sie während ihrer Ehe gegründet oder in die sie sich damals eingekauft hatten. In vieler Hinsicht arbeiteten sie noch immer zusammen, obgleich sie auf rein persönlichem Gebiet keine wie auch immer gearteten Gemeinsamkeiten mehr hatten. Er fand sie aggressiv, dominant und über die MaÃen maskulin, eine groÃe und knochige Frau, die beim Gehen weit ausschritt, niedrige Absätze trug, einen Tweedmantel und Sonnenbrille, und der an einem Riemen eine groÃe Ledertasche von der Schulter baumelte ⦠aber sie war durchtrieben und intelligent und eine natürliche Führungspersönlichkeit. Solange er sie nur im Rahmen geschäftlicher Beziehungen zu sehen brauchte, konnte er mit ihr auskommen.
Der Umstand, dass Anne Esterhazy einmal seine Frau gewesen war und dass sie noch immer Gelddinge aneinander ketteten, war nicht allzu bekannt. Wenn er mit ihr Verbindung
aufnehmen wollte, diktierte er nicht etwa einer Stenotypistin der Siedlung einen Brief; vielmehr benutzte er ein kleines Chiffrierdiktaphon, das er in seinem
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