Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Schreibtisch aufbewahrte, und lieà ihr das Band durch einen Boten zukommen. Der Bote gab das Band in einem Kunstgewerbeladen ab, den Anne drüben in der israelischen Siedlung führte, und ihre Antwort â wenn es denn eine gab â wurde auf die gleiche Weise im Büro eines Zement- und Kieswerks am Bernard-Baruch-Kanal hinterlegt, das Arnies Schwager Ed Rockingham gehörte, dem Mann seiner Schwester.
Vor einem Jahr, als Ed Rockingham für sich, Patricia und ihre drei Kinder ein Haus baute, hatte er sich das Unmögliche geleistet: einen eigenen Kanal. Unter offener Missachtung des Gesetzes hatte er ihn sich zum Privatgebrauch anlegen lassen, und das Wasser bezog er aus dem groÃen öffentlichen Wassernetz. Selbst Arnie war damals wütend gewesen. Aber niemand hatte Klage erhoben, und heute beförderte der Kanal, bescheiden nach Rockinghams ältestem Kind benannt, das Wasser achtzig Meilen weit hinaus in die Wüste, damit Pat Rockingham an einem hinreiÃenden Ort leben und einen Rasen, einen Swimmingpool und einen vollbewässerten Blumengarten ihr Eigen nennen konnte. Sie züchtete besonders groÃe Kameliensträucher, die als einzige die Verpflanzung auf den Mars überstanden hatten. Den ganzen Tag lang drehten sich die Rasensprenger und besprühten die Sträucher und bewahrten sie vor dem Verdorren und Eingehen.
Zwölf riesige Kameliensträucher hielt Arnie Kott für Prahlerei. Er verstand sich nicht besonders gut mit seiner Schwester oder Ed Rockingham. Weshalb waren sie eigentlich auf den Mars gekommen?, fragte er sich. Um unter unglaublichen Kosten und gröÃtmöglichem Aufwand genauso zu leben wie zu Hause auf der Erde? Das erschien ihm absurd.
Weshalb dann nicht auf der Erde bleiben? Für Arnie war der Mars ein neuer Ort, und er bedeutete ein neues Leben, das man auf neue Art führte. Er und die anderen Siedler, die kleinen wie die groÃen, hatten in der Zeit, die sie nun auf dem Mars lebten, in einem Anpassungsprozeà unzählige geringfügige Korrekturen vorgenommen und dabei so viele Stadien durchlaufen, dass sie sich allen Ernstes verändert hatten; sie waren jetzt neue Lebewesen. Ihre Kinder, die auf dem Mars zur Welt gekommen waren, setzten an diesem Punkt an, überraschend und eigenartig, in mancher Hinsicht sogar den Eltern ein Rätsel. Zwei seiner eigenen Jungs â seine und Annes â lebten jetzt in einem Siedlungscamp in den AuÃenbezirken von Lewistown. Bei seinen Besuchen wurde er aus ihnen nicht schlau; sie sahen ihn mit trüben Augen an, als warteten sie nur darauf, dass er wieder ginge. Soweit er das beurteilen konnte, hatten die Jungs nicht den geringsten Sinn für Humor. Und doch waren sie sensibel; sie konnten pausenlos über Tiere und Pflanzen, selbst über die Landschaft sprechen. Beide Jungs hatten Haustiere, Marsgeschöpfe, die ihm schauerlich vorkamen: Wanzen, die wie Gottesanbeterinnen aussahen, so groà wie Esel. Die verdammten Dinger wurden Boxer genannt, weil man sie oft dabei sah, wie sie in einem rituellen Kampf hoch aufgerichtet Schläge tauschten, was im Allgemeinen damit endete, dass einer getötet und vom anderen gefressen wurde. Bert und Ned hatten ihre Hausboxer so abgerichtet, dass sie einfache Handreichungen ausführten und einander nicht auffraÃen. Und die Viecher waren ihre Gefährten; Kinder auf dem Mars waren einsam, zum Teil, weil es noch so wenige gab, und zum Teil, weil ⦠Arnie wusste es nicht. Die Kinder schauten verängstigt und mit groÃen Augen drein, als sehnten sie nach etwas, das noch unsichtbar war. Sie neigten dazu, sich bei der erstbesten Gelegenheit abzusetzen und fortzuwandern, um in der Einöde
herumzustöbern. Was sie zurückbrachten, war wertlos, für sie und für die Siedlungen, vielleicht ein paar Knochen oder Ãberreste der alten Niggerzivilisation. Wenn er mit dem Hubschrauber unterwegs war, entdeckte Arnie immer einige versprengte Kinder, eines hier, ein anderes dort, wie sie sich mühsam durch die Wüste schleppten und an Steinen und im Sand kratzten, als versuchten sie irgendwie, die Marsoberfläche aufzubrechen und darunter zu gelangen â¦
Arnie schloss die untere Schublade seines Schreibtischs auf, holte das kleine batteriebetriebene Chiffrierdiktaphon heraus und machte es aufnahmebereit. Er sprach hinein: »Anne, ich möchte mich mit dir treffen und reden. Im Komitee sind zu viele Frauen, und es
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