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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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Anfang: In den drei Romanen spannt der Autor den Bogen von der künstlichen Erschaffung des ganzen Menschen bis zur Beeinflussung des kosmischen Ganzen, der Art und Weise, wie wir Raum und Zeit wahrnehmen. Nur: Wer erschafft hier eigentlich wen? Wer manipuliert mich, meine Wahrnehmung der Welt, und zu welchem Zweck?
    Keinen verschwörungstheoretischen Hintergrund haben diese Fragen – obwohl Dick in diesem Umfeld naturgemäß auch jede Menge Anhänger fand und findet -, sondern einen ontologischen. Der Autor glaubt eben nicht daran, dass zwischen dem Realen und dem Künstlichen, dem Manipulator und dem Manipulierten eine klare Trennlinie existiert; in einem Universum, in dem das einzig Beständige der Wandel ist, kann es eine solche Trennlinie nicht geben. Und so benehmen sich Menschen wie Maschinen, glauben Roboter, sie seien menschlich, wünschen sich Androiden elektrische Haustiere, suchen Türen das Gespräch, halten sich tiefgefrorene Gehirne für Gott, fallen autistische Jungen durch die Zeit.
    Dicks Texte sind ein einziges epistemologisches Chaos und damit ein nie versiegender Quell der Freude für philosophische Erbsenzähler jeder Schule. Doch der Autor begnügte sich nicht damit. » Etwas ist real«, kommentierte er sich einmal
selbst. »Es kann nicht alles eine Illusion sein. Wenn es so wäre, dann hätte der Begriff ›Illusion‹ keine Bedeutung, dann würde er unsere Realität ganz und gar bestimmen.«
    Etwas ist real … Robert Frost schrieb, dass alle Menschen im Kreis herumtanzen und sich in Vermutungen ergehen, während das Geheimnis in der Mitte thront und »weiß«. Philip K. Dicks Helden tanzen – und wie! -, doch anstatt sich in Vermutungen zu ergehen, beanspruchen sie stets, über die sich grotesk verändernde Welt, deren Teil sie sind, Bescheid zu wissen. Und genau das ist es, was real ist: Die Fähigkeit des Menschen, ja sein unbedingtes Wollen, sich von jedem äußeren Zwang, jeder Ideologie, jeder Programmierung zu befreien. Um das zu zeigen, brauchte Dick keine genre-gemäßen Übermenschen, keine Raumfahrer mit Superkräften, ganz im Gegenteil: Er nahm Polizisten, Automechaniker, Installateure. Die Zwänge, Ideologien, Programmierungen, denen sie ausgesetzt sind, unterscheiden sich im Zweifelsfall in nichts von jenen, denen ein Wesen aus Draht und Eisenplatten ausgesetzt ist. Und wenn die Fähigkeit, das Wollen, sich davon zu befreien, in einem solchen Wesen zum Vorschein kommt, dann ist es zum Menschen geworden – wie bei Roy Baty am Ende des »Blade Runner«-Films, eine Szene, die so überhaupt nicht im Roman vorkommt, die Dick jedoch mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm. Er hatte in dieser Hinsicht einen überaus lakonischen Bezug zu den stofflichen Grundlagen unserer Existenz. Zu Beginn von »Eine Bande von Verrückten«, einem seiner allerersten Romane aus den 50er Jahren, heißt es:
    Â 
    Â»Ich bin aus Wasser gemacht. Man würde nicht darauf kommen, weil es ja in mir drin ist. Meine Freunde sind ebenfalls aus Wasser gemacht. Alle. Das Problem für uns besteht nicht nur darin, dass wir herumlaufen müssen, ohne vom Boden absorbiert zu werden, sondern dass wir
uns auch noch unseren Lebensunterhalt verdienen müssen. Eigentlich gibt es ein noch größeres Problem. Wo immer wir auch hingehen – wir fühlen uns nirgendwo zu Hause. Warum ist das so?«
    Philip K. Dick hat Träume und Phantasien geschaffen, wie es sie in der Science Fiction, ja eigentlich der gesamten Literatur nie zuvor gegeben hat, und er hat sie so geschickt mit der Realität, mit den kleinen und großen Widrigkeiten unserer Existenz vermischt, dass nach und nach ein Gefühl für die Textur des menschlichen Innenlebens entstanden ist. Genau darin liegt das Geheimnis seines Erfolges, denn auf dieser Ebene erscheinen seine Romane überhaupt nicht als rätselhaft oder gar als »durchgeknallt«, sondern bei aller Einfachheit der stilistischen Mittel als meisterhaft komponierte, zutiefst berührende und immer wieder unglaublich komische Texte über die Konfrontation des Einzelnen mit einem Universum, das sich, so der Autor, »stets gemeinere Dinge ausdenken kann, als man selbst es kann«, und mit einer Welt, die wir so durchtechnisiert, so durchvirtualisiert haben, dass wir uns im sich schneller und schneller drehenden Karussell aus Fiktionen und Simulationen tragisch

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