Blätter treiben im Wind (German Edition)
Beine auch aufs Sofa. Die aufgeweichte Kleidung ließ er an.
Es vergingen Minuten. Es vergingen Stunden. Die Ströme, die der Himmel nach unten aussandte, nahmen kein Ende. Der Regen peitschte gegen die Fenster seines Hauses. Er setzte die saftigen Wiesen und Wälder in nur wenigen Stunden unter Wasser. Selten hatte es in der Gegend um Mackville so viel geregnet wie an diesem Tag.
Sollte es tatsächlich stimmen, dass der Regen die Tränen von den Seelen über uns darstellt, dann war heute ein sehr trauriger Tag. Alle weinten sie mit ... Tom ... Cooper ... Donna?
Tom bekam von alle dem nichts mit. Er verharrte in der Stellung, in die er sich nach dem Niederlegen des Briefes gelegt hatte. Die Worte des Briefes waren wie Hammerschläge in sein Bewusstsein vorgedrungen.
Was hatte er falsch gemacht? Eine simple Frage, die sich ihm aufwarf. Eine weitere Stunde verging. Er war nur er selbst gewesen. Das war das Problem. Ein Mann, der viel Liebe zu schenken hatte. Nun wurde er abgewiesen. Er war zu zuvorkommend und zu liebevoll. Was für ein offensichtliches Problem das doch war! Er hatte es bis jetzt nur nicht erkannt.
Das Feuer knisterte in dem offenen Kamin. Es waren einige Minuten nach zehn Uhr abends. Er hatte sich erst kurz vor neun vom Sofa erhoben. Seine Kleidung klebte an seinem Körper. Wie paralysiert ging er unter die Dusche und versuchte die traurigen und wirren Gedanken wegzuspülen. Es gelang ihm nicht. Er sah das Handtuch, mit dem sich Donna bei ihm abgetrocknet hatte in seinem Regal liegen. Es war noch nicht gewaschen. Würde er es jetzt, nach diesem Brief, jemals wieder waschen? Er nahm es heraus und sog den verbliebenen Duft von Donna ein letztes Mal auf. Wirklich ein letztes Mal? Er nahm das Handtuch vom Gesicht weg und starrte es an. Er überlegte nur kurz und warf es dann in die Wäschetonne.
Im Hintergrund liefen Balladen, die auch Donna gefallen hätten. Weiche Töne waren jetzt bitter nötig. Schmerz mit Schmerz bekämpfen. Er versuchte in diesen unüblichen Kontrast zu seiner Situation einen Brief zu schreiben. Nur wenn er jetzt mit Donna sprach, konnte er vielleicht ihre Worte verstehen. Aber nur vielleicht. Plötzlich verstand er auch Coopers Worte, ihre Augen .
An den Engel, den ich niemals hassen kann!!!
Was soll ich Dir auf Deinen Brief antworten? Das wirst du Dir auch denken. Aber kann ich fünfundzwanzig Stunden meines Lebens und viele Stunden, die ich so intensiv an Dich dachte, wie an keine Frau jemals zuvor, einfach so vergessen und für immer aus meinem Herz löschen? Nein, sicher nicht.
Deine Entscheidung scheint fest zu stehen. Mein Leben – mit ebenfalls sehr vielen negativen Ereignissen – hat mich gelehrt, die Meinung eines jeden zu akzeptieren.
Egal, wie unsinnig, hart und verletzlich sie ist.
Doch mein Herz schreit danach, Deine Zeilen nicht für immer unverstummt verklingen zu lassen. Du bedeutest mir zu viel – als Mensch –, als dass ich dir jetzt nicht mehr antworten könnte.
Wenn Du es mir auch jetzt nicht glaubst, aber Deine Augen, als Du wegfuhrst, haben Dich verraten. Es war Dein leerer Blick, der weder Himmel noch Hölle aussagte. Nun wissen wir ja beide, was er sprach. Ich glaube, in nur fünfundzwanzig Stunden habe ich Dich besser kennen gelernt, als viele deiner Verflossenen in den Beziehungen mit Dir. Doch viel hilft mir das nun auch nicht.
Der letzte Kuss und mein Klaps auf Deinen Po, das war das letzte Mal, dass ich Dich spüren durfte.
Du verwirrst mich. Und wie. Du hast mich vom ersten Augenblick an verwirrt.
Du weißt nicht, ob Du mich lieben sollst – oder nicht?
Du weißt nicht, ob ich Dich in Ruhe lassen soll – oder nicht?
Du weißt nicht, ob Du mich nie wieder missen möchtest – oder nicht?
Du weißt nicht, ob Du mich ganz nah spüren willst – oder nicht?
Du weißt nicht, ob Du mich wegstoßen willst – oder nicht?
Alles das sagt mir, dass Deine Gefühle mehr den je in Deinem Leben in Zwiespalt stehen. Sonst wären Deine Worte klarer gegen oder für mich gerichtet.
Ich erinnere mich zurück an den Satz von Dir: ... vielleicht für die Ewigkeit!
Bis heute Mittag, als ich den Brief öffnete, war ich noch der Meinung: für die Ewigkeit. Der Anfang dieses Bandes wurde letztes Wochenende geknüpft.
Ist es tatsächlich so, dass alles, was feine Gefühle Dir befehlen, von einer stärkeren Macht in Dir verdrängt wird? Deinen ersten Engel, so wie Du ihn
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