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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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bedeutungsschwere Pausen üblich, in denen beide Seiten die Gedanken und Reaktionen der anderen zu lesen versuchen. Wer unterbricht, erweckt den Anschein, er müsse peinlichst etwas verbergen.
    Unbedingt zu beachten ist zudem, dass Zahlen in China eine mythologische Rolle spielen und ihr Gebrauch für den unachtsamen Europäer peinliche Situationen heraufbeschwören kann. Die Zahlen Vier, Sieben und Zehn gelten als Unglückszahlen. Die Aussprache von Vier und Zehn hört sich ähnlich an wie das Wort »Tod«, während sich die Zahl Sieben wie der Ausdruck »fortgegangen« anhört. Bei Einladungen gilt es außerdem, möglichst eine gerade Zahl von Gästen einzuladen, um Unglück fernzuhalten. Zahlen mit positiver Bedeutung sind hingegen die Sechs, die Acht und die Neun, da ihre Aussprache an positive Begriffe erinnert. Der Zahlenaberglaube kommt auch in der Wahl von Telefonnummern oder Zimmernummern in Hotels zum Ausdruck. Allerdings scheinen Ausländer in China gewisse Freiheiten zu genießen, glaubt Han Yan: »Die Chinesen gehen davon aus, dass die Ausländer sich sowieso anders verhalten. Daher darf ein Ausländer in China fast alles tun. Die Chinesen erklären das dann mit ›fremden Sitten‹. Und sind sehr überrascht, wenn die Ausländer einige Sätze Chinesisch sprechen können oder chinesische Umgangsformen übernehmen.«
    Weiter geht’s über den Himalaya nach Pakistan , in eine der gefährlichsten Regionen der Welt. Deutsche hatten hier lange Zeit ein Heimspiel, denn sie genossen bei den Pakistanern großes Ansehen, vier wichtige Gründe seien hier erwähnt. Erstens: deutsche Autos (vor allem Daimler und BMW ), zweitens: Hitler (Autobahnbau), drittens: Hitler (Feind der Juden), viertens: Hitler (Feind der Briten, der ehemaligen Kolonialherren am Indus). Doch seit Beginn des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch hat der Ruf der Deutschen gelitten, sie gelten nun wie die meisten anderen Westler als nichtswürdige speichelleckerische Lakaien der Amerikaner. Tja. Trotzdem: Pakistan ist für abenteuerlustige Zeitgenossen immer eine Reise wert. Spannend wird’s in jedem Fall, und jede Menge Fettnäpfchen stehen für den westlichen Touristen bereit. Dem Besucher werden zunächst einmal die vielen Männer auffallen, die in inniger Umarmung oder händchenhaltend durch die Straßen laufen. Ebenso irritierend wirken die Kerle, die ihre Augen dick mit Kajal umranden. Doch Pakistan ist keineswegs ein Gay-Paradies! Vielmehr handelt es sich um regionale Traditionen: Kajal soll die Augen widerstandsfähig machen gegen den gefürchteten »bösen Blick«, und Freundschaft unter Männern drückt sich durchaus in körperlicher Nähe aus. Ebenso wenig weist ein überlanger Händedruck oder ein um die Schulter gelegter Arm darauf hin, es hier mit jemandem von der anderen Fakultät zu tun zu haben.
    Moscheebesuche (sofern diese zurzeit für Westler überhaupt noch möglich sind) sollte man stets nur in neuwertigen Socken angehen, sonst ergeht es einem wie Paul Wolfowitz. Als der damalige Präsident der Weltbank vor einigen Jahren eine Moschee besuchte (die berühmte Selimiye-Moschee im türkischen Edirne), zog er die Schuhe aus, und seine durchlöcherten Socken zogen alle Blicke auf sich. Die Bilder von den Lumpen-Strümpfen des Top-Bankers gingen um die Welt. Die Kleidung sollte also stets der Würde des Ortes angemessen sein. Unvergesslich ist auch der Skandal, als Prinzessin Diana 1991 die Bashari-Moschee im pakistanischen Lahore im kurzen Rock besuchte. Das vom Mullah hektisch ausgehändigte Tuch, um ihre Beine zu bedecken, kam zu spät. Außerdem ist zu beachten: Während des Fastenmonats sollte man den Muslimen in der Öffentlichkeit nicht genüsslich was vorkauen, das gilt als taktlos.
    Braune Haut und leichte Kleidung – ob auf dem Bazar oder im privaten Raum – erachten Pakistaner generell als ebenso peinlich. Sie können nicht verstehen, warum sich überhaupt jemand von der Sonne bräunen lassen will – das Schönheitsideal ist hier (wie auch in Indien, Japan oder China) die vornehme Blässe. Und Szenen wie die folgende, die ein Touristenpärchen auf dem Bazar von Rawalpindi erlebte, sollte man unbedingt vermeiden, es sei denn, man liebt das Bad in der Menge: Die beiden Traveller waren in Shorts und Trägerhemdchen unterwegs, das lange Haar mit

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