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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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tausend und eine Art blamieren, indem man sein Geld dem Falschen anbietet, eine zu kleine oder zu große Summe in Aussicht stellt, oder bei der falschen Gelegenheit (am besten noch in Gegenwart von Zeugen!) damit ankommt. Der Fehler beginnt schon, die Scheine dem Adressaten direkt übergeben zu wollen, statt einheimische, diskrete Mittler damit zu beauftragen. Ist die Summe zu gering, kann es passieren, dass entrüstete Reaktionen kommen und Haft wegen versuchter Beamtenbestechung angedroht wird – damit steigt der Tarif erheblich. Und wenn man schon Geld persönlich übergibt, dann sollte man die Scheine in winzige Rechtecke zusammenfalten oder zu Kügelchen zerknüllen, die dann unsichtbar beim Händedruck »kleben bleiben«. Outdoorfreaks und Trekking-Spezialisten sollten Reisewarnungen von Behörden und einheimischen Pakistanern unbedingt ernst nehmen! Nichts ist peinlicher, als bei einem Ausflug in die Berge entführt zu werden und dann im Taliban-Videoclip aufzutauchen: Im besten Fall verheult, unrasiert und mit vollen Hosen, im schlimmsten Fall als Hauptdarsteller einer Live-Cam-Hinrichtung durch den Krummsäbel. Und selbst nach der glücklichen Rückkehr werden sich viele in der Heimat erinnern, dass Ihre Befreiung wieder mal ein teurer Spaß für den Steuerzahler gewesen ist und Sie entsprechend scheel ansehen. Wer es dennoch nicht lassen kann, durch Banditengebiet zu reisen, sollte Rosie Garthwaites Ratschlag beherzigen: »Versuchen Sie so auszusehen und sich so zu verhalten, als seien Sie nicht viel wert!«
    Ãœber den afghanischen Kyberpass, Turkmenistan und Kasachstan gelangen wir nach Russland . Ist man bei Russen eingeladen, wäre es ein Blamage- GAU , einfach mit Straßenschuhen in die Wohnung hineinzulatschen: »Für Russen ist es unmöglich, das eigene Haus mit Schuhen zu betreten. In Deutschland kommen die Menschen fast bis zum Schlafzimmer mit den Schuhen rein. In Russland ist die Grenze zwischen dem privaten (sauber) und dem öffentlichen (mir egal) Raum fest markiert: Das ist die Eingangstür der eigenen Wohnung. Deshalb werden da viele Rituale vollzogen, um den Übergang zu vollziehen und abzuschließen (Hauskleidung, Fußabtreter)«, so Olga Haensch, Berliner Unternehmensberaterin mit russischen Wurzeln. Aus der Logik heraus, dass der Außenraum stets als schmutzig empfunden wird, gehören russische Kleinkinder ins Haus. Deshalb, fährt Olga fort, »regen sich viele meiner Bekannten auf, wenn die Babys in Berlin mit Rotznase und altem Keks im Dreck des Sandkastens wühlen. Für Russen ist es unerhört, für die Eltern im Prenzlauer Berg wohl der Charme des Realen.«
    Beim geselligen Beisammensein ist in Russland Folgendes zu vermeiden:
    â€¢ die Themen »Politik« und »Russenmafia« anschneiden (hingegen: fragen, was die Uhr, das Auto, die Handtasche gekostet haben, ist durchaus legitim)
    â€¢ als Frau im Restaurant selbst zahlen; immer noch finden die Russen dies ziemlich peinlich, das gilt als Aufgabe des Mannes
    â€¢ beim Wodkatrinken nur memmenhaft nippen. Über das Trinken erzählte Olga: »Als ich mit Stephan (ihrem deutschen Mann) zum ersten Mal bei mir zu Hause war, hat der Ehemann meiner Mutter demonstrativ eine Einliterflasche Wodka auf den Tisch gestellt. Ich war überrascht, weil er selbst nie getrunken hat. Auf meine Frage meinte er aber: ›Er soll sehen, wie die Russen trinken können!‹«
    â€¢ sich am nächsten Tag übermäßig für Ausfälligkeiten im alkoholisierten Zustand entschuldigen, das ist kein Thema mehr.
    Zum Geschäftstermin geht man nie alleine, sondern immer mit (untergeordnetem) Gefolge, damit man selbst »Chef der eigenen Delegation« spielen kann, und schon gar nicht fährt man mit dem Bus oder der U-Bahn (Wer kein Auto hat, gilt als unseriös, als Penner). Während es vielerorts ein Zeichen von Höflichkeit ist, während eines ernsthaften Gesprächs das Mobiltelefon auszuschalten, machen Sie sich in Russland mit diesem Verhalten lächerlich. Wer dort nicht ständig angerufen wird, wird nicht ernst genommen. Wenn Sie dort Eindruck schinden wollen, sollten Sie möglichst viele Telekommunikationsgeräte auf den Tisch legen, sich regelmäßig anrufen oder Nachrichten zusimsen lassen und keinesfalls vergessen, ein akustisches Signal bei E-Mail-Eingang zu aktivieren, damit alle glauben, Sie seien ein

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