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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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christlich-fundamentalistischen Verschwörungstheoretiker begeben hat.
    Peinlich wird’s, wenn alte Freunde oder Bekannte mit gesenkter Stimme (»Abhörgefahr!«) und bedeutungsschwangerer Miene Folgendes behaupten:
    â€¢ »Die USA haben 9/11 selbst inszeniert«
    â€¢ »Die Juden beherrschen die Welt«
    â€¢ »Elvis/Jim Morrison/Osama Bin Laden lebt«
    â€¢ »Der Weltuntergang steht unmittelbar bevor« (Maya-Kalender, Supernova, Gammablitz, Kometeneinschlag, Invasion Außerirdischer usw.)
    â€¢ »In Kürze wird ein Messias erscheinen« (noch bedenklicher: »Ich bin der Messias«).
    Lächerliche Sportarten ausüben
    Manche Sportarten oder im weitesten Sinne sportliche Handlungen in der Öffentlichkeit sehen irgendwie komisch aus. Es fällt einfach schwer, sich daran zu gewöhnen: Etwa dieses stets eilige, wichtig-geschäftig wirkende Nordic Walking, das Radeln im Liegefahrrad oder das schneckenartige Aquajogging (überhaupt bieten manche Aquafitness-Kurse ein eigenartiges Bild: Überwiegend ältere Damen, die im hüft- oder brusthohen Wasser zu Discoklängen der 1980er und 1990er exerzieren (It’s raining men ), gedrillt von einer sehnigen Fitnesstrainerin am Beckenrand. Hier wäre der Sound von Peter Alexander oder Florian Silbereisen sicher angebrachter).
    Peinlichkeit entsteht oft dann, wenn jemand eine Sportart ausübt, die für sein Alter oder Geschlecht unpassend ist, etwa:
    â€¢ als 40-Jähriger im Snowboard-Anfängerkurs
    â€¢ als Mann in der Tribal-Style-Bauchtanzgruppe
    â€¢ als Akademikerin beim Women Wrestling in der US -Fantasy-League.

Kapitel 10
    Die Panik vor der Peinlichkeit
    Too shy shy hush hush … –
Schüchternheit & Schamalarm
    Es ist ein Paradox: Während es, im Vergleich zu den vergangenen Jahrhunderten, immer weniger strenge Regeln für das Benehmen und Zusammenleben zu geben scheint, während der Einzelne, befreit von Klassen- und Standesgrenzen, eigentlich immer weniger Angst davor haben müsste, auf blamable Weise gegen irgendwelche Regelwerke, Dresscodes und Sprachformeln zu verstoßen, ist die Angst vor der Peinlichkeit proportional mit der persönlichen Freiheit gewachsen. Nun wird es nämlich immer schwieriger, zu erkennen, was in welchen Kreisen als cool oder peinlich gilt. Und die Maßstäbe können sich, je nach Milieu und Mode, schnell ändern. Der Einzelne lebt nun mit der ständigen Angst, von den Wendungen des Zeitgeistes abgehängt zu werden, plötzlich mit seinen Ansichten und seinem Erscheinungsbild »out« zu sein. Die Übertretung dieser informellen und wechselhaften Gebote, schrieb Ulrich Greiner in der Zeit , »führt nicht mehr, wie zu Zeiten der Schuldkultur, in die tragische Katastrophe, sie führt lediglich zu einem Gefühl persönlichen Versagens. Die Mechanik der Peinlichkeitskultur ist nicht mehr tragisch, sondern komisch.« 82
    Es gibt verschiedene Strategien, mit der Angst vor der Lächerlichkeit umzugehen bzw. Peinlichkeiten gänzlich zu vermeiden – jeder verfolgt oder sucht dabei seine eigene. Einige dieser Methoden sollen im Folgenden vorgestellt werden, wobei das eine Extrem in einem ängstlichen Vermeidungsverhalten zum Ausdruck kommt, das andere Extrem in der aggressiven Vorwärtsverteidigung. Doch beide Verhaltensweisen haben gravierende Folgen für das Sozialleben der Betroffenen.
    Zunächst zum ersten Extrem, in seiner milden Variante auch als Schüchternheit bekannt. Die Schamangst vor einer bevorstehenden oder theoretisch möglichen peinlichen Situation kann allerdings auch zum charakterbildenden Zug werden, zu einer solch starken Ausprägung der Schüchternheit, dass sie die Grenze zur Sozial- und Kontaktangst überschreitet. Je nach Diagnosekriterien gelten bis zu 15 Prozent der Bevölkerung als schüchtern, auch Prominente wie Hollywood-Star Johnny Depp sind darunter, der der Presse gerne erzählt: »Ich bin schüchtern, richtig paranoid. Ich hasse meine Berühmtheit.« Laut wissenschaftlichen Statistiken ist die Zahl der Schüchternen in den letzten Jahren um gut zehn Prozent gestiegen, auch oder gerade Jugendliche und Studenten sind davon betroffen – ein Trend, der offenbar mit der Zunahme virtueller Beziehungen und der Internetkommunikation einhergeht. Unter den erwachsenen Amerikanern bezeichnen sich gar 40 Prozent als schüchtern, auch hier deutet

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