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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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Lustige, Laute, Anhängliche, Weinerliche, Aggressive, Säuerliche, Rechthaberische und Sentimentale. Welcher Sauftyp sind Sie? Oder durchlaufen Sie, je nach Pegelstand, verschiedene Stadien? Vielleicht erst lustig, dann laut, am Ende weinerlich? Oder erst rechthaberisch, dann aggressiv, und schließlich sentimental?
    Obwohl wir in einer traditionellen Alkoholkultur leben, gibt es da feine Abstufungen. Das Trinkverhalten variiert, etwa zwischen einem kultivierten Abendessen, wo man sich nicht zu schnell und zu oft nachschenken lassen sollte, oder einem Kneipenabend, wo möglichst viele Runden absolviert werden sollen, und der kräftige Zug, bisweilen auf »ex«, sozial erwünscht ist. Bei letzterer Übung gilt es im Übrigen nicht als peinlich, wenn der Flüssigkeitsrest aus Glas oder Flasche Gesicht und Kleidung einnässt. Das landläufige Ideal besteht paradoxerweise darin, viel Alkohol vertragen zu können, ihn aber nicht nötig zu haben. Der Quartalssäufer, der sich bei sozialen Anlässen betrinkt, wird eher akzeptiert als der Pegeltrinker, der immer und überall alkoholisiert sein muss. Letzterer – sofern er noch sozial eingebunden ist, Arbeit und Familie hat – lebt in ständiger Angst vor Entdeckung, er muss seine Fahne mit Atemsprays überdecken, den Schnaps verstecken, ihn unbemerkt in den Kaffee schütten, das Leergut unauffällig entsorgen.
    Drogenabhängig sein
    Je nach Zeitgeist und Milieu sind bestimmte Suchtmittel peinlich oder angesagt. Koks, Ritalin, Prozac und allerlei Aufputschmittel wurden und werden von TV -Moderatoren, Börsenmaklern und anderen »Erfolgsmenschen« als angemessen betrachtet, Haschisch und Heroin eher von Aussteigern und Weltflüchtigen. Als cool gilt, wer seine Drogenabhängigkeit im Griff zu haben scheint. Peinlich ist es hingegen, auszurasten oder sichtbare Entzugserscheinungen zu zeigen, zumindest solange man noch Job, Freundin oder Familie hat. In seiner akuten Kokser-Phase lief der Musiker Konstantin Wecker wie ein Gespenst herum: »Ständig schweißüberströmt, aufgeschwemmt aufgrund von Nierenstörungen, weit aufgerissene Augen, wirrer Blick. Ich hatte Angst, allein schon wegen meines Aussehens verhaftet zu werden.« 5 Und Rolling Stone Keith Richards sagte einmal, es sei der Gipfel der »Unhöflichkeit«, wenn man seinen Gastgeber brüskiert, indem man in dessen WC blau anläuft (und so die schöne Party mit einem Notarzteinsatz sprengt). Genau dies passierte aber dem Fiat-Erben Lapo Elkann. Am 10. Oktober 2005 wurde er bewusstlos ins Turiner Mauriziano-Spital eingeliefert. Er hatte in der Wohnung einer brasilianischen Transsexuellen einen sogenannten Speedball aus Kokain, Opium und Heroin konsumiert, fiel ins Koma und schwebte drei Tage und Nächte in Lebensgefahr. Der Promifotograf Fabrizio Corona versuchte anschließend von Fiat 200 000 Euro für die Nichtpublikation eines Interviews mit Patrizia, der Gastgeberin der Drogenparty, zu erpressen. Weitere Kollateralschäden: Lapos Freundin, die Schauspielerin Martina Stella, gab ihm den Laufpass. Und für höhere Aufgaben im Konzern kam er auch nicht mehr in Betracht. »Als öffentliche Person war ich tot«, sagte Lapo selbst und trat den Drogenentzug in einer Klinik in Arizona an. 6 Dem echten Junkie hingegen ist nichts mehr peinlich: Ob er oder sie auf dem Straßenstrich gesehen, beim Ladendiebstahl erwischt wird oder mitten in der Fußgängerzone zitternd am Boden liegt.
    Sich alleine betrinken oder alleine Drogen nehmen
    Alkohol- und Drogenkonsum wird in Gesellschaft leichter toleriert, erweckt er doch die Illusion, die Dröhnung diene dem sozialen Zusammenhalt und sei irgendwie »cool«. Doch wer alleine zu Hause hockt und sich zumacht, zeigt überdeutlich an, dass er ein hoffnungsloser Suchti ist. Für das Umfeld ist es ein Alarmsignal, jemanden allein und bedröhnt zu erwischen. Auch Lady Gaga machte mal eine Phase durch, in der sie sich allein in ihrer Wohnung mit Koks tröstete: »Mein Vater sah mich eines Tages an und sagte nur: ›Du bist drauf. Du baust gerade großen Mist, Kid.‹« 7

Kapitel 2
    Was ist überhaupt Peinlichkeit?
    Der Fauxpas
    Viele peinliche Situationen werden durch Fehltritte, Fehlleistungen oder mentale Aussetzer verursacht. Doch wie kommen diese Fauxpas zustande, und warum treten sie so häufig auf? Manchmal fragt man sich, warum einem dieser

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