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Blamage

Blamage

Titel: Blamage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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ist, kam ganz schlecht an. Richtig wäre gewesen: »Entschuldigung, ich frage mich, ob es eventuell möglich wäre, vielleicht an einem Tisch draußen zu sitzen, bitte schön?« (»Excuse me, I was wondering if it was possible to perhaps sit at one of your outside tables please«). Das war das Minimum an Höflichkeit. Ein anderes Beispiel: Alicja plauderte am Telefon mit ihrer Schwiegermutter und legte dann auf. Verwundert fragte ihr Mann Christian, ob seine Mutter gar nicht mit ihm habe sprechen wollen? Nein, sagte Alicja, sie habe gar nicht nach ihm gefragt! Tatsächlich wäre es der Schwiegermutter peinlich gewesen, die schöne Konversation mit Alicja zu unterbrechen, um ihren Sohn zu sprechen. Andererseits muss sie es als peinlich unhöflich empfunden haben, dass Alicja nicht von sich aus anbot, ihren Mann zu rufen.
    Königlich britisch blamieren kann man sich etwa, indem man …
    â€¢ Kritik am Königshaus oder gar am Monarchismus insgesamt übt
    â€¢ England und Großbritannien verwechselt
    â€¢ Geschichtslektionen über den britischen Kolonialismus, den Nordirlandkonflikt oder Fußball anbringt. Besonders zu vermeiden: Erinnerungen an das WM -Halbfinale 1990 (5:4 für Deutschland) oder das WM -Achtelfinale 2010 (4:1 für Deutschland). Im Gegenzug gilt es, sich nicht provozieren zu lassen, falls die Gastgeber maliziös auf die Partien in München 2001 (5:1 für England) oder Oxford 1909 (9:0 für England) anspielen
    â€¢ den Briten zu sehr auf die Pelle rückt
    â€¢ beim Einstieg in den Bus wild drängelt oder beim Schlangestehen schummelt
    â€¢ mit dem Auto konsequent rechts fährt, dicht auffährt und hupt. Alicja staunte nicht schlecht, als sie nach England umgezogen war: »Ich habe nie zuvor eine derartige Höflichkeit beim Autofahren erlebt. Die Briten lassen einem oft die Vorfahrt, ganz unabhängig von den Verkehrsregeln, nur weil sie es nicht eilig haben und großzügig sind – einen freundlichen Wink hinter der Windschutzscheibe habe ich in Polen nie gesehen.«
    â€¢ in geselliger Runde nur sein eigenes Bier bestellt; denn es wird stets für alle geordert und rundenweise bezahlt
    â€¢ außerdem: Das französische Begrüßungsküsschen wird nicht überall geschätzt – vor allem nicht von Männern.
    Von den britischen Inseln aus sind die USA vergleichsweise nahe liegend, auch sprachlich. Trotzdem sind die Mentalitätsunterschiede erheblich. Wer laut über sich selbst spricht, ist mit Sicherheit Amerikaner – sagt zumindest der Brite. Dafür wird in Amerika viel mehr gelächelt, vor allem in Geschäften und in Serviceberufen. Das amerikanische Dauerlächeln – Psychologen sprechen von einem sogenannten Kontaktlächeln, das jede Kontaktaufnahme begleitet und erleichtert – wirkt auf viele Europäer aufgesetzt und schlecht geschauspielert. Europäer lächeln in der Regel seltener, d. h. wenn auch ein gewisser Grund dafür besteht (das sogenannte Anlasslächeln). Als Vitali Klitschko, der ukrainische Schwergewichtsboxchampion, im Frühjahr 1989 zum ersten Mal in seinem Leben in die USA reiste, konnte er nicht glauben, wie ihm geschah: »Wohin ich auch schaute, die Menschen lächelten. Erst dachte ich, sie würden mich auslachen, weil ich diesen komischen Trainingsanzug trug.« Später irrte Klitschko durch eine Shopping Mall: »Kaum steckte ich meinen Kopf in ein Geschäft, schoss mir jemand entgegen. ›Hello!‹ Meinte die junge Frau etwa mich? Ich drehte mich um, hinter mir stand niemand. ›How are you doing?‹ Sie strahlte mich immer noch an, wobei sie mir ihre weißen Zähne zeigte. ›Can I help you?‹ Ich begriff nicht und machte mich lieber aus dem Staub.« 56 So viel Freundlichkeit war dem ansonsten furchtlosen Boxer, der an den barschen Alltagston der Sowjetunion gewöhnt war, einfach zu unheimlich.
    Manche sprachlichen Missverständnisse deutscher USA -Besucher sind inzwischen zu legendären Kalauern geworden, etwa die Restaurantbestellung »I become a beefsteak«. Außerdem: Einen Unternehmer sollten Sie nicht undertaker nennen, und Public Viewing kann als makabre Angelegenheit verstanden werden. Und: Englisch ist nicht gleich Englisch: Sprachliche Unterschiede zwischen Briten und Amerikanern können für überaus peinliche Missverständnisse sorgen: Pants heißt Hose in USA ,

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