Blamage
Produkt Otohime (= Klangprinzessin): Beim Betreten der Kabine wird automatisch ein Klangteppich aus Vogelgezwitscher und Wasserrauschen erzeugt.
Wir setzen über aufs asiatische Festland, nach China . Zunächst sollte einmal vorweggeschickt werden, dass China ein heterogenes Land mit Dutzenden von Nationalitäten und groÃen regionalen Unterschieden ist. Somit sind Verallgemeinerungen schwierig, und die im Folgenden beschriebenen Tendenzen mit einer gewissen Zurückhaltung zu betrachten. Trotzdem finden sich nicht wenige Situationen mit hohem Blamagepotenzial:
⢠beim Essen und in Gesellschaft: Rülpsen gehört zum buchstäblich guten Ton, auch dürfen Speisereste auf den Boden und den Tisch gespuckt werden
⢠Naseschnäuzen gilt hingegen als ekelerregend hoch zwei
⢠langer Blickkontakt in der Konversation wirkt auf Chinesen peinlich
⢠missverständliche Gestik und Mimik: So kann das kraftvolle Mit-der-Faust-in-die-offene-Hand-Klopfen, mit dem wir euphorische Aussagen wie »der Markt boomt wie noch nie« unterstreichen, in China als derbe Beischlafgeste gedeutet werden
⢠einem Chinesen niemals kumpelhaft auf den Rücken klopfen, auch wenn er hustet, dies gilt als äuÃerst unhöflich
⢠hochgezogene Augenbrauen signalisieren nicht etwa Interesse am Gespräch, sondern ein kompromittierendes, wenngleich wortloses »Nein«.
Ãberhaupt ist der Körperkontakt eine heikle Angelegenheit. Die chinesische Literaturwissenschaftlerin Han Yan Krüger, die schon seit Jahren in der Schweiz lebt, hat in diesem Punkt mit manchen europäischen Sitten Probleme: »Das Küsschen-Verteilen der Schweizer oder Franzosen sowie der Handkuss sind mir manchmal peinlich, zumal wenn die Küsse von einer Person des anderen Geschlechts kommen. Ich würde ihnen so gern sagen, dass ich eigentlich nur von meinem Mann oder meiner Tochter geküsst werden möchte.« Gelegentlich werden in chinesischen Restaurants Speisen serviert, deren Genuss Ãberwindung kostet: etwa diverse Maden, Würmer oder gegrillte Skorpione. Britta Steffen, deutsche Spitzensportlerin, setzte da lieber auf Mitgebrachtes aus dem heimatlichen Bioladen, als sie im Sommer 2011 an der Schwimm- WM in Schanghai teilnahm: »Ich habe Haferflocken, Hirseflocken und ganz viele Nüsse mitgenommen. Davon rühre ich mir meinen Brei zusammen, von dem ich zwei Wochen leben kann«, verriet sie der Presse. Lecker! Für eine Medaille reichte diese Spezialdiät allerdings nicht aus. Ist man privat bei Chinesen eingeladen, sollte man den Teller nie ganz leer essen, insbesondere keine SoÃe mit Brot aufsaugen, denn das könnte interpretiert werden als: »Oh Gott, ich muss sogar die SoÃe essen, um hier satt zu werden«. Zu den Gesprächsthemen bei Tisch: Politische Fragen (Tibet, Menschenrechte, Internetzensur etc.) werden in China eher selten diskutiert, und wenn, dann sicher nicht mit Ausländern, die davon keine Ahnung haben oder als belehrende Besserwessies auftreten. Andererseits gibt es durchaus auch Sujets oder Komplimente, die in Deutschland Befremden auslösen würden, in China jedoch zum gängigen Konversationsrepertoire gehören. Seien Sie also nicht beleidigt, wenn man Ihnen ins Gesicht sagt: »Sie sind aber schön fett geworden!« Lächeln und nicht widersprechen! Dies ist nett gemeint und signalisiert Respekt in einem Land, das in seiner Geschichte viele Hungersnöte hinter sich gebracht hat. Wohlstand verbirgt man in weiten Teilen Asiens (und Osteuropas) eben nicht so schamhaft wie in Alteuropa. Ãblich ist in China zum Beispiel auch die direkte Frage nach dem Einkommen des Gesprächspartners. Bei der Antwort ist dann Schummeln durchaus erlaubt, dann hat man ein besseres Standing. Und: Ob privat oder geschäftlich â Geschenke sind immer gern gesehen. Und bitte lassen Sie die Preisschilder dran! Damit signalisieren Sie Ihren chinesischen Gastgebern und Geschäftspartnern, was sie Ihnen wert sind. Auf keinen Fall sollten Sie eine Uhr verschenken (bedeutet in etwa: »Ihre Lebenszeit läuft ab«) oder Verträge mit rot unterschreiben (sinnbildlich für: »beendet unsere Freundschaft«). In geschäftlichen Verhandlungen kann Schweigen übrigens durchaus als Tugend gelten: Ein Sprichwort lautet: »Wer weiÃ, spricht nicht. Wer spricht, weià nichts.« In Verhandlungen sind folglich minutenlange,
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