Blankes Entsetzen
Street
K eingetroffen und suchte die Adresse der Novaks. Er hatte beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen und Helens Ahnung zu folgen – allerdings alleine, denn er verspürte wenig Lust, sich dem Spott seiner Kollegen auszusetzen.
Da war das Haus.
Er fand die Apartment-Nummer und klingelte.
Keine Antwort.
Er klingelte bei einer anderen Nummer und bei noch einer.
»Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme.
»Polizei«, sagte er. »Lassen Sie mich bitte herein. Nur ins Gebäude, nicht in Ihre Wohnung.«
Nach einer kurzen Pause summte der Türöffner.
Die Wohnung der Novaks befand sich im ersten Stock.
Keenan klingelte und klopfte.
Die Situation rechtfertigte es nicht, die Tür einzutreten.
Er bückte sich, um durch den Briefkasten zu spähen und zu horchen.
Nichts.
452
113.
ir sollten die Feuerwehr holen«, sagte Lizzie. »Das ist W das Sicherste.«
»Das wollte ich ohnehin«, erklärte Allbeury.
»Und sobald Sie mit denen gesprochen haben«, fügte Lizzie hinzu, »sollten wir einen Arzt rufen. Ich glaube, ich hab mir den linken Arm gebrochen.«
»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?« Kopf und Schultern des Anwalts tauchten wieder in der Fahrstuhltür auf. »Sie sagten doch, es gehe Ihnen gut.«
»Ich war viel zu froh, Sie zu sehen«, sagte Lizzie und fühlte sich ziemlich töricht. »Ich hatte es vergessen.«
»Ihr linker Arm?«, vergewisserte er sich. »Ich frage nur, damit ich Bescheid sagen kann, wenn ich anrufe.«
»Und ein paar Finger«, sagte sie. »Clare hat sie in der Fahrstuhltür eingequetscht.«
»Himmel«, sagte Allbeury und ging den Notarzt anrufen.
Clare war verstummt. Sie lachte auch nicht mehr, saß nur still da, bis sie plötzlich zur Seite und auf die Bank kippte.
»Clare.« Novak rückte wieder neben sie, tastete nach ihrem Handgelenk und fühlte ihren Puls. »Clare.«
Er drehte sich zu den Restaurants hinter ihnen um, zu der hell erleuchteten All Bar One und der voll besetzten Front des Pont de la Tour und überlegte wieder, ob er Clare nach drinnen schaffen sollte.
Ich beweg sie lieber nicht.
Er kam zu einer Entscheidung, verfluchte den Rettungswagen
– verfluchte auch Allbeury noch einmal – und zog seine 453
Lederjacke von ihren Schultern. Dann hob er ihre Füße hoch, bettete sie richtig auf die Bank, wo sie zumindest von einer Seite durch eine große Pflanzenkiste geschützt war, und deckte sie mit seiner Jacke zu.
»Ich hole Hilfe«, sagte er laut. »Wir können nicht länger warten.«
Sie stöhnte leise.
»Ich mach so schnell ich kann«, versprach er.
Ohne den Tränen auf seinem Gesicht Beachtung zu schenken, eilte er zum nächstgelegenen Lokal und hinein in die Helligkeit, die Musik und die Normalität. Er suchte die lange Theke nach einem Telefon ab, sah aber keines.
»Ich brauche Hilfe«, sagte er laut, zu allen in Hörweite.
Viele Augen richteten sich auf ihn. Eine Kellnerin mit einem Tablett voller Flaschen und etliche Menschen, die auf braunen Ledersofas und an langen, schmalen Tischen saßen und tranken, sahen ihn erschreckt an.
»Ich brauche ein Telefon.«
»Sir.« Ein Kellner eilte zu ihm. »Wie kann ich ihnen helfen?«
»Rufen Sie einen Krankenwagen.« Novak hatte das
Verlangen, sich den jungen Mann zu schnappen und ihn am Kragen zu einem Telefon zu zerren. »Meine Frau ist draußen.
Sie verliert unser Baby …«
Dann, über die Musik und das Stimmengewirr hinweg, hörte er sie endlich.
Die Sirene.
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114.
etzt kann es nicht mehr lange dauern.«
J Allbeury saß am offenen Fahrstuhlschacht und versuchte, Lizzie aufzumuntern, doch sie fror immer mehr. Als er ihr ein paar Minuten zuvor seine Jacke zugeworfen hatte, hatte selbst dieses minimale Gewicht den Fahrstuhl ins Schwanken gebracht und sie beinahe zu Tode geängstigt. Allbeurys Sorge um sie wuchs. Er wusste, dass sie sich nicht nur ihrer Zwangslage wegen mies fühlte, sondern auch, weil sie nicht zu Hause angerufen hatte. Er erzählte ihr, dass er vor einiger Zeit mit Gilly telefoniert habe und es den Kindern gut ginge (auch wenn er das eigentlich gar nicht wusste). Sein Angebot, unter irgendeinem Vorwand noch einmal anzurufen, lehnte Lizzie jedoch ab – sowohl Jack als auch Edward würden unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich jede Geschichte durchschauen und sich etwas Schreckliches ausmalen.
»Ich verstehe es einfach nicht«, sagte sie.
»Was verstehen Sie nicht?«
»Warum jemand wie Clare? Sie haben sie als nette Frau bezeichnet, als wir zusammen abendessen
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