Blankes Entsetzen
Eifer drängte sie ihren Mann dazu, Fortbildungskurse zu absolvieren, sodass er Mitglied des Britischen Detektivverbandes werden konnte.
»Das bringt Prestige und neue Kontakte«, sagte sie. »Und beides kann nicht schaden.«
»Das sagt Robin auch«, bemerkte Novak.
»Oh«, sagte Clare ein wenig spöttisch. »Wenn Robin es sagt!«
Sie war nie sicher gewesen, was sie von Robin Allbeury halten sollte, nie ganz überzeugt von seinen ungewöhnlichen und scheinbar selbstlosen Aktivitäten. Sie hatte das Gefühl, er verheimliche seine wahren Motive. Darauf angesprochen, sagte Novak zu Clare, er habe bisher nicht herausgefunden, wie Allbeurys Motive aussahen – und er wisse auch nicht, ob er etwas darüber erfahren wollte, solange Allbeury weiterhin den Menschen half.
»Den Frauen«, sagte Clare.
»Ja. Und uns beiden hilft er, unsere Rechnungen zu bezahlen«, bemerkte Novak.
Dagegen hatte Clare kein Argument.
»Er hält dich für einen bemerkenswerten Menschen.«
»Wie kommt er darauf?«
»Weil er ein kluger Mann ist«, sagte Novak.
Zwei Jahre später kehrte der Kummer zu ihnen zurück, als ihr ersehntes erstes Kind bei der Geburt starb. Clare, die allein zu Hause war und ein Bad nahm, als es passierte, verlor das Bewusstsein, bevor sie Hilfe herbeirufen konnte, und ihr neugeborener Sohn überlebte nicht. Sein Tod traf die Novaks wie ein Hammerschlag. Nach Clares Entlassung aus dem Krankenhaus igelten sie sich eine ganze Woche lang in ihrer Wohnung ein und aßen und schliefen kaum. Robin Allbeury – der in Sorge war, weil seine Nachrichten unbeantwortet blieben – kam schließlich zu ihnen und übernahm mehr oder weniger das Ruder: Er kaufte ein, kochte, informierte Clares Vater über die Tragödie (obwohl Malcolm Killin damals selbst mit Lungenentzündung im Bett lag und nicht helfen konnte) und half Novak, das traurige Begräbnis zu organisieren.
Nach der qualvollen gerichtlichen Untersuchung des Todesfalles nahmen Clare und Novak nur mit schrecklicher Langsamkeit ihr gewohntes Leben wieder auf; irgendwann zwangen sie sich, eine Trauerberatung aufzusuchen, fanden sie aber kaum hilfreich. Wie zu erwarten, erwiesen die Arbeit und die Zeit sich als die beste Medizin.
Monate verstrichen. Die beiden steckten all ihre Energie in die Detektei und bauten sie wieder auf. Aber nichts war mehr wie früher. Alles schien durch Trauer, Selbstvorwürfe oder Angst vergiftet. Wenn etwas sie zum Lachen brachte, fühlten sie sich schuldig, weil ihr Kind im Grab lag. Wenn sie sich liebten, klammerten sie sich aneinander wie zwei Schwimmer kurz vor dem Ertrinken. Wenn sie ein Baby in einem Kinderwagen sahen, raubten ihnen die Trauer und der Neid den Atem.
Doch auch das ging vorbei.
»Würde es dir etwas ausmachen«, fragte Clare eines Morgens, fast ein Jahr nach dem Tod des Jungen, »wenn ich einen Teilzeitjob als Krankenschwester annähme? Nur zwei oder drei Abende die Woche.«
Novak erschrak. »Ich wusste gar nicht, dass du mit dem Gedanken gespielt hast, in deinen Beruf zurückzukehren.«
»Das hatte ich auch nicht vor, bis Maureen mich letzte Woche anrief.«
Maureen Donnelly, eine ehemalige Kollegin, hatte vor zwei Jahren ins Waltham General Hospital in Essex gewechselt, um näher bei ihrem Vater zu sein, der unter Parkinson litt. In der Vergangenheit hatte Maureen stets darauf geachtet, nicht ins Fachsimpeln zu geraten, wenn sie sich mit Clare traf, doch in letzter Zeit war ihr aufgefallen, dass die Freundin zunehmend Interesse daran zeigte, Neuigkeiten aus der Notaufnahme zu hören, und Maureen tat Clare nur zu gern den Gefallen, sie über einige interessantere Fälle in der Abteilung auf dem Laufenden zu halten.
Nick Parry war einer dieser Fälle, ein achtundzwanzigjähriger Mann mit doppelseitiger Lähmung. Er war im vergangenen Monat ins Krankenhaus gekommen, nachdem er mit seinem getunten Wagen einen schweren Unfall gehabt hatte. Der Lebensmut und der Humor des jungen Mannes hatten Maureen beeindruckt, und als sie hörte, dass die Ausländerbehörde einen von Parrys Teilzeitpflegern zurück nach Neuseeland schicken wollte, versprach Maureen ihm, sich nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin umzusehen.
»Maureen glaubt, wir würden uns gut verstehen«, erzählte Clare, »also bin ich ihn besuchen gegangen.«
»Warum hast du mir nichts davon erzählt?«, fragte Novak.
»Weil ich dachte, dass du dich entweder für mich freust und dich dann ärgerst, wenn es nicht klappt – oder dir Sorgen machst und dich
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