Blaues Blut und heiße Küsse (German Edition)
ausgetauscht.
In meinen besten Jeans zu einem weißen Hemd, näherte ich mich dem Herrensitz.
Alles wirkte perfekt.
Die gepflegte Gartenanlage, der Kiesweg, die Skulpturen im Park, der frisch gemähte Rasen.
Als ich die altmodische Türklingel bediente, amtete ich tief durch.
Ich wollte mir meine leichte Beklommenheit nicht anmerken lassen.
„Hallo, Tom. Schön, dass du da bis”, stand Gregor da auch schon vor mir.
Überrascht schaute ich ihn an.
„Ha- hallo.“
„Komm rein. Ist alles in Ordnung?“
Der junge Baron schien meine Überraschung zu bemerken.
Wobei, was hatte ich erwartet?
Einen Butler!
Ganz klar. Ich dachte an `Das Haus am Eaton Place`. Eine längst vergangene Serie aus England.
„Du öffnest selber?“, stotterte ich dann auch prompt.
Gregor bekam beinahe einen Lachanfall.
„Einen Butler haben wir nicht. Ich bin ganz allein im Haus.“
„Aber …“
Gregor lachte immer noch, als er mich am Arm fasste.
„Natürlich haben wir Personal. Aber eher auf Teilzeitbasis. Einen Gärtner, Zugehfrauen und bei Empfängen auch weitere Dienstboten. In Hamburg auch eine Köchin. Ich hab dir doch gesagt, auch der Adel ist im Jahr 2013 angekommen.“
„Hast du“, war ich fast enttäuscht.
Wenn das meine Mutter wüsste. Da lädt einen schon einmal ein echter Baron ein und dann gibt es noch nicht mal Personal.
Meine Mutter wäre sicher noch viel enttäuschter gewesen.
„Ich hab uns auf der Terrasse einen Imbiss vorbereitet. Danach zeig ich dir das Haus.“
„Fein“, fasste ich mich wieder.
Gregor führte mich durch eine riesige Halle auf die andere Seite des Herrenhauses.
Quer durch ein extrem voll gepacktes Wohnzimmer mit Ölgemälden und schweren Eichenmöbeln, auf eine erhöhte Terrasse.
Unter uns lag der gepflegte Park, der zu dem Herrensitz gehörte. Nun kam ich mir doch wieder wie bei den Guldenburgs vor. Erst recht, als Gregor uns Champagner in zwei schwere Gläser goss und wir anstießen.
„Herzlich willkommen auf Spreutenburg.“
„Merci. Auf den Abend”, ließen wir die Gläser klingen.
„Genieß schon mal die Aussicht. Ich komm gleich wieder. Sonst wird das Essen kalt.“
Ich schaute meinem Baron hinterher. Heute trug auch Gregor Jeans.
Wenn auch von Boss und sicher fünf Mal so teuer wie meine. Ich blickte mich um. Auf dem Tisch stand eine silberne Schüssel mit frischem Salat, teures Porzellan, und ich fand erneut als Adeliger, auch im 21. Jahrhundert, lebte es sich nicht schlecht.
Gregor erschien da auch schon mit einem ganzen Tablett voller Baquettes.
„Selber zubereitet“, lächelte er dabei, fast verlegen.
„Danke. Echt lieb von dir.“
Hunger hatte ich eh, so dass ich es mir schmecken ließ.
Schon bald war Gregor einfach ein Typ, den ich mochte. Kein Baron mehr und auch die elegante Umgebung war vergessen.
Doch spätestens als Gregor mich anschließend durch den Landsitz derer von Spreutenburg führte, wurde mir wieder deutlich, dass er hier in einer ganz anderen Welt lebte.
An Familienportraits vorbei, erzählte mir Gregor die Geschichte seiner Familie und die des imposanten Herrensitzes.
„Hier unten sind eigentlich fast nur repräsentative Räume, in denen weder meine Mutter noch ich leben. Oben sind unsere eigentlichen Wohnräume. Komm mit.“
Ich folgte. Wieder vorbei an Ölgemälden und antiken Möbeln.
Bis wir Gregors Schlafzimmer erreichten. Wobei auch hier altmodische, aber sicher teuere Möbel den Raum beherrschten. Lediglich seine privaten Dinge machten den Raum ein wenig persönlicher. Irre auch seine Kleiderschränke. Mit den Klamotten hätte er ganze Geschäfte ausstatten können. Der Baron residierte eben doch. Ob nun mit oder ohne Butler.
„Fühlst du dich hier wohl?“, wollte ich wissen, als wir wieder auf die Terrasse zurückgekehrt waren. Gregor blickte in den Park.
„Ja. Ja, das tue ich. Tom, ich bin hier groß geworden. Mit diesen Möbeln, dieser Familie. Meine Welt, mein Leben. Aber sicher auch nicht so ganz unterschiedlich von dir. Ich meine, deiner Familie, deinen Freunden. Der Landsitz hier und die Firma bedeuten auch Verantwortung. Und die Pflicht, all das zu bewahren. Wenn du mich besser kennst, wirst du das begreifen.“
Ich konnte nur nicken. Zu fremd war mir seine Welt immer noch. Meine zwei Zimmer Wohnung mit modernen Möbeln fiel mir ein.
Voll der Kontrast.
Ich stellte mir Gregor in meinem Wohnzimmer vor. Bis sein Blick mich wieder in die Gegenwart holte. Gleichzeitig nahm er behutsam meine Hände in
Weitere Kostenlose Bücher