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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schlechter Stamm eine gesunde Blüte tragen kann?»
    «Möglich ist es. Aber ich bin nicht davon überzeugt, dass Iris Marie wirklich eine gesunde Blüte ist.»
    «Und mein Wort zählt natürlich nicht», sagte Anthony langsam, «denn ich liebe sie ja. George zeigte ihr die Briefe, und sie drehte durch und tötete ihn? So geht es doch weiter, nicht wahr?»
    «Ja. Bei ihr würde die Panik die Oberhand gewinnen.»
    «Und wie hat sie das Zeug in Georges Champagnerglas gezaubert?»
    «Ich gestehe, dass ich das nicht weiß.»
    «Ich bin dankbar, dass es etwas gibt, das Sie nicht wissen.»
    Anthony kippte mit seinem Stuhl nach hinten und wieder vor. Seine Augen waren zornig und drohend.
    «Dass Sie die Frechheit besitzen, mir all das zu sagen!»
    «Tut mir Leid. Aber gesagt werden musste es.»
    Kemp beobachtete beide mit Interesse, sagte aber nichts. Geistesabwesend rührte er in seiner Teetasse herum.
    «Also schön!», sagte Anthony und setzte sich aufrecht hin. «Die Lage hat sich verändert. Es geht nicht mehr darum, um einen Tisch zu hocken, ekelhafte Getränke in sich reinzukippen und sich in akademischen Theorien zu ergehen. Dieser Fall muss gelöst werden! Wir müssen alle Zweifel zerstreuen und die Wahrheit rauskriegen. Das sehe ich als meine Pflicht an – und ich werde es irgendwie schaffen. Ich werde die Dinge bearbeiten, die wir nicht wissen – denn wenn wir sie erst herausfinden, wird die ganze Sache klar werden.
    Ich fasse das Problem zusammen. Wer wusste, dass Rosemary Barton ermordet wurde? Wer schrieb die anonymen Briefe an George? Und warum?
    Und jetzt zu den beiden Morden. Lassen wir den ersten beiseite. Es ist zu lange her, und wir wissen nicht genau, was damals geschah. Aber der zweite Mord fand direkt vor meinen Augen statt. Ich habe ihn gesehen! Deshalb müsste ich wissen, wie er geschah. Der ideale Zeitpunkt, um George Zyankali ins Glas zu tun, war während der Varietevorstellung – aber da kann es nicht passiert sein, denn kurz danach trank er noch aus seinem Glas. Ich sah, wie er trank. Nachdem er trank, schüttete niemand etwas in sein Glas. Niemand berührte sein Glas, aber trotzdem war es, als er das nächste Mal trank, randvoll mit Zyankali. Es ist unmöglich, dass er vergiftet wurde – aber er wurde vergiftet! In seinem Glas war Zyankali – aber niemand kann es hineingeschüttet haben. Kommen wir voran?»
    «Nein», sagte Chief Inspector Kemp.
    «Doch», sagte Anthony. «Die Sache hat jetzt das Reich der Zauberei erreicht. Oder das Reich der Geister. Ich werde jetzt meine übersinnliche Theorie skizzieren. Während wir tanzten, schwebt Rosemarys Geist um Georges Glas herum und lässt etwas raffiniert materialisiertes Zyankali hineinfallen – jeder Geist weiß ja, wie man Zyankali aus Ektoplasma fabriziert. George kommt zurück und trinkt auf ihr Wohl und – o Gott!»
    Die anderen beiden starrten ihn neugierig an. Er hielt sich den Kopf mit beiden Händen und schaukelte in offensichtlicher Verzweiflung hin und her.
    «Das ist es!», sagte er. «Das ist es! Die Handtasche! Der Kellner!»
    «Der Kellner?», fragte Kemp gespannt.
    Anthony schüttelte den Kopf.
    «Nein, nein. Nicht, wie Sie denken! Es gab tatsächlich einen Zeitpunkt, an dem ich glaubte, dass wir einen Kellner brauchten, der kein Kellner, sondern ein Trickkünstler wäre – ein Kellner, der erst am Tag zuvor eingestellt worden war. Stattdessen hatten wir einen Kellner, der sein Leben lang Kellner war – und einen kleinen Kellner von königlich-kellnerlicher Abstammung – ein cherubinischer Kellner – erhaben über jeden Verdacht. Und er ist immer noch über jeden Verdacht erhaben – aber er hatte eine Rolle in dem Stück. O Gott, ja, er hat eine Hauptrolle gespielt.»
    Sie starrten ihn an.
    «Verstehen Sie denn nicht? Ein Kellner hätte das Gift in den Champagner schütten können, aber der Kellner tat es nicht. Niemand berührte Georges Glas, aber George wurde vergiftet. Ein: unbestimmter Artikel. Der: bestimmter Artikel. Georges Glas! George! Zwei verschiedene Dinge! Und Geld im Spiel – haufenweise Geld! Und, wer weiß – vielleicht auch Liebe? Sehen Sie mich nicht an, als ob ich verrückt wäre! Kommen Sie, ich zeig es Ihnen!»
    Er sprang so hastig auf, dass sein Stuhl umkippte, und packte Kemp beim Arm.
    «Kommen Sie!»
    Kemp warf einen bedauernden Blick auf seine halb volle Tasse.
    «Wir müssen erst zahlen», murmelte er.
    «Nein, nein, wir sind in einer Sekunde zurück. Kommen Sie mit! Ich muss es Ihnen

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