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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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klingen. Wenn du jetzt freiwillig damit herausrückst, besteht die Möglichkeit, dass man dir glaubt.»
    «Bitte, Anthony!»
    «Schau mal, Iris, du bist in einer Klemme. Aber davon abgesehen, es gibt so etwas wie Wahrheit. Du kannst nicht auf Nummer Sicher gehen und nur an deine eigene Haut denken, wenn es um Gerechtigkeit geht.»
    «Ach, Anthony, musst du jetzt so edel sein?»
    «Das», sagte Anthony, «war ein sehr cleverer Schlag! Aber trotzdem gehen wir jetzt zu Kemp! Auf der Stelle!»
    Widerwillig kam sie mit ihm in die Halle. Er nahm ihren Mantel, der über einen Stuhl geworfen lag, und half ihr hinein. In ihren Augen konnte er sowohl Meuterei als auch Angst erkennen, aber er machte keine Anstalten, ihr nachzugeben.
    «Wir nehmen ein Taxi am Ende des Platzes», sagte er.
    Während sie zur Haustür gingen, hörten sie, dass jemand an der Tür läutete. Die Glocke schlug unten im Souterrain an.
    «Das habe ich ganz vergessen», rief Iris. «Es ist Ruth. Sie wollte nach Büroschluss hier vorbeikommen, um das Begräbnis zu besprechen. Es soll übermorgen stattfinden. Ich dachte, wir könnten besser darüber reden, während Tante Lucilla fort ist. Sie bringt immer alles so durcheinander.»
    Anthony kam dem Stubenmädchen zuvor, das von unten aus dem Souterrain die Treppe hochgeeilt kam, und öffnete die Tür.
    «Es ist schon in Ordnung, Evans», sagte Iris, und das Mädchen ging wieder hinunter.
    Ruth sah müde und ziemlich ungepflegt aus. Sie trug eine große Aktentasche.
    «Entschuldigen Sie die Verspätung, aber die U-Bahn war heute Abend so schrecklich überfüllt, und dann musste ich drei Busse abwarten, und nirgendwo ein Taxi in Sicht.»
    Es war untypisch für die effiziente Ruth, sich zu entschuldigen, dachte Anthony. Ein weiteres Indiz dafür, dass Georges Tod diese fast unmenschliche Tüchtigkeit zerrüttet hatte.
    «Ich kann jetzt nicht mit dir kommen, Anthony», sagte Iris. «Ruth und ich müssen uns um die Beerdigung kümmern.»
    «Tut mir Leid, aber dies ist wichtiger», sagte Anthony mit fester Stimme. «Entschuldigen Sie, Miss Lessing, dass ich Ihnen Iris entführe, aber es ist wirklich äußerst wichtig.»
    «Aber selbstverständlich, Mr Browne», sagte Ruth schnell. «Ich kann ja alles mit Mrs Drake klären, wenn sie wiederkommt.» Sie lächelte schwach. «Ich werde schon mit ihr fertig, wirklich.»
    «Ich bin sicher, Sie würden mit allem und jedem fertig, Miss Lessing», sagte Anthony bewundernd.
    «Iris, mögen Sie mir noch spezielle Wünsche mitteilen?»
    «Es gibt keine. Ich schlug vor, dass wir beide die Trauerfeier planen, weil Tante Lucilla ihre Vorstellungen alle zwei Minuten ändert, und das wollte ich Ihnen nicht zumuten. Sie haben schon so viel zu tun. Mir ist es wirklich gleichgültig, was für eine Art von Begräbnis es wird. Tante Lucilla liebt Beerdigungen, aber ich hasse sie. Man muss die Toten unter die Erde bringen, aber das ganze Brimborium drum herum hasse ich. Den Toten selbst kann es nichts mehr bedeuten. Sie haben sich von allem weit entfernt. Die Toten kehren nicht wieder.»
    Ruth antwortete nicht, und Iris wiederholte mit befremdlichem Trotz:
    «Die Toten kehren nicht wieder.»
    «Komm jetzt», sagte Anthony und zog sie durch die geöffnete Tür hinaus.
    Ein freies Taxi kurvte langsam um den Platz herum. Anthony winkte es herbei und half Iris hinein.
    «Sag mir, du Schöne», sagte er, nachdem er den Fahrer gebeten hatte, sie zu Scotland Yard zu bringen. «Wen genau hast du eben in der Halle gespürt, als du es für so nötig hieltst zu versichern, dass die Toten tot seien? War es George oder Rosemary?»
    «Keiner von beiden! Niemand! Ich hasse bloß Beerdigungen, das sage ich dir.»
    Anthony seufzte.
    «Jetzt steht es fest!», sagte er. «Ich bin ein Medium!»

Zwölf
     
    D rei Männer saßen um einen kleinen runden Marmortisch.
    Colonel Race und Chief Inspector Kemp schütteten tassenweise dunklen braunen Tee, reich an Tannin, in sich hinein. Anthony trank, was sich ein britisches Cafe unter einer anständigen Tasse Kaffee vorstellt. Es entsprach nicht seiner eigenen Vorstellung, aber er nahm es hin, gewissermaßen als Preis dafür, dass die beiden anderen Männer ihn als Ebenbürtigen zu ihrer Sitzung hinzugezogen hatten. Nach einer peinlich genauen Prüfung von Anthonys Papieren hatte Chief Inspector Kemp sich einverstanden gezeigt, ihn als Kollegen anzuerkennen.
    «Wenn Sie mich fragen», sagte der Chief Inspector, während er mehrere Zuckerklumpen in sein schwarzes

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