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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Erstaunen gesetzt hatte. Mr. Quale, der sich bald nach unsrer Ankunft vorstellen kam, kannte alle persönlich. Er schien die zwei glänzenden Beulen von Schläfen in alles hineinzustecken, was vorging, und sein Haar immer weiter und weiter zurückzubürsten, bis sogar die Wurzeln in nicht zu befriedigender Philantropie aus der Kopfhaut zu dringen schienen.
    Um was es sich handelte, war ihm ganz gleich, aber ganz besonders bereitwillig zeigte er sich bei Anlässen, wo es darum ging, irgend jemandes Lobeshymne zu singen. Seine Hauptstärke schien in der Gabe zu liegen, andre rückhaltlos zu bewundern. Er konnte mit dem größten Genuß beliebig lang dasitzen und seine Schläfen im Glanze jedes beliebigen großen Lichtes baden. Als ich ihn das erste Mal ganz in Bewunderung der Mrs. Jellyby versunken gesehen, hatte ich geglaubt, sie sei der alles andre verdrängende Gegenstand seiner Verehrung. Aber bald entdeckte ich meinen Irrtum und fand, daß er der Schleppenträger und Herold für eine ganze Prozession von Leuten war.
    Mrs. Pardiggle besuchte uns eines Tages wegen einer Subskription für irgend etwas – und mit ihr Mr. Quale. Was auch Mrs. Pardiggle sagte, Mr. Quale wiederholte es. Und wie er uns seiner Zeit Mrs. Jellyby vorgeführt hatte, führte er uns jetzt Mrs. Pardiggle vor.
    Mrs. Pardiggle hatte ihrem beredten Freund Mr. Gusher einen Empfehlungsbrief an meinen Vormund mitgegeben. Mit Mr. Gusher kam abermals Mr. Quale. Mr. Gusher, ein sulzartig aussehender Herr mit einem schwitzenden Gesicht und Augen, die, für sein Vollmondantlitz viel zu klein, ursprünglich einem andern gehört zu haben schienen, war auf den ersten Blick nicht einnehmend; aber kaum hatte er sich gesetzt, fragte schon Mr. Quale Ada und mich ziemlich hörbar, ob er nicht ein großer Mann sei – was hinsichtlich seiner Aufgedunsenheit allerdings der Fall war, obgleich Mr. Quale Größe in geistiger Hinsicht meinte – und ob uns nicht der massive Bau der Stirn auffalle.
    Kurz, wir hörten von Missionen jeder Gattung unter diesen Leuten sprechen, aber nichts kam uns nur halb so deutlich zum Bewußtsein, als daß es Mr. Quales Mission war, über jedes andern Mission in Ekstase zu geraten, und daß das offenbar die populärste Mission von allen war.
    Mr. Jarndyce, in seiner Herzensgüte und immer von dem Wunsch beseelt, alles Gute, was in seiner Macht stand, zu tun, trat diesen Gesellschaften zwar bei, aber er gestand offen zu, daß sie ihm oft als eine recht unzulängliche Institution erschienen, in der die Wohltätigkeit sich in Form von Krämpfen betätige, wobei marktschreierische Philantropen und Spekulanten in billiger Berühmtheit, groß im Wort, ruhelos und eitel im Handeln, kriecherisch nach oben, lobhudelnd gegen einander und unduldsam gegen die, die gern im stillen die Schwachen vor dem Falle schützten, anstatt sie lärmend und mit großem Selbstlob ein wenig aufzuheben, wenn sie schon gefallen waren, – die christliche Barmherzigkeit wie eine Uniform zur Schau trugen.
    Als Mr. Gusher ein Ehrengeschenk für Mr. Quale vorschlug, der früher bereits eins für ihn angeregt hatte, und anderthalb Stunden über dieses Thema vor einer Versammlung sprach, der zwei Knaben- und Mädchenklassen aus der Armenschule beiwohnten, die, ein lebendes Beispiel, an das Gleichnis vom Scherflein der Witwe erinnerten, aber nichtsdestoweniger aufgefordert wurden, ihre Halfpence zum Opfer zu bringen, glaubte ich wirklich, der Wind würde drei Wochen lang aus Osten wehen.
    Ich erwähne dies, weil ich auf Mr. Skimpole zu sprechen kommen will. Es schien mir, als ob seine ungezwungene Kindlichkeit und Sorglosigkeit im Gegensatz zu allen diesen Leuten ein großer Lichtblick für meinen Vormund wären, der eben dieses Gegensatzes wegen um so bereitwilliger an ihn glaubte. Es mußte ihm Freude machen, unter so vielen Andersgearteten einen so vollkommen arglosen und aufrichtigen Menschen zu finden. Es täte mir leid, wenn ich damit vielleicht den Verdacht erwecken sollte, Mr. Skimpole habe dies durchschaut und sich politisch benommen. Ich habe ihn nie genügend kennengelernt, um das zu wissen. Wie er sich zu meinem Vormund benahm, so benahm er sich bestimmt gegen jedermann.
    Er war nicht ganz wohl gewesen und hatte sich, obgleich er in London wohnte, bis dahin noch nicht bei uns blicken lassen. Eines Morgens aber erschien er in seiner gewöhnlichen gewinnenden Art und so heiter wie je.
    »Also da bin ich«, sagte er.
    Er habe an der Galle gelitten, aber reiche

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