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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Geld! Schillinge wahrscheinlich! Oder Pfunde? Übrigens: Coavinses! Sie erinnern sich doch an unsern Freund Coavinses, Miß Summerson?«
    Er fragte mich, wie es ihm gerade in den Kopf kam, fröhlich und unbefangen und ohne die mindeste Verlegenheit.
    »Gewiß.«
    »Coavinses ist von dem großen Landvogt verhaftet worden. Er wird das Sonnenlicht nie mehr maßregeln.«
    Ich war ordentlich betroffen, das zu hören, denn ich hatte mir bereits unwillkürlich das Bild des Mannes, wie er bei uns auf dem Sofa gesessen und sich die Stirne abgewischt, ins Gedächtnis zurückgerufen.
    »Sein Nachfolger sagte es mir gestern. Er ist jetzt in meinem Hause – hat darauf Beschlag gelegt, so glaube ich, nennt er es. Er kam gestern zum Geburtstag meiner blauäugigen Tochter. Ich stellte ihm vor, das sei widersinnig und unpassend. 'Wenn Sie eine Tochter mit blauen Augen hätten, würde es Ihnen gefallen, wenn ich uneingeladen zu ihrem Geburtstag käme?' fragte ich ihn. Aber er blieb doch.«
    Mr. Skimpole lachte über diese liebenswürdige Absurdität und schlug einige Akkorde auf dem Piano an, an dem er saß.
    »Und er sagte mir«, fuhr er fort und griff nach jedem Wort einen Akkord, »daß Coavinses... drei Kinder... keine Mutter... Und da Coavinses' Gewerbe – unpopulär ist, sind die kleinen Coavinses sehr schlimm daran...«
    Mr. Jarndyce stand auf, fuhr sich durch die Haare und begann ruhelos im Zimmer auf und ab zu gehen. Mr. Skimpole spielte die Melodie eines von Adas Lieblingsliedern. Ada und ich blickten Mr. Jarndyce an und glaubten zu wissen, was in seiner Brust vorging.
    Nachdem er auf und ab gegangen, still gestanden und verschiedne Male aufgehört hatte, sich den Kopf zu reiben, und immer wieder damit angefangen hatte, legte er die Hand auf die Tasten und wehrte Mr. Skimpole, weiterzuspielen.
    »Ich mag das nicht, Skimpole«, sagte er gedankenvoll.
    Mr. Skimpole, der bereits wieder an etwas ganz andres dachte, blickte überrascht auf.
    »Der Mann war notwendig«, fuhr mein Vormund fort und ging in dem kleinen Raum zwischen Piano und Wand auf und ab und rieb sich das Haar am Hinterkopf in die Höh, daß es aussah, als habe es der Ostwind emporgeblasen. »Der Mann war notwendig. Wenn wir schon solche Berufe durch unsre Fehler oder durch unsern Mangel an Lebenserfahrung oder durch unsre Unfälle zur Notwendigkeit machen, so dürfen wir den Trägern derselben dann nichts nachtragen. Es war nichts Verwerfliches in seinem Beruf. Er ernährte seine Kinder damit. Man sollte sich da genauer erkundigen.«
    »Ach so, Coavinses!« rief Mr. Skimpole, der endlich merkte, worum es sich handelte. »Nichts leichter. Ein Gang nach Coavinses' Hauptquartier, und Sie können alles erfahren, was Sie wünschen.«
    Mr. Jarndyce nickte uns zu, die wir bloß auf das Signal warteten.
    »Kommt! Wir wollen einmal hingehen, liebe Kinder. Warum nicht einmal auch dorthin.«
    Wir waren rasch fertig und gingen aus, und Mr. Skimpole begleitete uns und hatte viel Vergnügen an der Expedition. Es sei ein Hauptspaß für ihn, sagte er, einmal seinerseits Coavinses suchen zu gehen, anstatt umgekehrt. Er führte uns zuerst nach Cursitor Street, Chancery-Lane, zu einem Haus mit vergitterten Fenstern, das er Coavinses' Raubschloß nannte. Wir klingelten, und ein unglaublich häßlicher Bursche kam aus einer Art Kanzleistube heraus und musterte uns über ein mit Spitzen versehenes Pförtchen hinüber.
    »Was wünschen Sie?« fragte er und preßte sein Kinn zwischen zwei Stacheln.
    »Es war ein Gerichtsvollzieher hier, der jetzt tot ist«, sagte Mr. Jarndyce.
    »Ja. Nun, und?«
    »Wir möchten gern seinen Namen wissen.«
    »Hieß Necken«, sagte der Bursche.
    »Und seine Adresse?«
    »Bell Yard. Krämerladen linker Hand. Firma Blinder.«
    »War er... Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll«, brummte mein Vormund. »War er fleißig?«
    »Neckett? – Na, und ob. War immer auf der Lauer. Blieb auf seinem Posten an einer Straßenecke acht bis zehn Stunden lang in einem Strich, wenn er's mal übernommen hatte.«
    »Er hätte Schlimmeres tun können«, hörte ich meinen Vormund murmeln. »Er hätte es übernehmen können und dann faulenzen. Danke. Weiter brauch ich nichts zu wissen.«
    Wir verließen den Burschen, der, den Kopf auf eine Seite geneigt, die Arme auf die Pforte gelegt, die Spitzen des Gitters streichelte, und gingen nach Lincoln's-Inn zurück, wo Mr. Skimpole, der sich nicht näher an Coavinses herangetraut hatte, auf uns wartete. Dann gingen

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