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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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anwesend und würde mich nicht wundern, wenn sie jemand absichtlich zurückgelassen hätte.«
    »Sehen sie danach aus?« fragte Ada, die lachend hinter mich trat und mich lustig mit ihren Armen umschlang. »O ja, sie sehen danach aus, Mütterchen. Sie sehen sogar sehr, sehr danach aus, wahrhaftig, liebe Esther.«

18. Kapitel
Lady Dedlock
    Es war nicht so leicht, wie es anfangs geschienen hatte, für Richard in Mr. Kenges Kanzlei eine Probezeit auszumachen. Richard selbst war das Haupthindernis. Kaum stand es in seiner Macht, Mr. Badger jeden Augenblick zu verlassen, fing er an zu zweifeln, ob er denn das überhaupt wünsche. Er wisse es selbst nicht recht, sagte er. Medizin sei immerhin kein übler Beruf. Er könne nicht sagen, daß er ihm mißfalle. Vielleicht gefalle er ihm so gut wie jeder andere... Wir sollten es ihn nur noch einmal versuchen lassen.
    Hierauf schloß er sich ein paar Wochen lang mit einigen Büchern und ein paar Knochen ein und schien sich mit großer Schnelligkeit eine ziemliche Menge Kenntnisse anzueignen. Nachdem seine Begeisterung ungefähr einen Monat gedauert, fing sie an, sich abzukühlen, und als sie ganz kalt geworden, fing sie an, sich noch einmal zu erwärmen. Sein Hin- und Herschwanken zwischen Jus und Medizin dauerte so lang, daß der Hochsommer herankam, ehe er von Mr. Badger schied und seine Probezeit bei Kenge & Carboy antrat.
    Bei aller dieser Flatterhaftigkeit bildete er sich sehr viel darauf ein, daß er es »diesmal« außerordentlich ernst nähme. Und er war so gutmütig und so fröhlich gelaunt und liebte Ada so sehr, daß es sehr schwer war, ihm böse zu sein.
    »Was Mr. Jarndyce betrifft«, der, wie ich hier erwähnen will, während dieser ganzen Zeit sehr viel über Ostwind klagte, »was Mr. Jarndyce betrifft«, sagte Richard zu mir, »so ist es der prächtigste Kerl unter der Sonne, Esther. Schon ihm zuliebe muß ich mich diesmal fest ins Zeug legen und die Sache ordentlich ins Geleise bringen.«
    Sein Vorhaben, sich tüchtig ins Zeug zu legen, stach von seinem lustigen Gesicht, seiner sorglosen Art und seiner Sprunghaftigkeit, mit der er alles erfaßte, aber nichts festhalten konnte, komisch ab. Dennoch sagte er uns zuweilen, er nähme es so ernst, daß er sich wundere, wieso sein Haar nicht grau werde.
    Also, wie bereits erwähnt, im Hochsommer trat er bei Mr. Kenge ein, um zu versuchen, wie ihm der Beruf gefalle.
    Die ganze Zeit über war er in Geldsachen, wie ich ihn schon früher beschrieben habe: freigebig, verschwenderisch, unglaublich sorglos, aber immer überzeugt, daß er eher berechnend und überlegt sei.
    Um die Zeit, wo er in die Kanzlei eintreten sollte, sagte ich einmal in seiner Anwesenheit halb im Scherz, halb ernsthaft zu Ada, er müsse Fortunas Säckel haben, so leichtsinnig gehe er mit Geld um. Und er gab darauf zur Antwort:
    »Mein Juwel von einer lieben Kusine, man höre diese alte Frau! Warum sagt sie das? Weil ich vor ein paar Tagen acht Pfund oder so etwas für eine gewisse hübsche Weste und Knöpfe gegeben habe. Wenn ich nun bei Badger geblieben wäre, hätte ich auf einen Sitz zwölf Pfund für eine Reihe herzzerbrechender Vorlesungen bezahlen müssen. So spare ich vier Pfund rund bei dem Geschäft.«
    Zwischen ihm und meinem Vormund wurde viel betreffs der Arrangements, die seinetwegen in London, während er es mit der Jurisprudenz versuchen wollte, getroffen werden mußten, erörtert. Wir waren nämlich schon seit längerer Zeit nach Bleakhaus zurückgekehrt, und es lag zu weit entfernt, als daß er öfter als einmal in der Woche hätte hinauskommen können. Mein Vormund sagte mir, wenn Richard sich entschließen sollte, bei Mr. Kenge zu bleiben, wolle er ihm eine größere Wohnung, in der auch wir manchmal ein paar Tage bleiben könnten, mieten. »Aber, kleines Frauchen«, setzte er hinzu und rieb sich sehr bedeutsam den Kopf, »er hat sich noch nicht fest entschlossen.«
    Die Beratungen endeten damit, daß wir für ihn gegen monatliche Kündigung eine hübsche kleine möblierte Wohnung in einem stillen alten Hause in der Nähe von Queens-Square mieteten. Er fing gleich damit an, all sein Geld zum Ankauf der wunderlichsten kleinen Ausschmückungen für diese Wohnung auszugeben, und so oft es Ada und mir gelungen war, ihm irgendeine besonders unnütze und kostspielige Ausgabe auszureden, schrieb er sich die Summe gut und hielt es für eine Ersparnis des Restes, wenn er etwas weniger für irgend etwas andres aufwendete.
    Solang diese

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