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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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»macht mir nichts aus. Aber er hätte ebensogut anderswo sterben können. Es ist verdammt kurios, daß er gerade in meiner Wohnung sterben mußte.«
    Mr. Jobling nimmt den Übergriff sehr übel und kommt einige Mal darauf zurück mit Bemerkungen wie: »Es gibt doch wahrhaftig Orte genug zum Sterben. Ob es ihm wohl gefallen hätte, wenn ich in seiner Wohnung gestorben wäre!«
    Da der Vertrag so gut wie abgeschlossen ist, schlägt Mr. Guppy vor, den getreuen Smallweed hinzuschicken und fragen zu lassen, ob Mr. Krook zu Hause sei, um in diesem Fall das Geschäft ohne Verzug abschließen zu gehen. Mr. Jobling erteilt seine Zustimmung, und Smallweed begibt sich unter seinen großen Zylinder und balanciert ihn à la Guppy aus dem Speisehaus hinaus. Bald darauf kehrt er mit der Nachricht zurück, Mr. Krook sei zu Hause und er habe ihn durchs Fenster hinten im Laden schlafen sehen, so fest wie ein Murmeltier.
    »Also, zahlen«, ruft Mr. Guppy. »Wir wollen hingehen. Small, wieviel wird's machen?«
    Mr. Smallweed winkt die Kellnerin mit dem Augenlid herbei und diktiert: »Vier Mal Kalbsbraten und Schinken ist drei, vier Mal Kartoffeln macht drei und vier, ein Sommerkohl macht drei und sechs, drei Mal Pudding ist vier und sechs, und sechs Brote sind fünf, und drei Cheshire sind fünf und drei, vier Bier sechs und drei, vier kleine Rum acht und drei, und drei Mal für Polly ist acht und sechs. Acht Schilling sechs Pence, Polly, und achtzehn Pence heraus, ist ein halber Sovereign!«
    Nicht im geringsten von dieser fürchterlichen Rechenarbeit angegriffen, entläßt Smallweed seine Freunde mit einem kaltblütigen Nicken und bleibt zurück, um bei Gelegenheit Polly ein wenig zu bewundern und die Zeitung zu lesen, die, außer wenn er seinen Zylinder aufhat, so groß für ihn ist, daß er hinter ihr wie unter einem Bettuch verschwindet.
    Mr. Guppy und Mr. Jobling begeben sich nach dem Hadern- und Flaschen-Laden, wo sie Mr. Krook immer noch fest wie ein Murmeltier schlafen finden. Er schnarcht laut, das Kinn auf der Brust, und läßt sich weder durch Geräusche draußen noch durch leises Schütteln wecken. Auf dem Tisch neben ihm stehen unter dem gewöhnlichen Allerlei eine leere Ginflasche und ein Glas. Die stickige Luft ist so von dem Geruch des Getränks gesättigt, daß selbst die grünen Augen der Katze oben auf dem Sims, sich öffnend und schließend und den Besuch anglimmernd, betrunken aussehen.
    »Heda!« ruft Mr. Guppy und rüttelt die zusammengesunkene Gestalt des Alten von neuem. »Mr. Krook! Hallo, Sir!«
    – Ebenso leicht könnte man ein Bündel alter Kleider, in dessen Innerem Spiritus glüht, wecken. –
    »Ist dir jemals eine solche Betäubung zwischen Betrunkenheit und Schlaf vorgekommen?« fragt Mr. Guppy.
    »Wenn das sein regelmäßiger Schlummer ist«, bemerkt Jobling, ein wenig beunruhigt, »wird er eines Tages überhaupt nicht mehr aufwachen.«
    »Es ist bei ihm immer mehr ein Schlaganfall als ein Schlaf«, sagt Mr. Guppy und schüttelt ihn abermals. »Hallo, Euer Lordschaft! Sie können schon fünfzig Mal beraubt sein! Machen Sie doch die Augen auf!«
    Nach vielem Lärm tut es Krook, aber anscheinend, ohne den Besuch oder irgend etwas andres zu sehen. Er legt zwar ein Bein über das andre, faltet die Hände, öffnet und schließt ein paar Mal die pergamentnen Lippen, scheint jedoch gefühllos zu sein wie vorher.
    »Jedenfalls lebt er noch«, sagt Mr. Guppy. »Wie geht's, Mylord Kanzler? Ich habe einen Freund mitgebracht, Sir. Wegen eines kleinen Geschäftes.«
    Der Alte sitzt immer noch da, schmatzt mit seinen trockenen Lippen und hat nicht das mindeste Bewußtsein. Nach einigen Minuten macht er einen Versuch, aufzustehen. Sie helfen ihm dabei, und er taumelt an die Wand und starrt sie an.
    »Wie geht's, Mr. Krook?« fragt Mr. Guppy, ein wenig außer Fassung. »Wie geht's, Sir. Sie sehen entzückend aus, Mr. Krook. Ich hoffe, Sie sind doch ganz wohl?«
    Der Alte will nach Mr. Guppy oder in die leere Luft schlagen, dreht sich dabei willenlos um und kommt mit dem Gesicht gegen die Wand zu stehen. So bleibt er ein oder zwei Minuten angelehnt und taumelt dann durch den Laden zur Eingangstür. Die Luft, die Bewegung im Hof, die Zeit oder alle drei zusammen bringen ihn wieder zum Bewußtsein. Er kommt ziemlich festen Schrittes wieder, schiebt sich seine Pelzmütze auf dem Kopf zurecht und sieht die beiden lauernd an.
    »Ihr Diener, meine Herren. Ich habe ein wenig genickt. Hi! Ich bin manchmal schwer zu

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