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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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so wohlbekanntes und, wie ich wohl sagen darf, so ausgezeichnetes wie Sie, das größte Entgegenkommen zu beweisen, nur möchte ich es mir, Mr. Tulkinghorn, zur Bedingung machen, meinen Freund zuzuziehen, wenn Sie etwas mit mir sprechen wollen.«
    »Hm«, meint Mr. Tulkinghorn.
    »Ja, Sir. Meine Gründe sind durchaus nicht persönlicher Art, aber trotzdem für mich ausschlaggebend.«
    »Die Sache ist nicht von solcher Wichtigkeit, daß Sie sich die Mühe hätten zu machen brauchen, Bedingungen zu stellen, Mr. Guppy.« Mr. Tulkinghorn hält inne und lächelt einen Augenblick, und sein Lächeln ist so glanzlos und rostig wie seine Beinkleider. »Man muß Ihnen übrigens gratulieren, Mr. Guppy. Sie sind ein glücklicher junger Mann, Sir.«
    »So leidlich, Mr. Tulkinghorn. Ich kann nicht klagen.«
    »Klagen? – Vornehme Freunde, freier Zutritt in großen Häusern und bei eleganten Damen. Mr. Guppy, es gibt Leute in London, die für so etwas ihre Ohren hergeben würden.«
    Mr. Guppy sieht ganz so aus, als ob er seine immer röter werdenden Ohren gern hergeben würde, um lieber keinen Zutritt bei vornehmen Damen zu haben.
    »Sir, wenn ich bei meinen Berufsgeschäften bleibe und bei Kenge & Carboy meinen Verpflichtungen nachkomme, geht es kein Mitglied der Advokatenkammer, nicht einmal Mr. Tulkinghorn von Lincoln's-Inn-Fields, etwas an, wer meine Freunde und Bekannten sind. Ich fühle mich nicht verpflichtet, mich weiter zu erklären, und mit aller Achtung vor Ihnen, Sir, und ohne Sie beleidigen zu wollen –, ich wiederhole, ohne Sie im geringsten beleidigen zu wollen...«
    »O, bitte sehr, Mr. Guppy.«
    »Es liegt durchaus nicht in meiner Absicht...«
    »Ich bin davon überzeugt«, sagt Mr. Tulkinghorn und nickt gelassen. »Schon gut. Ich sehe an diesen Porträts, daß Sie ein bedeutendes Interesse an der fashionablen Welt nehmen, Sir.«
    – Er richtet diese Worte an Tony, der seine Schwäche nicht leugnen kann und ein ziemlich dummes Gesicht macht. –
    »Eine Tugend, die wenigen Engländern mangelt«, bemerkt Mr. Tulkinghorn. Den Rücken dem verräucherten Kamin zugekehrt, hat er auf der Steinplatte vor dem Herd gestanden und sieht sich jetzt, mit dem Glas vor den Augen, um. »Wer ist das? Lady Dedlock! Ah! Eigentlich sehr ähnlich, aber es fehlt dem Bild die Charakteristik. Guten Tag, meine Herrn. Guten Tag.«
    Als er zur Türe draußen ist, beeilt sich Mr. Guppy schweißgebadet, die Galerie der Schönheiten vollends herunterzunehmen, und macht mit Lady Dedlock den Schluß.
    »Tony«, sagt er hastig zu seinem Freund, der bei Mr. Tulkinghorns Worten ein sehr erstauntes Gesicht gemacht hat, »wir wollen uns beeilen, die Sachen zusammenzupacken und den Ort zu verlassen. Es wäre vergeblich, dir länger verheimlichen zu wollen, Tony, daß zwischen mir und einem der Mitglieder unsrer schwanengleichen Aristokratie eine Verbindung bestanden hat. Es hätte eine Zeit kommen können, wo ich dir alles enthüllt haben würde. Sie wird jetzt nie mehr kommen. Ich habe es nicht nur geschworen, sondern bin es auch meinem zerschmetterten Idol und den Verhältnissen, über die ich keine Macht habe, schuldig, das Ganze in Vergessenheit zu begraben. Ich beschwöre dich als Freund bei dem Interesse, das du immer an den 'fashionablen Nachrichten' genommen hast, und bei den kleinen Vorschüssen, mit denen ich dir auszuhelfen Gelegenheit gehabt habe, mich nicht weiter zu fragen und die Sache ein für allemal vergessen sein zu lassen.«
    In einem Zustand, der einer Art juristischen Wahnwitzes gleicht, sprudelt Mr. Guppy diese Worte hervor, und wie verwirrt sein Freund darüber ist, verrät sich durch das Aussehen seines Haars und seines sorgfältig gepflegten Backenbartes.

40. Kapitel
Häusliche und Staats-Angelegenheiten
    England ist seit einigen Wochen in einer schrecklichen Lage gewesen. Lord Coodle wollte demissionieren, Sir Thomas Doodle das Portefeuille nicht annehmen, und da in ganz Großbritannien außer Coodle und Doodle niemand nennenswerter war, gab es keine Regierung! Es war ein Segen des Himmels, daß aus dem eine Zeitlang unvermeidlich scheinenden Duell zwischen den beiden großen Männern nichts wurde. Angenommen, Coodle und Doodle hätten einander totgeschossen: England wäre ohne Regierung dagestanden und hätte warten müssen, bis der junge Coodle und der junge Doodle, die zur Zeit noch in Röckchen gingen, groß geworden wären. Dies unabsehbare Nationalunglück wurde Gott sei Dank dadurch abgewendet, daß Lord Coodle

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