0405 - Die Marionetten von Astera
Die Marionetten von Astera
Eine Welt in Ketten - Wer ist der Unheimliche, der Menschen zu willenlosen Sklaven macht?
von Hans Kneifel
Man schreibt Mitte März des Jahres 3432. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, sind etwa siebzehn Monate vergangen. Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen. Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf daß die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge. Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewußt einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus operieren zu können. Und das ist für den Fortbestand der galaktischen Menschheit bitter nötig, denn die Herrscher einzelner Sternenreiche treiben brutale Machtpolitik und schrecken vor nichts zurück. Zudem treiben noch andere, weit mysteriösere Gruppen ihr Unwesen in der Milchstraße. Da ist beispielsweise Ribald Corello, ein Mutant mit phantastischen Fähigkeiten. Er setzt diese Fähigkeiten gegen die Bewohner des Planeten Astera ein - und macht Menschen zu Marionetten...
Die Hauptpersonen des Romans:
Norman Yoder - Ein Mann in „kleiner" Maske.
Gil Delaterre - Kapitän des Handelsraumers CANIS VENATICI.
Joak Cascal - Ein ehemaliger Offizier der Solaren Flotte.
Hima Kaszant - Kommandant einer Flugpanzer-Abteilung.
Major Knud Kunutson - Perry Rhodans Kontaktmann auf dem Planeten Astera.
Masters - Major Kunutsons Double.
Ribald Corello - Ein mysteriöser Supermutant.
1.
Die CANIS VENATICI war ein kugelförmiges Schiff, rostig und ungepflegt. Der Name des Schiffes, in riesigen Lettern an den Kugelwandungen angebracht, war verwittert und die Schicht aus hitzebestandigem Speziallack abgesplittert. In den langen Nietenreihen fehlten ganze Verbände, und entlang der wenigen Luken zogen sich breite Streifen von verbranntem Öl, von Säuren, die das Metall angefressen hatten, und die Spuren, die von den Entladegeräten stammten. Gerade noch war das Zeichen der Freifahrer zu erkennen - Schiff wie Zeichen waren alt und verrottet. Die konkave Kuppel der oberen Polgegend war fast blind, zerschrammt und mit winzigen Sprüngen übersät wie von einer Ansammlung Spinnennetze. Der Schiffsname bedeutete „Jagdhund"; er stand in keinem Verhältnis, das die CANIS VENATICI bot; man mußte unwillkürlich an einen lahmen, räudigen Köter denken. Sie flog durch den Hyperraum, dem Ziel entgegen, das Stunden vor ihr lag. Die rund fünfzig Manner dieses Schiffes machten dem äußerlich erkennbaren Zustand alle Ehre.
Die CANIS war von Olymp gestartet, dem neu erschlossenen Handelsplaneten und flog den Planeten Astera an. Gil Delaterre und Norman Yoder saßen in der Kombüse des Schiffes. Yoder, ein hagerer Mann mit grauen Augen und einer dreiviertellangen Felljacke, die mit Glasperlen bestickt war, hob eine Tasse hoch.
„Der Habaskyr-Tee schmeckt wirklich nur, wenn man ihn mit Alkohol veredelt", knurrte er. „Ekelhaft."
Delaterre grinste.
Die Raumbeleuchtung flackerte und beleuchtete seinen Kopf mit dem dichten, weißen Haar, das über dem rechten Ohr mit einer bunten Spange zusammengehalten wurde. Unter einer Adlernase war ein buschiger Schnurrbart. Delaterre sah aus wie ein junger Mann, der durch ein überraschendes Ereignis frühzeitig gealtert war. Die Art der Bewegungen und der kühle Ton der Autorität verwischten diesen Eindruck wieder. Der schwere, blauschimmernde Strahler an seinem Gürtel, locker hinter das breite Lederband gesteckt, ließ diesen Mann alles andere als harmlos erscheinen. Mit einer heiseren Stimme erwiderte er seinem malerisch angezogenen Gast: „Hätte ich gewußt, welch ehrenvollen Gast mein stolzes Schiff befördern würde, hätte ich teures Getränk an Bord genommen - so aber werden Sie trinken müssen, was ich und die Mannschaft trinken."
Yoder grinste dünn.
Er trug wadenhohe Stiefel, in deren Schäften schlanke Messer steckten. Darüber eine Hose aus schwarzem, ungepflegtem Leder. Die linke Hand steckte in einem schwarzen Lederhandschuh, den Yoder seit der Minute, in der er an Bord gegangen war, nicht abgenommen
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